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Schatten der Lust

Titel: Schatten der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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verstecken, so dass Leda sie nicht sah, als sie die Verandastufen hinaufging. Drinnen schloss sie die Tür hinter sich und sperrte so den furchtbaren Sturm aus.
    Die dunklen Wolken schoben sich vor die Sonne. Strahlendes Tageslicht erstarb und hinterließ eine unheimliche Dämmerung. Wie in einem Hurrikan tobten die Wolken über sie hinweg, fegte der Wind loses Treibholz und Sand auf, blies beides über die Wellen. Hoffentlich irrte sie sich nicht, und Hunter konnte das tatsächlich aufhalten.
    Sie versuchte, ihre Magie aus dem Sturm zu nähren, nur war die Luft auf einmal von einem fauligen Gestank erfüllt, alles fühlte sich klebrig an und strömte einen beißenden Schwefeldunst aus. Draußen saß Hunter im Schneidersitz am Strand, sein Schwert vor sich. Er legte die Hände auf seine Knie, ähnlich einer Yoga-Haltung, hob den Kopf und schloss die Augen.
    Die Magie, die von ihm ausging, war ruhig und ebenmäßig, kein Vergleich mit dem tosenden Wahnsinn, der sich über ihnen abspielte. Leda spürte seinen Atem, unaufgeregt und rhythmisch. Sein Geist war vollkommen klar, während die Magie stark wie der Ozean von ihm entwich. Gleichsam lautlos verdoppelte und verdreifachte sie ihre Kraft, wuchs in stillen Kreisen wie das sanfte Kräuseln auf einem friedlichen See im Sommer.
    Leda beobachtete, wie die Wellen sich glasklar hoben und senkten, bis sie schließlich die ganze Insel umfingen. Hunter versteckte sie. Was immer diese Wesenheit sein mochte, die sich von oben an sie heranpirschte, sie würde nichts als Wellen in einem endlosen Meer sehen. Eine solche Magie hatte Leda noch nie gefühlt, wie sie auch noch nie gesehen hatte, dass jemand einen derart mächtigen Zauber gegen etwas wie
das
hier
einsetzte.
    Fast eine Stunde währte die Dunkelheit. Sie brodelte bedrohlich über ihnen, jagte immer wieder Böen gen Meer, die gurgelnde Strudel in das Wasser peitschten, die Insel jedoch nicht erreichten. Leda hielt den Atem an und wartete, während Hunter reglos dasaß und die Magie aus sich herausfließen ließ.
    Und dann war die Dunkelheit plötzlich fort. Die Sonne trat hinter den sich auflösenden tintenschwarzen Wolken hervor, der Wind verwandelte sich wieder in eine friedliche Brise, die über die Insel wehte. Das magische Unwetter zog weiter zum nördlichen Horizont, hinter dem es vollends verschwand.
    Hunter senkte den Kopf und öffnete die Augen. Leda rechnete damit, dass er rücklings in den Sand sackte, nachdem er solche Magie gewirkt hatte, doch er sprang auf, als besäße er noch jede Menge Energie. Sie lief nach draußen, wo er ihr entgegenkam und die Hände um ihre Taille legte – warme Hände. In seinen Augen loderte das verbliebene Feuer seiner Magie.
    »Die Todesmagie ist weg«, erklärte er. »Was wollen wir jetzt machen? Ins Bett gehen?«
    Nein, Leda wollte über seinen Zauber reden und darüber, wie er eine solche Magie heraufbeschwören konnte, aber leider lenkte seine Berührung sie ab. »Seit du hier angekommen bist, versuchst du, mich ins Bett zu kriegen!«
    »Bei dir klingt es, als wäre das etwas Schlimmes.«
    »Irgendetwas geht hier vor, Hunter«, entgegnete sie ernst, »etwas Gefährliches, das hast du selbst zu Douglas und mir gesagt. Darüber sollten wir sprechen.«
    »Klar, können wir meinetwegen«, antwortete er. »Vielleicht nachdem wir Sex hatten?«
    Die Schusswunden unter Hunters zerrissenem T-Shirt hatten sich bereits geschlossen und nur mehr rosa Flecken hinterlassen.
     Leda sah zu seinem kantigen Kinn auf, das von hellen Stoppeln bedeckt war.
    »Wie kann das sein?« Sie betastete die warme Haut auf seiner Brust. »Du hast dich von Verletzungen erholt, die dich hätten umbringen müssen, mein Löwe wollte dich nicht auffressen, und dein Zauber war mächtiger als alles, was der Hexenzirkel zustande bringt, wenn wir uns alle zusammentun.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt: Ich bin ein Unsterblicher.«
    Ehe sie begriff, wie ihr geschah, hob er sie hoch und trug sie zum Haus.
    »Hunter …«
    »Später.«
    »Hunter!«, wiederholte sie streng, als er die Tür aufstieß. Er musste es erfahren. Es war nicht fair, es ihm zu verschweigen. »Ich kann nicht mit dir schlafen.«
    »Doch, kannst du«, widersprach er. »Es ist ganz leicht, du wirst schon sehen.«
    Sie holte tief Luft. »Ich habe Todesmagie in mir, tief in mir. Wenn du sie berührst … Die Göttin allein weiß, was sie dir antut.«

[home]
Kapitel 4
    T ränen schwammen in ihren Augen, und Hunter wischte ihr eine von der Wange.

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