Schatten der Liebe
etwas Besonderes?«
»Einen ganz dicken Brocken«, sagte er. »Vor fünf Minuten hatte das Geschäft in New Orleans eine Bombendrohung. Sie räumen das Kaufhaus, und ein Sonderkommando der Polizei ist bereits unterwegs.«
Alle Anwesenden fuhren hoch.
»Warum wurde ich nicht informiert?« frage Meredith barsch.
»Ihre beiden Leitungen waren belegt, also hat der Geschäftsführer den Anweisungen folgend mich angerufen.«
»Ich habe auch eine direkte Privatleitung.«
»Ich weiß, und Michaelson weiß es auch. Unglücklicherweise ist er in Panik geraten und konnte die Nummer nicht finden.«
Um halb sechs desselben Tages, nach einem anstrengenden Tag und nervenaufreibender Warterei, erhielt Meredith endlich den Anruf, auf den sie sehnlichst gehofft hatte: Der Bombensuchtrupp der Polizei von New Orleans hatte die Arbeit abgeschlossen und keine Spuren von Sprengstoff gefunden. Das war die gute Nachricht. Die schlechte war, daß der Laden einen ganzen Tag der umsatzstärksten Jahreszeit hatte geschlossen bleiben müssen.
Völlig erschöpft gab Meredith die Neuigkeit an Mark Bra-den weiter, dann packte sie ihren Aktenkoffer voll mit Arbeit und ging nach Hause. Parker hatte sich noch nicht gemeldet, aber sie wußte, daß er sie zurückrufen würde, sobald er ihre Nachricht erhielt.
In ihrer Wohnung angekommen, ließ sie Mantel, Handschuhe und Aktentasche auf einen Stuhl fallen und ging zu ihrem Anrufbeantworter, um nachzusehen, ob Parker sich vielleicht hier gemeldet hatte. Das war nicht der Fall, und sein andauerndes Schweigen begann Meredith zunehmend zu beunruhigen.
Sie duschte und war gerade dabei, sich die Seidenbluse in den Rockbund zu stecken, als ein heftiges Klopfen gegen die Wohnungstür sie überrasche. Wer immer es war, mußte einen Schlüssel für die Sicherheitstür unten haben, und da Parker in der Schweiz war, konnte es nur Mrs. Ellis sein. Sie öffnete die Tür und erstarrte verblüfft beim Anblick von Parkers grimmigem Gesicht.
»Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht vergessen hast«, sagte er kühl, »daß du verlobt bis?«
Von Schuldgefühlen geplagt und überwältigt von der Tatsache, daß er tatsächlich ihretwegen heimgeflogen war, warf Meredith sich in seine Arme, bemerkte aber sein leichtes Zögern, bevor er sie an sich drückte. »Ich habe dich nicht vergessen«, sagte sie und küßte seine unrasierte Wange. »Es tut mir leid!« damit zog sie ihn in die Wohnung. Sie erwartete, daß er seinen Mantel auszog, aber er blieb einfach stehen und musterte sie mit einem kühlen, unschlüssigen Blick. »Was tut dir leid, Meredith?« fragte er endlich.
»Daß du dir so viel Sorgen um mich gemacht hast, daß du deshalb die Konferenz verläßt und heimfliegst! Hast du denn nicht die Nachricht erhalten, die ich heute früh in deinem Hotel hinterlassen habe?«
Auf ihre Antwort hin wurde sein Gesichtsausdruck etwas milder, aber er wirkte abgespannter und verhärmter, als sie ihn jemals gesehen hatte. »Nein. Ich möchte einen Drink«, sagte er und zog endlich seinen Mantel aus. »Egal was, aber bitte stark.«
Meredith nickte, aber sie zögerte, als sie die tiefen Falten sah, die Sorgen und Übermüdung in sei Gesicht gekerbt hatten. »Ich kann einfach nicht glauben, daß du zurückgeflogen bist, weil du mich nicht erreichen konntest.«
»Das war einer von zwei Gründen.«
Sie legte den Kopf auf die Seite. »Was war der andere Grund?«
»Morton Simonson wird morgen bei Gericht Konkurs anmelden. Das habe ich gestern abend in Genf erfahren.«
Meredith verstand nicht ganz, warum die Tatsache, daß ein Industriefarben-Fabrikant pleite gegangen war, Parker nach Hause locken konnte, und sie sagte das auch, während sie seinen Drink mixte.
»Unsere Bank hat ihm über hundert Millionen Dollar geliehen«, sagte Parker. »Wenn seine Firma baden geht, verlieren wir den größten Teil davon. Da ich außerdem fürchten mußte, meine Verlobte zu verlieren«, fügte er hinzu, »beschloß ich heimzufliegen und zu sehen, was ich tun könnte, um eines oder beides zu retten.
Trotz seines Versuchs, ungezwungen zu klingen, verstand Meredith nun den Emst des Falls Simonson und fühlte sich fast noch elender, weil sie Parkers Sorgen noch vergrößert hatte. »Es bestand nie Anlaß zu der Sorge, mich zu verlieren«, sagte sie schmerzlich.
»Warum, zum Teufel, hast du mich nicht an gerufen? Wo warst du? Was ist mit Farrell los? Lisa hat mir gesagt, daß du Freitag abend nach Indiana gefahren bist, um Farrell die
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