Schatten der Liebe
Wahrheit zu erzählen und ihn dazu zu bringen, in die Scheidung einzuwilligen.«
»Ich habe ihm die Wahrheit erzählt«, sagte Meredith sanft und gab ihm den Drink, »und er wird in die Scheidung einwilligen. Stuart Whitmore und ich treffen uns morgen mit Matt und seinen Anwälten.«
Er nickte, beobachtete sie aber in grüblerischen Schweigen. Seine nächste Frage hatte sie kommen sehen - und befürchtet. »Warst du das ganze Wochenende bei ihm?«
»Ja. Er - er war zu krank, um Freitag abend irgend etwas verstehen zu können.« Erst jetzt fiel Meredith ein, daß Parker ja gar nicht wußte, daß Matt als Rache für den abgewiesenen Bauantrag das Grundstück in Houston gekauft hatte, und sie erzählte ihm die ganze Geschichte. Danach erklärte sie ihm, warum sie das Gefühl gehabt hatte, Matt um Frieden bitten zu müssen, bevor sie ihm von der Fehlgeburt berichtete. Als sie fertig war, starrte sie auf ihre Hände - voller Schuldgefühle für das, was sie Parker nicht erzählt hatte, weil sie nicht sicher war, ob ein Geständnis lediglich ein egoistischer Akt der Schuldbefreiung oder tatsächlich moralisch und ethisch das Richtige sei. Wenn letzteres der Fall war, schien jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt, es ihm zu beichten - jetzt nicht, wo er bereits wegen Morton Simonson solche Sorgen hatte.
Sie war immer noch am Überlegen, als Parker sagte: »Farrell muß eine irrsinnige Wut bekommen haben, als er erfuhr, wie dein Vater ihn wegen deiner Fehlgeburt angelogen hat.«
»Nein«, sagte Meredith und dachte an den Ausdruck tiefer Trauer und unendlichen Bedauerns auf Matts Gesicht. »Wahrscheinlich ist er jetzt unheimlich wütend auf meinen Vater, aber gestern war er es nicht. Ich fing an zu weinen, als ich ihm von Elizabeths Begräbnis erzählte, und ich hatte das Gefühl, daß Matt sich sehr anstrengen mußte, um nicht ebenfalls zu weinen. Irgendwie war es kein Augenblick, um wütend zu werden.«
Die Schuld, die sie über das empfand, was anschließend passiert war, stand in ihren Augen, und Parker sah es.
»Nein, vermutlich nicht.« Er hatte bisher leicht nach vom gelehnt dagesessen, die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt, das Glas zwischen den Knien haltend, und sie angesehen. Jetzt mied er ihr Gesicht und begann, das Glas zwischen den Handflächen hin und her zu rollen. Seine Miene verhärtete sich. Und in den folgenden endlosen Momenten des Schweigens erkannte Meredith - erkannte sie, daß er erraten hatte, daß sie mit Matt ins Bett gegangen war.
»Parker«, sagte sie unsicher, zum Geständnis bereit, »wenn du überlegst, ob Matt und ich ...«
»Erzähl mir nicht, daß du mit ihm ins Bett gegangen bist, Meredith!« stieß er bissig hervor. »Lüg mich an, wenn du mußt, aber sag mir nicht, daß du mit ihm geschlafen hast. Ich könnte es nicht ertragen!«
Er hatte bereits einen Urteilsspruch gefällt und ihr ihre Buße auferlegt - und Meredith, die ihre Schuldgefühle durch eine Beichte hatte mindern wollen, erschien es wie eine Verurteilung zu lebenslänglichen Höllenqualen. Er wartete eine Minute, wie um ihnen beiden Zeit zu geben, das Thema damit endgültig abzuschließen. Dann stellte er das Glas ab, legte seinen Arm um ihre Schultern, zog sie an sich, hob ihr Kinn an und bemühte sich, sie anzulächeln. »Nach dem, was du mir von deinem heutigen Telephonat mit Stuart erzählt hast, klingt es ja so, als ob Farrell jetzt zu einer vernünftigen Lösung bereit wäre.«
»Das ist er bestimmt«, sagte Meredith, aber ihr zuversichtliches Lachen war nicht echt.
Parker gab ihr einen Kuß auf die Stirn. »Dann haben wir ja alles bald hinter uns. Morgen abend können wir auf deine erfolgreichen Scheidungsverhandlungen anstoßen und vielleicht auch schon auf den Erwerb dieses Grundstücks in Houston, das dir so am Herzen liegt.« Er räusperte sich, und sein folgenden Worte machten Meredith deutlich, wie ernst es um seine Bankgeschäfte wirklich stand. »Vielleicht muß ich mich nach einem anderen Geldgeber umsehen, der euer Projekt in Houston finanziert. Morton Simonson ist unser dritter großer Kreditnehmer, der innerhalb der letzten sechs Monate Bankrott gemacht hat. Wenn wir kein Geld einnehmen, können wir keines verleihen, außer wir nehmen unsererseits Staatsanleihen auf, und auch dieses Potential haben wir bereits ausgeschöpft.«
»Ich hatte keine Ahnung, daß zwei von euren Großkrediten geplatzt sind.«
»Die wirtschaftliche Entwicklung kann einem wirklich Angst einjagen. Aber mach
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