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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Verkäufer ist einverstanden, das Grundstück zu teilen, und wir können den Vertrag demnächst fertigmachen.«
    Er nickte kurz und wandte sich dann dem Leiter der Finanzabteilung zu, der zu seiner Rechten saß. »Allen, was haben Sie zu berichten?«
    Allen Stanley war für alle finanzeilen Belange der Bancroft Corporation zuständig, also auch für die Kreditabteilung. Die zwanzig Jahre, die er mit Philip immer wieder harte Auseinandersetzungen ausgefochten hatte, waren nach Merediths Ansicht schuld daran, daß Allen fast alle Haare verloren hatte und zehn Jahre älter wirkte, als er tatsächlich war. Ebenso wie die Rechts- und die Personalabteilung brachte auch die Finanzabteilung dem Kaufhaus keinen direkten Gewinn ein, weshalb sie als bloßes notwendiges Übel ansah und mehr oder minder widerwillig tolerierte.
    Allen sprach betont zögerlich. »Wir hatten eine Rekordzahl bei den Neuanträgen für Kundenkarten im letzten Monat - fast achttausend.«
    »Wie viele haben Sie genehmigt?«
    »Gut fünfundsechzig Prozent.«
    »Wie zum Teufel«, tobte Philip wutentbrannt und unterstrich jedes seiner Worte, indem er mit seinem Füller auf den Tisch klopfte, »wollen Sie es rechtfertigen, dreitausend Anträge abzulehnen? Wir bemühen uns ständig um neue Karteninhaber, und Sie lehnen die Anträge ebenso schnell ab, wie sie hereinkommen! Es ist traurig, daß ich Ihnen offenbar erklären muß, wie wichtig diese Kartenkunden für unser Geschäft sind. Und dabei rechne ich noch nicht einmal den Umsatzverlust, den wir dadurch erleiden, daß dreitausend Kunden nicht bei Bancroft's kaufen, weil sie hier nicht auf Kredit einkaufen können!« Plötzlich schien er sich auf sein krankes Herz zu besinnen, denn Meredith bemerkte, wie er sichtlich bemüht war, sich zu beruhigen.
    »Die Anträge, die wir abgelehnt haben, stammen von Leuten, die nicht kreditwürdig sind, Philip«, sagte Allen mit Nachdruck. »Solche Leute, das wissen Sie sehr gut, sind entweder nicht willens oder nicht fähig, für ihre Einkäufe zu bezahlen, geschweige denn ein überzogenes Kundenkonto auszugleichen. Sie mögen glauben, daß die Ablehnung dieser Anträge uns Geld kostet, ich dagegen denke, daß meine Abteilung durch die Vermeidung nicht eintreibbarer Schulden Bancroft's viel Geld gespart hat. Ich habe eine Liste mit den wichtigsten Kriterien erstellt, die Kunden erfüllen müssen, um eine Kundenkarte unseres Hauses zu bekommen. Jene dreitausend haben diese Voraussetzungen nicht erfüllt.«
    »Weil diese Anforderungen zu gottverdammt hoch sind«, meldete sich Gordon Mitchell zu Wort.
    »Wie kommen Sie darauf?« hakte Philip eifrig nach. Um dem Leiter der Finanzabteilung in die Zwickmühle zu bringen, war ihm jedes Mittel recht.
    »Ich sage das, weil meine Nichte mir erzählt hat, daß Bancroft's ihren Antrag auf eine Kundenkarte abgelehnt hat.«
    »Dann war sie nicht kreditwürdig«, erwiderte Allen scharf.
    »Tatsächlich?« fragte Mitchell schleppend. »Warum hat sie dann bei Field's und bei Macy's ohne weiteres eine Kundenkarte bekommen? Meine Nichte, die noch studiert, hat mir gesagt, daß in dem Ablehnungsbescheid steht, sie könne keine ausreichende Krediterfahrung nachweisen. Ich nehme doch an, daß heißt, daß Sie nichts über sie in Erfahrung bringen konnten, weder Gutes noch Schlechtes.«
    Der Finanzleiter nickte. Sein blasses Gesicht verfinsterte sich. »Wenn das in unserem Brief steht, wird es wohl so sein.«
    »Was ist mit Field's und Macy's?« wollte Philip wissen und lehnte sich nach vorne. »Die haben scheinbar bessere Informationsquellen als Sie und Ihre Leute.«
    »Nein. Wir benutzen alle dasselbe Auskunftsbüro. Offenbar sind ihre Auswahlkriterien weniger strikt als meine.«
    »Es sind nicht Ihre, verdammt nochmal, dieses Kaufhaus ist nicht Ihres ...«
    Aus dem uneigennützigen Wunsch, Allen Stanley beizustehen und dem sehr eigennützigen Wunsch, eine längere Streiterei und damit unnötige Zeitverschwendung zu vermeiden, unterbrach Meredith die Schimpfkanonade ihres Vaters. Sie bemühte sich, möglichst sachlich zu klingen: »Das letzte Mal, als wir dieses Thema erörtert haben, hast du selbst gesagt, daß viele Studenten erwiesenermaßen kreditunwürdig sind. Du selbst hast Allen beauftragt, Studenten nur in ganz besonderen Ausnahmefällen Kundenkarten auszustellen.«
    Schweigen senkte sich über den Konferenzraum, das unheimlich, wachsame Schweigen, das immer dann auftrat, wenn Meredith sich ihrem Vater entgegenstellte. Dabei

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