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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Jedesmal wenn »Mr. Benders Sekretärin« anrief, wurde Gordon unruhig und nervös und schloß dann auch immer die Türe. Seit fast einem Jahr versprach er ihr, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, um sie zu heiraten, und jetzt hatte sie plötzlich Angst, daß der Grund für seine ewigen Vertröstungen »Mr. Benders Sekretärin« war, der Tarnname einer neuen Geliebten. Er hatte schon andere Versprechen gebrochen, wie zum Beispiel, daß er sie zur Einkäuferin befördern und ihr eine Gehaltserhöhung geben wolle. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als Debbie zaghaft den Hörer abhob, um mitzuhören. Gordons Stimme klang höchst beunruhigt: »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie mich nicht im Büro anrufen sollen!«
    »Beruhigen Sie sich, es dauert nicht lang«, sagte Bender. »Ich habe immer noch eine Wagenladung von diesen Seidenblusen, die Sie gekauft haben, und einen Haufen Modeschmuck. Ich zahle Ihnen das Doppelte von Ihrer üblichen Provision, wenn Sie mir das Zeug abnehmen.« Es war die Stimme eines Mannes, und Debbie war so erleichtert, daß sie schon auflegen wollte, als sie plötzlich merkte, daß das, worauf Bender da anspielte, verdächtig nach Bestechung klang.
    »Ich kann nicht«, schnappte Gordon. »Ich habe die letzte Lieferung Blusen und den Modeschmuck gesehen, die Sie mir verkauft haben, und das Zeug ist minderwertig! Wir sind bisher nur deshalb noch nicht erwischt worden, weil Ihre Waren einigermaßen in Ordnung waren. Wenn aber jemand hier im Haus die letzte Lieferung näher anschaut, werden sie wissen wollen, wer das gekauft hat und warum. Und wenn sie das tun, werden meine Einkäufer mit dem Finger auf mich zeigen und sagen, daß ich ihnen befohlen habe, das Zeug von Ihnen zu kaufen.«
    »Wenn Sie sich darüber Sorgen machen«, sagte Bender, »dann feuern Sie die beiden doch einfach. Dann wird niemand mehr mit dem Finger auf Sie zeigen.«
    »Das werde ich wohl sowieso tun müssen, aber das ändert nichts. Hören Sie zu, Bender«, Gordons Stimme wurde hart, »unsere Beziehung war für uns beide sehr profitabel, aber jetzt ist Schluß. Es ist zu riskant. Außerdem glaube ich, daß man mir die Interims-Präsidentschaft anbieten wird. Und wenn das geschieht, habe ich mit dem Einkauf sowieso nichts mehr zu tun.«
    Benders Stimme nahme einen drohenden Ton an. »Jetzt hören Sie mir mal genau zu, Sie feiner Pinkel, weil ich Ihnen das nur einmal sage: Sie und ich, wir haben sehr gute Geschäftchen miteinander gemacht, und Ihre Ambitionen sind mir schnurzegal. Sie haben von mir im letzten Jahr hundert Riesen bekommen ...«
    »Ich sagte, das Geschäft ist vorbei.«
    »Es ist erst dann vorbei, wenn ich es sage, und davon sind wir noch weit entfernt. Versuchen Sie doch, meine Pläne zu durchkreuzen, und Sie werden schon sehen. Ein kleiner Anruf beim alten Bancroft...«
    »Und was wollen Sie ihm erzählen?« triumphierte Gordon. »Daß ich mich geweigert habe, von Ihnen Bestechungsgelder anzunehmen?«
    »Nein, ich werde ihm sagen, daß ich ein ehrlicher Geschäftsmann bin und daß Sie von mir einen bestimmten Anteil vom Erlös verlangt haben, bevor Sie Ihren Leuten gestatteten, meine Ware zu kaufen. Das ist keine Bestechung, das ist Erpressung.« Er schwieg einen Augenblick, um das Gesagte besser wirken zu lassen, dann fuhr er fort: »Und dann wäre da auch noch das Finanzamt. Stellen Sie sich vor, die bekommen einen anonymen Anruf und fangen an, Sie zu überprüfen. Ich wette, die finden irgendwie heraus, daß Sie hunderttausend Dollar kassiert haben, ohne sie zu versteuern. Das ist Steuerhinterziehung. Und Steuerhinterziehung ist ein Verbrechen, Freundchen. Somit wären wir bei Erpressung und Steuerhinterziehung.«
    Inmitten seiner wachsenden Panik hörte Gordon ein Geräusch am Telephon - das unterdrückt klingend Geräusch, das das Schließen eines Aktenschrankes verursacht. »Warten Sie eine Sekunde«, sagte er schnell, »ich muß nur kurz etwas aus meinem Aktenkoffer holen.« Ohne seinen Aktenkoffer, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag, auch nur die geringste Beachtung zu schenken, legte er den Hörer ab, ging leise zur Tür und öffnete sie lautlos einen Spalt: Seine Sekretärin saß an ihrem Schreibtisch, den Hörer am Ohr, die Hand über der Sprechmuschel - und an ihrem Apparat leuchtete nur eine einzige Leitung auf. Vor Zorn und Angst totenblaß, schloß er die Tür wieder und ging zu seinem Schreibtisch zurück. »Wir müssen unser Gespräch heute abend fortsetzen«, schnappte er. »Rufen Sie

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