Schatten der Liebe
Gesicht. »Entdecke ich da etwa einen leichten Tadel in Ihrer Stimme?«
»Mit Sicherheit nicht, Mr. Farrell. Sie haben von Anfang an klargestellt, daß es nicht meine Aufgabe sei, Ihr Verhalten zu beurteilen. Soweit ich mich erinnere, haben Sie wörtlich gesagt, daß Sie an meiner persönlichen Meinung nicht interessiert wären. Sie wollten lediglich meine Fähigkeiten und meine Arbeitskraft. Möchten Sie, daß ich bei der Besprechung anwesend bin und mitschreibe?«
Bei der Entdeckung, daß seine vor vielen Jahren gemachte Bemerkung sie scheinbar immer noch wurmte, mußte Matt sich zurückhalten, um nicht laut loszulachen. »Ich halte es für eine ausgezeichnete Idee, wenn Sie mitschreiben. Bitte achten Sie besonders auf alles, was Miss Bancroft und ihr Anwalt sagen. Ich habe vor, sie auf jedes Zugeständnis festzunageln.«
»Wie Sie wünschen«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
Matts Stimme ließ sie innehalten. »Miss Stern?« Sie drehte sich um, mit sehr geradem Rücken und den Bleistift in der Hand, bereit, weitere Instruktionen entgegenzunehmen. Schmunzelnd fragte Matt: »Haben Sie einen Vornamen?«
»Sicherlich«, antwortete sie, und ihre Augen wurden schmal.
»Darf ich ihn benutzen?«
»Natürlich. Allerdings bin ich der Ansicht, daß Matthew weit besser zu Ihnen paßt als Eleanor zu mir.«
Matt blieb der Mund offen stehen, als er ihre unbewegliche Miene sah und konnte sich nur mit Mühe das Lachen verbeißen. Unsicher, ob sie es ernst meinte oder scherzte, sagte er langsam: »Meinen Sie, daß Sie und ich etwas ... etwas weniger formell miteinander verkehren könnten?«
»Ich nehme an, Sie denken an ein ungezwungeneres Verhältnis, so wie es im allgemeinen zwischen Sekretärin und Chef üblich ist?«
»Ja, genau das.«
Nachdenklich hob sie eine graue Augenbraue, aber diesmal sah Matt es - das leicht amüsierte Aufleuchten in ihren hellen Augen. »Heißt das, daß ich Ihnen in Zukunft einen Geburtstagskuchen backen muß?«
»Ich denke schon«, antwortete er mit einem verlegenen Grinsen.
»Ich werde es mir notieren«, erwiderte sie, und als sie es tatsächlich tat, lachte Matt laut los. »Wünschen Sie sonst noch etwas?« fragte sie, und zum ersten Mal in all den Jahren lächelte Eleanor Stern ihn an. Das Lächeln machte ihr Gesicht direkt sympathisch.
Stuart wartete schon, den Aktenkoffer in der Hand, als Meredith die Lobby des Intercorp-Hochhauses betrat. »Du siehst großartig aus«, sagte er und nahm Merediths Hand. »Einfach perfekt. Ruhig und gelassen.«
Nach einstündigen! Überlegen hatte Meredith sich am Morgen für ein honiggelbes Kleid mit passendem marineblauem, honiggelb paspellierten Mantel entschieden - und zwar nur aus dem Grund, weil sie irgendwo gelesen hatte, daß Männer gelb als bestimmend und selbstbewußt, aber nicht feindlich empfänden. Um den Eindruck der kühlen Selbstsicherheit noch zu unterstreichen, hatte sie ihr Haar hochgesteckt, anstatt es lose zu tragen.
»Farrell wird nur einen Blick auf dich werfen und uns alles zugestehen, worum wir ihn ersuchen«, fuhr Stuart galant fort, während sie zum Lift gingen. »Wie könnte er dir widerstehen?«
Die Empfangsdame im sechzigsten Stock stand auf, sobald Stuart ihre Namen genannt hatte. »Hier entlang bitte, Mr. Farrell erwartet Sie beide. Die anderen sind bereits hier.«
Merediths mühsam erkämpfte Gelassenheit erlitt einen leichten Schlag, als sie Matts Büro betrat und es nicht wiedererkannte. Die linke Wand war zurückgeschoben worden, so daß sein Büro in einen Konferenzraum von der Größe eines Tennisplatzes überging. Am Konferenztisch saßen zwei Männer und unterhielten sich zwanglos mit Matt. Er blickte auf, sah sie und erhob sich sofort, um ihr mit langen Schritten entgegenzugehen. »Darf ich dir aus dem Mantel helfen«, sagte er und ignorierte Stuart, der mit seinem eigenen Mantel zu tun hatte, völlig.
Zu nervös und zu unsicher, um seinem Blick zu begegnen, drehte Meredith sich gehorsam um und versuchte, die Gänsehaut zu unterdrücken, die ihr über den Rücken lief, als er den Mantel anhob und seine Finger ihre Schultern streiften. Stuart war zum Konferenztisch hinübergegangen, um die gegnerischen Anwälte zu begrüßen, und Meredith eilte ihm nach. Bevor er sie jedoch mit den beiden bekanntmachen konnte, war Matt plötzlich an ihrer Seite, faßte sie leicht am Ellbogen und begann sie vorzustellen, als wäre das Ganze ein intimes geselliges Beisammensein, das Matt zu Ehren von Meredith
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