Schatten der Liebe
Spur blockierten, dann griff er nach dem Autotelefon. Die Uhr auf dem Display zeigte kurz nach zehn, aber das hielt ihn nicht davon ab, seinen Anruf zu tätigen. Peter Vanderwild hob nach dem zweiten Läuten ab. »Mein Besuch in Philadelphia war ein voller Erfolg, Sir«, berichtete er Matt, von der irrigen Annahme ausgehend, dieser habe ihn deswegen angerufen.
»Das ist jetzt unwichtig«, sagte Matt ungeduldig. »Ich will wissen, ob es sein kann, daß irgend jemand davon Wind bekommen hat, daß wir Bancroft's Aktien aufkaufen - daß das irgendwie bis zur Wall Street durchgedrungen ist?«
»Unmöglich. Ich habe alle Vorkehrungen getroffen, daß Geheimhaltung gewährleistet ist. Die Aktien steigen beständig, also wird es für uns auch immer teurer.«
»Ich glaube, daß da noch jemand anderer seine Finger im Spiel hat«, sagte Matt kurz. »Finden Sie heraus, wer das verdammt nochmal ist!«
»Jemand anderer will tatsächlich Bancroft's übernehmen?« wiederholte Vanderwild ungläubig. »Ich hatte das ursprünglich auch angenommen, aber warum nur? Bancroft's ist im Moment eine miserable Geldanlage, wenn man nicht gerade persönliche Gründe hat, so wie Sie.«
»Peter«, warnte Matt, »halten Sie sich aus meinen Privatangelegenheiten heraus, oder wollen Sie demnächst wieder Stellenanzeigen lesen?«
»Ich habe das nicht so gemeint - ich meine, ich lese Zeitungen - es tut mir leid ...«
»In Ordnung«, unterbrach Matt. »Finden Sie heraus, ob an den Gerüchten etwas dran ist, daß jemand anderer mitmischt, und wenn das stimmt, dann will ich wissen, wer zum Teufel das ist.«
Der Luxusliner hob und senkte sich träge über die hohen Wellen des Atlantik. Philip Bancroft empfand diese gleichbleibende Bewegung als das Langweiligste, was er je hatte erdulden müssen. Er saß am Kapitänstisch zwischen einer Senatorengattin und einem Ölmann aus Texas und hörte mit vorgetäuschtem Interesse der Frau zu, die mit ihm sprach. »Übermorgen nachmittag werden wir schon wieder an Land gehen können«, sagte sie. »Genießen Sie die Seereise auch so sehr?«
»Ungemein«, log er und blickte verstohlen auf seine Armbanduhr, die unter dem Ärmel seines Smokingjacketts hervorlugte. In Chicago war es zweiundzwanzig Uhr. Dort könnte er jetzt im Fernsehen die Nachrichten anschauen oder im Country Club mit Freunden beim Kartenspiel sitzen, wenn er nicht auf diesem schwimmenden Hotel gefangengehalten würde.
»Werden Sie Freunde besuchen, wenn wir in Italien sind?« fragte sie.
»Ich habe dort keine Freunde«, erwiderte Philip. Trotz der nervenzerrüttenden Langeweile fühlte er sich von Tag zu Tag besser, kräftiger. Sein Arzt hatte recht gehabt - es war wirklich nötig gewesen, für einige Zeit alle Sorgen hinter sich zu lassen.
»Keine Freunde in Italien?« wiederholte sie in dem verzweifelten Versuch, die einseitige Unterhaltung aufrechtzuerhalten.
»Nein. Nur eine Exfrau«, antwortete Philip geistesabwesend.
»Oh. Werden Sie sie besuchen?«
»Kaum«, erwiderte Philip, und dann erst bemerkte er entsetzt, daß er soeben die Frau erwähnt hatte, die er vor so vielen Jahren aus seinem Haus und aus seinem Leben verbannt hatte. Diese aufgezwungene Ruhe bekam ihm scheinbar doch nicht so gut. Offensichtlich begann sein Verstand darunter zu leiden.
41
Von dem Moment an, da Matt vorgeschlagen hatte, ihren Geburtstag zu viert zu feiern, hatte Meredith schwerwiegende Zweifel über den Verlauf des Abends gehegt, aber als Parker und Lisa kurz hintereinander eintrafen und alle beide sich ungeheuer vergnügt gaben, hoffte sie doch, daß es vielleicht kein Desaster werden würde. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mer. Und alles, alles Gute«, sagte Lisa, umarmte sie fest und überreichte ihr eine witzig verpackte Schachtel. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte auch Parker und drückte ihr ein kleines, aber schweres längliches Päckchen in die Hand. »Farrell ist noch nicht da?« fügte er, sich umblickend, hinzu.
»Nein, aber es gibt Wein, und in der Küche stehen Hors d'oeuvres. Ich war gerade dabei, ein Tablett herzurichten.«
»Ich mache das fertig und bringe dann alles herein«, bot Lisa an. »Ich bin am Verhungern.« Ihr pflaumenfarbenes, mit zahllosen Fransen besetztes Seidenkleid verschwand in der Küche.
Mißmutig wandte Parker sich an Meredith: »Warum muß sie sich immer so verrückt anziehen? Warum trägt sie nicht irgend etwas Normales?«
»Weil sie etwas ganz Besonderes ist«, sagte Meredith mit einem entschiedenen
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