Schatten der Lust
Haar zu streichen. Dann ging, nein, schlich er auf die Männer zu, das Schwert in der Hand. Blut rann ihm aus dem Mund.
»Hey!«, rief er noch einmal.
Die beiden Männer drehten sich erschrocken zu ihm um und starrten ihn mit offenen Mündern an. Hunter schwang sein Schwert, so dass Leda das Pfeifen in der Luft hören konnte.
»Jetzt habt ihr mich sauer gemacht«, erklärte er.
Die beiden Männer erholten sich von ihrem Schreck. Erneut feuerten sie auf ihn. Hunter vollführte lachend einen Bogen mit dem Schwert. Die Luft vor ihm flirrte, und
pling, pling, pling
, prallten die Kugeln an dem Schild ab, den er herbeigezaubert hatte.
Blind vor Panik, verschossen die Kerle ihre gesamte Munition, bis ihre Pistolen nur noch leer klickten. Dann wechselten sie
kurz Blicke, ehe sie wieder zu Hunter sahen.
Der glitzernde Schild löste sich auf, als Hunter mit erhobenem Schwert hindurchging. Immer noch lachend, warf er seine Waffe von einer Hand in die andere.
»Dann kann der Spaß ja losgehen! Wollt ihr es mit oder ohne Schwert?«
Wieder schauten sich die beiden an, während Hunter das Schwert über seinen Kopf hob. Plötzlich schossen Flammen aus der Klinge – grellorangefarbenes Feuer. Im strahlenden Sonnenschein wirkte der Stahl besonders hell, auf dem das Feuer auf und ab züngelte. Die beiden Männer rannten zu ihrem Boot.
Hunter lief ihnen nach. Sie waren gut in Form – das mussten sie in ihrem Beruf –, aber Hunter blieb ihnen dicht auf den Fersen. Am Boot warfen sie sich gegen den Rumpf, um es ins Wasser zurückzustoßen.
Hunter stand seelenruhig da und sah ihnen zu. Dann nahm er grinsend sein Schwert herunter. Offenbar wollte er sie entkommen
lassen.
Etwas blinkte auf der Yacht. Leda schnappte sich das Fernglas, das immer neben der Tür hing, und sah hindurch. Verfluchter Valdez! Der Mann betrieb ein Hightechgeschäft.
»Hunter!«, schrie sie, während sie aus der Tür stürmte. »Sie haben einen
Granatwerfer!
«
Die beiden Männer sprangen ins Boot und ruderten hektisch, um aus der Schusslinie zu gelangen. Hunter, dessen Gesicht voller Blut, Sand und Schmutz war, hob sein flammendes Schwert wieder über den Kopf.
Leda fühlte unglaubliche magische Kräfte, die vom Himmel, vom Meer und von der Insel in Hunters Schwert flossen. Ihre eigene Magie strömte ihm ebenfalls entgegen, was eine seltsame Empfindung in ihr weckte. Sie fühlte sich ausgelaugt und gestärkt zugleich.
Nun holte Hunter tief Luft und rief ein Wort. Leda verstand es nicht, aber draußen auf der Yacht schrie ein Mann laut genug, dass es bis hierher zu hören war.
Leda blickte wieder durch das Fernglas und sah, wie ein Feuerstrahl aus dem Granatwerfer schoss. Der Mann, der ihn bediente, schleuderte ihn ins Meer, wo er in einem Sprühregen explodierte. Die Yacht schwankte bedenklich. Gleich darauf hörte Leda, wie der Motor angelassen wurde.
Ein weiterer Magieschwall folgte, und wieder rief Hunter etwas in einer fremden Sprache. Im nächsten Moment brodelte die See auf. Das Ruderboot schoss über das Wasser zur Yacht, ehe eine gigantische Welle Boot und Yacht sehr schnell von der Insel weg in Richtung Festland hob.
Hinter der Welle blubberte und wirbelte Wasser auf, das binnen kürzester Zeit wieder auf den normalen Pegel abebbte. Mukasa stieß in seinem Gehege ein Brüllen aus, das sich tatsächlich anhörte, als würde er lachen. Taro kletterte an den Stäben seines großen Käfigs hoch und knurrte zustimmend.
Bald schon kehrten die beruhigenden Inselgeräusche zurück – das Windheulen an den Klippen, das Rascheln der Palmen, die Glockenklänge des Windspiels auf Ledas Veranda und die Schreie der Vögel über den Felsen.
Leda warf ihr Fernglas auf den Tisch und sprintete hinunter zum Strand, wo Hunter gerade einen Siegestanz vollführte. Er johlte, lachte und rief den beiden Booten nach, die sich in verblüffendem Tempo außer Sichtweite bewegten.
Als Leda näher kam, ließ er sein Schwert in den Sand fallen, umfasste ihre Taille und wirbelte sie durch die Luft, dass ihr ganz schwindlig wurde.
»Jappadappadu!«, rief er. »So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Ich habe sie deinen DEA -Freunden in die Arme getrieben. Aber ich kann sie auch versenken, wenn du willst.«
»Nein!« Leda befreite sich aus seiner Umklammerung und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Du hast mir eine Riesenangst eingejagt. Ich dachte, sie haben dich umgebracht.«
Dann starrte sie stumm auf das getrocknete Blut an seinem Kinn und
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