Schatten der Lust
einmal mit den Augenbrauen, als die Türsteher sich bewegten, worauf beide hastig beiseitesprangen und ihn und Mukasa in den Club ließen.
Es war ein typisches Vampirlokal, ganz in Schwarz und Blutrot gehalten. Stakkatomusik plärrte in ohrenbetäubender Lautstärke, Vampire tanzten verführerisch eng umschlungen mit ihren Blutsklaven oder Neulingen, die gern welche werden wollten. Auf der Tanzfläche drängten sich Leute, die sich für mutig hielten und glaubten, sie wären in der Zitadelle eines Vampirfürsten sicher.
Menschen wie Vampire schraken zurück, als sie den Krieger mit seinem Schwert erblickten, der großen Schrittes den Raum durchquerte, dicht gefolgt von einem Löwen. Zu beiden Seiten der breiten Gasse, die sich ihnen öffnete, drängten sich Ängstliche nach hinten, während Neugierige ihnen über die Schulter lugten.
Die Tür zu den hinteren Räumen war leicht zu erkennen, weil zwei Vampire davor Wache standen. Als Hunter sich ihnen näherte, berührte einer sein Headset, nickte und trat zur Seite, um ihm die Tür zu öffnen.
Dahinter lag ein kurzer Korridor mit einer Tür am Ende, die von selbst aufging. Hunter fühlte die Todesmagie des Ewigen, einen schwachen Hauch von Samanthas, aber auch Ledas Magie. Ihre Aura war leuchtend hell, rosa, orange und duftete nach Honig.
Als er das Zimmer betrat, stand Leda von ihrem Sessel auf und blieb unsicher stehen. Ein großer Vampir in einem schwarzen Seidenanzug erhob sich hinter dem Schreibtisch, aber Hunter interessierte sich erst einmal nur für Leda.
»Hunter, es tut mir leid«, begann sie.
»Das musst du nicht sagen«, fiel er ihr ins Wort, eilte zu ihr und nahm sie in die Arme. Er entspannte sich, kaum dass er sie umfasste, ihre Wärme spürte. Das war die echte Leda, süß, verwundbar und stark zugleich. Vampir hin oder her, er musste ihre Lippen streifen, musste sie schmecken.
»Hunter«, murmelte sie und bemühte sich vergebens, ihn von sich zu stoßen. »Du hast Mukasa nach L. A. gebracht?«
»Er wollte mit, und ich fand nicht, dass etwas dagegen sprach.«
»Was ist mit Taro?« Sie sah ihn ängstlich an. »Du hast ihn doch nicht ganz allein zurückgelassen, oder?«
»Die Undine kümmert sich um ihn. Er wollte nicht mit auf dein Miniboot.«
Leda sah ihn wieder verwundert an. »Bist du sicher, dass es ihm gutgeht?«
»Absolut sicher. Sonst hätte ich ihn nicht dort gelassen.«
Leda seufzte, was halb erleichtert, halb resigniert klang. »Göttin, was soll ich nur mit dir machen?«
Hunter flüsterte ihr die Antwort ins Ohr. »Ich habe da einige Ideen.«
Sie wurde rot und wandte sich ab, während der Vampir um seinen Schreibtisch herum vortrat. Er trug einen dunklen Anzug und eine Sonnenbrille, die er abnahm, um Hunter in seine Augen sehen zu lassen.
»Hunter, richtig?«, fragte er. »Ich bin froh, dass du gekommen bist, wenngleich unser letztes Treffen alles andere als erfreulich war.«
Hunter musterte ihn von oben bis unten. Er roch die Todesmagie, die von ihm ausging. Dieser Vampir war ein Ewiger, eine mächtige, magische, gefährliche Kreatur.
»Du entsinnst dich nicht?«, fragte der Vampir gelassen. »Ich entsinne mich sehr wohl, deiner und deines Schwertes. Du hast dein Bestes gegeben, um mich zu töten, das ist ungefähr hundert Jahre her.«
»Ich habe gegen jede Menge Vampire gekämpft«, erwiderte Hunter knapp. »Die meisten von ihnen habe ich getötet, vor allem die Ewigen. Ich muss betrunken gewesen sein, dass du noch lebst.«
»Wir haben drei Tage ohne Pause gekämpft, und dann bist du einfach weggegangen. Gut für mich, denn ich hätte nicht viel länger durchgehalten. Ich hatte versucht, einen Waffenstillstand zu erbitten, aber du wolltest nicht.«
»Vielleicht dachte ich, ich lasse dich leben, um ein andermal wiederzukommen und dich umzubringen.«
»Wie weise von dir! Ich bin übrigens Septimus, ein Kollege, kann man so sagen, deines Bruders Adrian. Er sucht nach dir.«
»Das hörte ich.« Hunter setzte sich auf einen Sessel und zog Leda zu sich, den Arm fest um ihre Taille. Sie blieb neben ihm stehen. »Gib mir eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse.«
Hunter lauschte beunruhigt, während Septimus’ Erzählungen bestätigten, was Kali ihm bereits erzählt hatte. Tain wollte seine Qualen beenden, indem er die Welt zerstörte.
»In diesem Moment sucht der Hexenzirkel des Lichts nach Kalen und Darius«, endete Septimus. »Wir haben Hinweise, dass sie sich in Manhattan beziehungsweise in Schottland aufhalten.
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