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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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kommen, erkannte sie, daß es gerade erst angefangen hatte. Schock und Empörung waren einer ohnmächtigen Wut gewichen. Auf dem Absatz kehrtmachend, beorderte er Meredith und Matt in sein Arbeitszimmer und schlug dann die Tür hinter beiden zu.
    Wie ein gereizter Panther lief er im Zimmer auf und ab, ignorierte Meredith völlig, und jedesmal, wenn sein Blick auf Matt fiel, trat Mordlust in seine Augen. Er verfluchte Matt in allen Tonarten, sprach von Vergewaltigung und Notzucht und wurde immer wütender, da Matt seine Beleidigungen mit einem Schweigen aufnahm, das an Gleichgültigkeit grenzte.
    Zitternd vor Furcht und Scham, saß Meredith neben Matt auf dem Sofa, auf dem sie sich geliebt hatten. Sie war so verschreckt, daß es mehrere Minuten dauerte, bis sie begriff, daß ihr Vater weniger über ihre Schwangerschaft empört war als über ihre Heirat mit einem »geldgierigen Mitgiftjäger aus der Unterschicht«. Als ihm endlich die Worte ausgingen, ließ er sich in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen und verharrte dort in grimmigem Schweigen.
    Mit den Tränen kämpfend, erkannte Meredith, daß Matt sich getäuscht hatte. Dies war etwas, womit sich ihr Vater nie abfinden würde. Er würde sie aus seinem Leben verstoßen, so wie er ihre Mutter verstoßen hatte, und trotz all ihrer Differenzen erschütterte dieser Gedanke Meredith zutiefst. Matt war ihr nach wie vor relativ fremd, und vom heutigen Tag an würde auch ihr Vater ein Fremder für sie sein. Es hatte keinen Sinn, Matt zu verteidigen, denn jedesmal, wenn sie einen derartigen Versuch unternahm, hatte ihr Vater sie ignoriert oder war noch wütender geworden.
    Sie stand auf und legte alle ihr verbliebene Würde in ihre Stimme: »Ich hatte vor, solange hierzubleiben, bis ich nach Südamerika fliege, aber das ist scheinbar unmöglich. Ich packe oben nur ein paar Sachen zusammen.« Sie wandte sich an Matt und bat ihn, im Auto auf sie zu warten, doch ihr Vater fiel ihr ins Wort. »Dies ist dein Zuhause, Meredith, und du gehörst hierher! Farrell und ich werden uns jetzt unter vier Augen unterhalten.«
    Meredith gefiel sein Ton ganz und gar nicht, aber Matt deutete ihr an, daß sie bitte gehen solle.
    Als die Tür hinter ihr ins Schloß gefallen war, erwartete Matt einen weiteren Wutausbruch, aber Bancroft schien sich jetzt unter Kontrolle zu haben. Er saß an seinem Schreibtisch, klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte, starrte Matt einige nicht enden wollende Sekunden lang an und plante seinen nächsten Schachzug. Nachdem sein Zorn ihn nicht weitergebracht hatte, wußte Matt, daß er jetzt einen anderen Weg einschlagen würde. Er hatte jedoch nicht erwartet, daß Philip Bancroft mit tödlicher Genauigkeit seinen einzigen wunden Punkt treffen würde: seine Schuldgefühle, was Meredith betraf.
    »Ich gratuliere, Farrell«, spottete Bancroft sarkastisch. »Sie haben einem unschuldigen achtzehnjährigen Mädchen ein Kind angehängt, einem Mädchen, das sein ganzes Leben noch vor sich hatte - College-Ausbildung, Reisen, das Beste von allem.« Er durchbohrte Matt mit einem stechenden Blick. »Wissen Sie, wozu Clubs wie Glenmoor da sind?« Matt schwieg, und Philip beantwortete seine Frage selbst: »Sie sind dazu da, um unsere Familien, unsere Töchter, vor solchem Süßholz raspelndem Drecksgesindel wie Ihnen zu schützen.«
    Bancroft schien zu spüren, wie sehr er Matt mit diesen Bemerkungen getroffen hatte und bohrte weiter. »Meredith ist achtzehn, und Sie haben ihr ihre Jugend gestohlen, indem Sie ihr ein Kind angehängt und sie zur Ehe überredet haben. Und jetzt wollen Sie sie ganz zu sich herunterziehen - Sie wollen, daß sie mit Ihnen nach Südamerika kommt und sich dort wie ein Arbeitstier abschuftet. Ich kenne Südamerika, und ich kenne Bradley Sommers. Ich weiß genau, was er in Venezuela vorhat und wie es dort unten wirklich aussieht. Sie müssen sich ihren Weg durch den Urwald bahnen, um von der sogenannten Zivilisation an ihre Bohrstellen zu kommen. Nach dem nächsten Regen existiert dieser Weg nicht mehr. Alles muß mit dem Hubschrauber hintransportiert werden, und es gibt kein Telephon, keine Klimaanlage, kein gar nichts! Und in diese schwülheiße Hölle wollen Sie meine Tochter mitnehmen?«
    Als Matt von dem 150 000-Dollar-Bonus gehört hatte, den die Fördergesellschaft aussetzte, war ihm klar gewesen, daß er als Kompensation für gewisse Entbehrungen gezahlt wurde, aber er war doch relativ sicher gewesen, daß er Meredith ein ordentliches

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