Schatten der Lust
selbstgewissen Art. Samantha verdrehte die Augen, doch Leda widersprach ihm nicht. Bisher schien alles so zu geschehen, wie Hunter es wollte.
Samantha rieb sich fröstelnd die Arme, obwohl die Mainacht sehr lau war. »Fühlt ihr das nicht?«, fragte sie. »Hier quillt alles vor Lebensmagie über.«
»Doch, ich fühle sie.« Leda konnte außerdem die Schutzrunen erkennen, die über den Türen leuchteten. Genüsslich sog sie die Meeresluft ein und entspannte sich. »Mir gefällt es.«
Wieder erschauderte Samantha. »Klar, dir schon. Aber das Haus ist gegen todesmagische Wesen abgeschirmt.«
Hunter ging zur Tür und öffnete sie. Entweder war sie nicht verriegelt gewesen, oder Schlösser und Riegel konnten gegen seine Unsterblichenmagie ohnehin nichts ausrichten. »Ich lasse dich herein«, sagte er.
Er betrat das Haus, dicht gefolgt von Leda und Samantha. Leda fand den Schalter und machte Licht. Die Diele ging in einen großen luftigen Wohnbereich über, durch dessen Panoramafenster man freien Blick aufs Meer hatte. Die Flügeltüren links und rechts des riesigen Raumes führten wahrscheinlich in Schlafzimmer.
»Hübsches Haus«, bemerkte Leda.
»Bei Adrian kein Wunder«, entgegnete Hunter. »Er braucht es immer dekadent.«
Samantha ließ ihre Tasche neben einem Sofa fallen. »Ich kann einen Strandspaziergang vertragen. Bin bald wieder zurück.«
Sie ging auf die Veranda hinaus und von dort eine Holztreppe hinunter an den Strand. Da sie Leda und Hunter nicht gebeten hatte, sie zu begleiten, nahm Leda an, dass ihre Freundin etwas Zeit für sich brauchte.
Hunter machte es sowieso nichts aus. Er legte einen Arm um Ledas Taille und führte sie zum Schlafzimmer auf der Ostseite des Hauses. Bereitwillig ging sie mit ihm, erschöpft vom Tag. Hinter ihnen schloss er die Tür.
Auf dem gigantischen Bett türmten sich weiße Kissen auf weißen Laken, und die Fenster ließen Meeresluft herein, die Art Luft, die Ledas Magie am besten anregte. Während Hunter sich umsah, warf Leda ihre Tasche neben das Bett und ließ sich auf die Laken fallen, die wunderbar weich waren. Der frische Duft umwehte sie. Hier könnte sie einfach liegen bleiben und …
»Wie viele Ledermäntel kann ein einzelner Mann eigentlich besitzen?«, rief Hunter aus dem Ankleidezimmer.
»Wenigstens kannst du dich umziehen«, antwortete Leda gähnend. »Vorausgesetzt, ihr habt die gleiche Größe.«
»Ja, so ziemlich.«
Er kam heraus und zog sich das T-Shirt hoch, bis es wie ein Band um seine Schultern gespannt war. Sein Waschbrettbauch und die Oberarmmuskeln waren entblößt. Für einen kurzen Moment betrachtete er Leda auf dem Bett, ehe er sich das Shirt über den Kopf zog und auf den Teppich warf. Es war völlig hinüber, von Kugeln durchlöchert, blutbefleckt, sandig und an den Schulternähten eingerissen.
Leda vermutete, dass er mit seinen Kleidungsstücken grundsätzlich so umging: Er trug, was er brauchte, bis es auseinanderfiel, warf es weg und suchte sich etwas Neues. Während in diesem Haus eindeutig jemand lebte, der sich in die zivilisierte Welt einzufügen verstand, würde Hunter sich gewiss in einer Höhle wohler fühlen.
Er ging ins Bad, wo seine Stimme von den Kachelwänden widerhallte. »Mein großer Bruder lebt ganz schön luxuriös. Komm mal her, und sieh dir das an!«
Leda erhob sich vom Bett und trottete müde zum Bad. Dort stand Hunter, die Hände in die Hüften gestemmt, und blickte sich um. Alles war edel und sehr modern.
In der großen Glasduschkabine gab es Düsen in allen möglichen Formen und Größen. Das Waschbecken war aus schwarzem Marmor, so dass es einen hübschen Kontrast zu den weißen Fliesen und Kacheln bildete, und mitten im Raum befand sich eine schwarze Marmorbadewanne mit blitzenden Goldarmaturen. In der Wanne konnten problemlos zwei bis drei Leute Platz finden – vielleicht sogar vier.
Hunter sah sie an. »Ich weiß, was ich den Rest der Nacht machen will.«
»Schlafen, hoffe ich.«
»Bist du müde?«, fragte er verwundert.
»Du nicht?«
»Nein, eigentlich nicht.« Tatsächlich wirkte er frisch und ausgeruht, trotz der rosa Schussnarben auf seinem Rücken und der dunklen Bartschatten auf seinem Kinn. Jedenfalls würde es sie nicht wundern, sollte er vorschlagen, dass sie einen Marathon liefen.
Als er einen Schritt vortrat, hinterließ er einen blutigen Fußabdruck auf den weißen Fliesen.
Leda stieß einen stummen Schrei aus. »Hunter, deine Füße!«
»Was ist damit?«
»Bist du etwa barfuß
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