Schatten der Liebe
dir keine Sorgen«, fügte er hinzu, während er aufstand. »Unsere Bank wird nicht zusammenbrechen. Wir stehen besser da als die meisten anderen Privatbanken. Würdest du mir aber trotzdem einen Gefallen tun?« fragte er halb im Spaß.
»Jeden«, antwortete sie ohne zu zögern.
Er zog sie an sich, um ihr einen Gutenachtkuß zu geben. »Könntest du dafür sorgen, daß Bancroft & Company auch weiterhin pünktlich seine Rückzahlungen an Reynolds Mercantile Trust leistet?«
»Absolut kein Problem!« antwortete Meredith und lächelte ihn zärtlich an. Dann küßte er sie, gab ihr einen langen, erschöpften, liebevollen Kuß, den Meredith feuriger erwiderte als je zuvor. Als er gegangen war, bemühte sie sich, seinen Kuß nicht mit Matts hungrigen, heißen, sinnlichen Küssen zu vergleichen. Was Matts Küsse boten, war Leidenschaft. Parkers boten Liebe.
34
Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Matt in der Mitte des riesigen Konferenzraumes, der an sein Büro grenzte, und musterte alles mit überaus kritischen Blicken. In einer halben Stunde würde Meredith hier sein, und er war nervös wie ein Teenager vor seinem ersten Rendezvous, weil er sie unbedingt beeindrucken wollte.
Er seufzte; einerseits konnte er es kaum erwarten, die Schlacht zu eröffnen, andererseits sah er dem Kommenden doch mit einer gewissen Unsicherheit entgegen. Dann erinnerte er sich an die beiden Sekretärinnen, die hinter ihm standen und abwarteten, ob er noch etwas wünsche. »Vielen Dank Ihnen beiden. Sie haben mir sehr geholfen«, sagte er und widmete sich wieder dem Raum. Er warf beiden Frauen ein ungewohnt warmes Lächeln zu, in dem sie sich sonnten, machte diesen Eindruck aber sofort wieder zunichte, indem er die eine fragte: »Würden Sie diesen Raum ansprechend finden, wenn Sie eine Frau wären?«
»Ich finde ihn ansprechend«, sagte Joanna steif, »selbst als Ihr ergebener Roboter, Mr. Farrell.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Matt den Hintersinn ihrer eisigen Antwort erkannt hatte, aber als er sich umwandte, sah er nur noch die Rücken der beiden, die an Eleanor Stern vorbei durch die breite Doppeltür hinausgingen. »Warum ist sie beleidigt?« wollte er von seiner Sekretärin wissen, deren Interesse, wie sein eigenes auch, einzig der zu erledigenden Büroarbeit galt und die während der Arbeit weder die Absicht hatte zu flirten noch sich zu amüsieren.
Miss Stern strich ihr strenges graues Flanellkostüm glatt und griff zu einem Bleistift. »Ich nehme an«, sagte sie mit hörbarer Verachtung für die andere Sekretärin, »daß sie gehofft hatte, Sie hätten bemerkt, daß sie eine Frau ist. Darauf wartet sie eigentlich schon, seit Sie hier angekommen sind.«
»Sie verschwendet ihre Zeit«, konstatierte Matt. »Vor allem ist sie eine Angestellte. Nur ein Dummkopf läßt sich mit seinen eigenen Angestellten ein.«
»Vielleicht sollten Sie heiraten«, erwiderte Miss Stern nüchtern, blätterte aber schon wieder in ihrem Notizblock, um einige Zahlen zu finden, die sie mit ihm durchsprechen wollte. »Zu meiner Zeit hat das weiblichen Annäherungsversuchen einen deutlichen Riegel vorgeschoben «
Auf Matts Gesicht machte sich ein allmähliches Lächeln breit, und in dem plötzlichen Bedürfnis, jemanden an seiner neuesten Erkenntnis teilhaben zu lassen, lehnte er sich mit der Hüfte gegen den Konferenztisch und sagte leise: »Ich bin verheiratet.«
Miss Stern blätterte weiter in ihrem Block und sagte ohne aufzublicken: »Herzlichen Glückwunsch Ihnen beiden.«
»Das ist kein Scherz«, sagte Matt, die Brauen zusammengezogen.
»Soll ich diese Information an Miss Avery weiterleiten?« fragte sie mit todernster Miene. »Sie hat heute schon zweimal angerufen.«
»Miss Stern«, sagte Matt trocken, und zum ersten Mal in ihrer sterilen, rein auf die Arbeit beschränkten Beziehung, bedauerte er aufrichtig, daß er nie ein freundschaftliches Verhältnis zu ihr entwickelt hatte. »Ich bin seit elf Jahren mit Meredith Bancroft verheiratet, und sie kommt heute nachmittag hierher.«
Sie blickte ihn über den Rand ihrer Hornbrille hinweg an. »Sie haben heute abend eine Verabredung mit Miss Avery, und ich habe einen Tisch für Sie bei Renaldo'« bestellt. Wird Miss Bancroft Sie und Miss Avery zum Essen begleiten? Wenn ja, soll ich dann die Reservierung in einen Tisch für drei ändern lassen?«
»Die Verabredung mit Miss Avery habe ich abge...«, begann Matt, dann fiel ihm das Kinn herunter, und ein breites Grinsen zog über sein
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