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Schatten der Lust

Titel: Schatten der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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hatte.
    »Dachte ich mir. Mit Buße kenne ich mich aus.« Da war immer noch dieser merkwürdige Blick. »Bevor ich weggehe, musst du mir alles erzählen. Alles über dich, warum du hier bist und wie du darauf gekommen bist, mit Todesmagie zu experimentieren.«
    Erschrocken schubste sie ihn weg. »Wie kannst du das denn wissen? Warte mal … hat der Hexenzirkel dich geschickt? Sie wollten einfach nicht einsehen, dass ich es unbedingt tun musste, auch wenn es mir nicht gefiel. Das ist etwas anderes.«
    »Ich hatte noch nie von dem Hexenzirkel gehört, ehe du ihn erwähnt hast.«
    Leda war sprachlos. So mächtig, wie er war, hatte sie tatsächlich den absurden Verdacht gehegt, der Hexenzirkel hätte ihn geschickt, um sie auszuspionieren.
    »Und woher weißt du es dann?«, fragte sie.
    »Es haftet dir an – ganz schwach«, erklärte er finster. »Du musst verzweifelt gewesen sein.«
    »Das war ich.«
    »Hat es funktioniert? Oder ging der Zauber nach hinten los?«
    »Nein, es hat funktioniert.«
    »Zu welchem Preis?« Hunter musterte sie streng. »Also, dein Zirkel konnte nicht hinnehmen, dass es funktionierte, dass du die Regeln gebeugt hast und bereit warst, den Preis zu zahlen?«
    »Ja, ungefähr so. Aber ich will nicht darüber reden. Ich kenne dich gar nicht. Wie komme ich dazu, vor dir mein Innerstes zu entblößen?«
    Er sah auf ihren Bauch. »Nein, ich glaube, ich möchte dein Innerstes auch nicht sehen. Mir wär’s lieber, du behältst es drinnen.«
    »Kennst du etwa diese Redensart nicht?«, fragte sie, bemerkte jedoch sein Grinsen. »Na warte, du kennst sie doch! Du willst mich absichtlich irre machen.«
    »Ah, diesen Ausdruck kenne ich! Das sagen meine Brüder auch immer. ›Hunter, der Verrückte, macht jeden irre.‹«
    Von seinen Stimmungswechseln ganz zu schweigen. Der Mann wechselte im Sekundentakt zwischen Trauer und Fröhlichkeit, zwischen ernster Sorge und dreister Neugier – und bei alledem hatte er immer wieder ein sexy Lächeln parat, das wonnevolle Stunden versprach. Sie hatte noch niemanden, noch
nichts
wie ihn erlebt.
    Weit draußen auf dem Ozean grummelte es, dann bewegte sich die Insel unter ihnen. »Ein Erdbeben!«, hauchte Leda.
    Hunter nahm sie in seine festen Arme, und prompt vergaß sie alles, während sie seinen maskulinen Duft genoss, seine Kraft, das Gefühl seiner Hände auf ihrem Rücken, den Salzgeruch des Meeres auf seiner Haut.
    Das Beben hörte genauso schnell auf, wie es gekommen war. Wahrscheinlich handelte es sich bloß um den Ausläufer eines heftigeren Bebens irgendwo auf dem Ozean. Die Insel erzitterte mindestens einmal wöchentlich; heftigere Beben gab es alle paar Monate.
    »Das ist nichts«, sagte sie. »Du kannst mich wieder loslassen.«
    Hunter hörte nicht zu. Stattdessen blickte er konzentriert zu den Klippen hinauf, wobei seine Haltung und sein Gesichtsausdruck sie an Mukasa erinnerten. Leda drehte sich um, konnte allerdings nichts Ungewöhnliches entdecken.
    Vorsichtig ließ Hunter sie los. »Leda, geh ins Haus!«
    »Was ist los?«, fragte sie, doch da spürte sie es schon selbst.
    Todesmagie, eine ganze Welle von eindeutig starker Todesmagie strömte auf sie und die Insel zu. Vom Meer zogen grauschwarze Wolken herbei, von Nord nach Süd, die von unvorstellbar heftigen Winden getrieben wurden. Der Ozean brodelte, Wasserwirbel spien Fontänen aus und verschwanden gleich wieder. Die Todesmagie, die Leda wahrnahm, war ebenso mächtig wie Hunters überwältigende Lebensmagie.
    »Heilige Göttin, woher kommt sie?«, fragte sie leise. »Habe ich sie hergebracht?«
    »Nein«, antwortete Hunter ruhig, »das war ich.« Er wirkte seltsam blass, als er sie auf die Lippen küsste. »Geh hinein.«
    Sie wollte ihm widersprechen. Immerhin war sie eine Hexe und sollte hierbleiben, um ihre Tiere zu beschützen. Doch angesichts seiner Miene blieb sie lieber stumm. Sein Blick war beinahe ein Flehen, dass sie von dieser Bedrohung verschont bleiben mochte. Er brauchte sie. Möglicherweise hatte seine Frau vor all den Jahren genau dieses Flehen ignoriert und war geblieben, um zu kämpfen. Und ihr Mut hatte sie das Leben gekostet.
    Leda wusste, dass Hunter mächtig genug war, um sie ins Haus zu sperren, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, aber er ließ ihr die Wahl. Also nickte sie kurz und wandte sich zum Gehen. Sie konnte ihn vom Fenster aus im Auge behalten und ihm ihre Magie schicken, falls es nötig wurde.
    Die Tiere waren klug genug, sich weit hinten in ihren Gehegen zu

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