Schatten der Liebe
Schließlich tat er das einzig Anständige und beendete die Feindseligkeiten. »Ich habe am Wochenende mit Matt gesprochen.«
»Worüber?« Als sie zögerte, sagte er: »Keine Geheimnisse vor deinem Rechtsanwalt! Levinsons plötzliches Drängen beunruhigt mich wirklich. Ich wittere eine Falle.«
Da Meredith wußte, daß es weder fair noch klug war, Stuart die Geheimnisse des Wochenendes vorzuenthalten, erzählte sie ihm, was passiert war - von ihrer Entdeckung, daß Matt das Grundstück in Houston gekauft hatte, bis zu ihrer stürmischen Konfrontation mit Matts Vater. »Als ich zur Farm kam, war Matt zu krank, um mir zuzuhören«, fuhr sie fort, »aber gestern habe ich ihm die Wahrheit darüber erzählt, was mein Vater getan hat, und er hat mir geglaubt.« Sie erzählte Stuart nicht, daß sie mit Matt ins Bett gegangen war; das war etwas, was niemand etwas anging - außer, vielleicht, Parker.
Als sie ausgeredet hatte, schwieg Stuart so lange, daß sie fürchtete, er habe die Wahrheit erraten, dann aber sagte er nur: »Farrell hat mehr Selbstbeherrschung als ich. Ich würde deinen Vater umbringen.«
Meredith, die mit ihrem Vater abrechnen würde, sobald er von seiner Kreuzfahrt zurück war, ging auf diese Bemerkung nicht ein. »Auf jeden Fall«, sagte sie, »erklärt das, warum Matt auf einmal so kooperativ ist.«
»Er ist mehr als nur kooperativ«, erwiderte Stuart trocken. »Nach dem, was Levinson sagt, ist Farrell um dein Wohlergehen überaus besorgt. Er will dir eine finanzielle Absicherung bieten und ist außerdem bereit, dir das Land in Houston zu sehr günstigen Bedingungen zu überlassen - dabei wußte ich zu der Zeit noch gar nicht, worum es dabei eigentlich geht.«
»Ich will keine finanziellen Zuwendungen von ihm und habe auch keinen Anspruch darauf«, entgegnete Meredith hektisch. »Wenn Matt uns den Grund in Houston verkaufen will, ist das wunderbar, aber deshalb brauchen wir uns doch nicht mit seinen Anwälten zu treffen. Ich habe beschlossen, nach Reno oder sonstwohin zu fliegen und mich ganz schnell scheiden zu lassen. Deshalb habe ich dich eigentlich angerufen - ich wollte dich fragen, wo man am schnellsten eine legale Scheidung bekommt.«
»Keine Chance«, sagte Stuart kategorisch. »Wenn du das versuchst, zieht Farrell sein Angebot zurück.«
»Wie kommst du darauf?« rief Meredith, die sich vorkam, als schnüre ihr eine unsichtbare Hand die Luft ab.
»Weil Levinson sich in dieser Hinsicht sehr klar ausgedrückt hat. Wie es scheint, will sein Klient die Sache ordentlich durchziehen oder gar nicht. Wenn du dich weigerst, dich morgen mit ihm zu treffen, oder versuchst, eine schnelle Scheidung zu kriegen, ist Farrells Angebot, dir das Land in Houston zu verkaufen, hinfällig. Levinson hat deutlich gemacht, daß sein Klient das als persönliche Kränkung ansehen würde. Es verblüfft mich, festzustellen«, schloß Stuart ironisch, »daß Farrells Ruf als kaltblütiger und harter Geschäftsmann scheinbar nur ein Deckmantel für sein weiches und empfindsames Herz ist. Wie siehst du das?«
Meredith, sank zurück in ihren Stuhl; ihre Aufmerksamkeit wurde kurzzeitig dadurch abgelenkt, daß die Mitglieder der Geschäftsleitung nach und nach den angrenzenden Konferenzraum betraten. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, gestand sie. »Ich habe Matt jahrelang so hart beurteilt - und jetzt weiß ich nicht, wer er wirklich ist.«
»Okay«, informierte Stuart sie fröhlich, »das werden wir ja morgen um vier herausfinden. Farrell will, daß das Treffen in seinem Büro stattfindet und daß seine Anwälte nebst uns beiden anwesend sind. Ich kann einen Termin absagen. Treffe ich dich dort, oder ist es dir lieber, wenn ich dich abhole?«
»Nein! Ich will nicht hin.«
»Selbst wenn du die Scheidung in Reno durchziehst«, erinnerte Stuart sie, »wäre die Regelung der Finanzen damit nicht erledigt. Wenn Farrell es darauf anlegt, kann sich eine diesbezügliche Auseinandersetzung über Jahre hinziehen.«
»Gott, wie furchtbar«, sagte sie gebrochen. »In Ordnung, ich treffe dich um vier in der Lobby von Intercorp. Ich möchte nur ungern allein hinaufgehen.«
»Verstehe ich vollkommen«, sagte Stuart höflich. »Bis morgen. Lenk dich inzwischen ab.«
Meredith tat ihr bestes, seinem Rat zu folgen, als sie am Kopfende des Konferenztisches Platz nahm. »Guten Morgen«, sagte sie mit einem fröhlichen, gekünstelten Lächeln. »Mark, würden Sie bitte anfangen? Gibt es in der Sicherheitsabteilung irgend
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