Schatten der Liebe
sich dann aber kurzerhand dafür, sie mit einem nachdrücklichen Schnappen zu schließen.
Sobald sie sich in der Sicherheit ihrer eigenen vier Wände befand, lehnte sie sich jedoch mit dem Rücken gegen die Tür und ließ niedergeschlagen den Kopf sinken. Allein die Tatsache, daß er sie erpreßt und zu diesem Abkommen gezwungen hatte, würde für jede auch nur einigermaßen selbstbewußte Frau mit Rückgrat Grund genug sein, ihm drei kurze Monate lang zu widerstehen. Aber nicht für sie, dachte sie wutentbrannt und entfernte sich von der Tür. Nicht für sie. Sie hatte nicht einmal drei Tage durchgehalten! Was ihn betraf, besaß sie überhaupt kein Rückgrat; sie war Wachs in seinen Händen. Voller Selbstverachtung ging Meredith zum Sofa und nahm unterwegs Parkers Bild zur Hand, das auf dem Beistelltisch stand. Er blickte sie aus dem Rahmen an, lächelnd, gutaussehend, verläßlich, gewissenhaft. Außerdem liebte er sie! Er hatte es ihr Dutzende von Malen gesagt. Matt nicht - nicht ein einziges Mal! Aber hinderte sie das irgendwie daran, ihren Stolz, ihre Selbstachtung Matthew Farrell vor die Füße zu legen? Nein, dachte sie bitter, vermutlich nicht. Nicht, wenn es so weiterging.
Sie sank aufs Sofa und starrte in die Flammen. Dabei dachte sie an etwas, das er gestern im Beisein seines Vaters zu ihr gesagt hatte: Ich werde dir das Paradies schenken. Alles, was du dir erträumst. Wir werden eine Familie gründen. Wir werden Kinder haben ... Ich möchte sechs, aber ich bin auch mit einem zufrieden.
Wenn sie ihm erzählte, daß sie keine Kinder mehr bekommen könne, würde ihn das vielleicht von seinem Vorhaben abbringen. In dem Moment, in dem ihr das bewußt wurde, kam es Meredith vor, als würde ihr Herz in tausend Stücke brechen, und diese Reaktion machte sie nur noch wütender auf sich selbst und auf ihn. »Verdammter Mistkerl!« schimpfte sie ihn laut. »Ich hasse dich, weil du mich so verwundbar machst.«
Er wollte wahrscheinlich gar keine Familie. Es ging ihm lediglich um den Reiz des Neuen, darum, eine Weile mit ihr zusammenzuleben. Im Bett würde sie ihn binnen weniger Tage langweilen, dessen war sie sich sicher. Matt war ein ganz und gar sinnlicher Mensch; er hatte mit Filmstars und exotischen Mannequins geschlafen. Meredith dagegen pflegte ihre Sexualität zu verdrängen und war beschämend unbeholfen. Vor elf Jahren schon hatte sie sich so gefühlt. Nach ihrer Scheidung hatte es zwei Jahre gedauert, bis sie in dieser Hinsicht wieder ein bißchen Selbstvertrauen aufgebaut hatte und bis sie in der Lage war, wenigstens etwas Leidenschaft zu empfinden. Lisa war der Ansicht, das einzige Heilmittel sei, mit jemand anderem zu schlafen, und Meredith hatte es versucht. Sie war mit dem Leichtathletik-Crack der Universität, der sie monatelang bearbeitet hatte, ins Bett gegangen, und es war eine einzige Katastrophe gewesen. Noch jetzt konnte sie seine höhnischen Bemerkungen hören, und sie zuckte dabei zusammen: Komm schon, Mädchen, lieg doch nicht da wie ein Bügelbrett, tu was für mich ... Was zum Teufel ist denn bloß mit dir los ... Wie kann jemand so verführerisch aussehen wie du und dabei so eiskalt sein? Als er dann versucht hatte, zur Sache zu kommen, war sie irgendwie ausgerastet, hatte gegen ihn angekämpft, ihre Kleider gepackt und war davongelaufen. Sex, das wußte sie jetzt, war nichts für sie.
Parker war ihr einziger weiterer Liebhaber gewesen, und er war ganz anders - zärtlich, lieb, stellte keine Anforderungen. Aber auch er war im Bett von ihr enttäuscht. Er hatte es nie offen ausgesprochen, aber sie spürte es.
Meredith legte die Füße hoch, den Kopf auf die Sofalehne und starrte an die Decke. Sie würde nicht weinen, obwohl ihr die Tränen schon in den Augen standen. Wegen Parker hätte sie sich nie auch nur halb so elend fühlen können. Niemals. Nur Matt konnte ihr das antun. Und trotzdem wollte sie ihn.
Diese Erkenntnis traf sie unvorbereitet. Sie erschrak; das durfte nicht sein. Aber es war so.
Binnen weniger Tage hatte Matt sie soweit gebracht, daß sie völlig geschlagen ihre Niederlage eingestand. Tränen der Scham und der Erniedrigung quollen ihr aus den Augen. Er mußte nicht einmal »Ich liebe dich« sagen, um sie dazu zu bringen, ihre ganzen Zukunftspläne hinzuwerfen.
Auf der anderen Seite des Zimmers schlug die antike Standuhr zehn. Für Meredith läutete sie das Ende einer ruhigen und friedlichen Zeit ein.
Matt manövrierte den Rolls an zwei LKWs vorbei, die seine
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