Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Fotos.
„Nur charmant? Ich dachte, er sieht gut aus.“ „Er ist...“ Harald überlegte, wie man Philippe am besten beschreiben konnte. „Er ist ein Kunstwerk, perfekt – und jedes Foto wird ihm nicht gerecht. Begonnen von seinen Fingerspitzen bis zu den unglaublich blautürkisen Augen. Ich habe wirklich noch nie einen so schönen Mann gesehen und die Frauen laufen ihm nach.“
Benjamin atmete tief durch, schob das weiße Blatt weg und warf einen Blick auf die Fotos. „Er war als Kind schon so schön, Harald.“
„Komm schon. Zeig her!“ bat Harald. „Nein.“ Benjamin nahm die Fotos und warf sie in eine der beiden Schubladen, die er rasch öffnete und wieder zuschob. „Was sind das für Fotos? Pornografische? Ich habe schon nackte Menschen gesehen.“
Harald konnte in manchen Dingen wie ein kleines Kind sein und nicht wie ein Mann mit siebzig. „Und über was hast du mit ihm gesprochen?“ fragte Ben.
„Ach, wir hatten Spaß. Er spricht so ein arrogantes Englisch wie Prinz Charles und nimmt sich selbst nicht ernst.“ Harald kicherte bei dem Gedanken, als er das Gerücht hörte, Philippe sei ein Callboy. „Er wurde in England erzogen, deshalb die Sprache,“ erklärte Benjamin sachlich. „War er in Begleitung?“ fragte Ben.
„Ja, allerdings – und ich glaube, der Mann ist verknallt in eine Argentinierin, eine reiche Argentinierin. Hübsches Ding, zwar nicht so schön, wie seine Frau, aber dafür hochintelligent und temperamentvoll.“
Ben fragte Harald jetzt nicht, woher er Philippes Frau kannte, denn dann konnte er an diesem Tag nichts mehr arbeiten, Harald konnte immer Geschichten erzählen.
Ben dachte an Philippes Frau, die er von der Ferne auch schon mal gesehen hatte. Sie war ihm zu dünn und zerbrechlich. Er hatte sie mit einer lebendigen Barbiepuppe verglichen – oder war das einer der Journalisten gewesen? Auf jeden Fall war sie nicht sein Ding, denn magersüchtige Frauen fand er nur krank, nicht anziehend. Caroline war anders, Caroline hatte eine Figur einer Frau... wie kam er jetzt auf Caroline?
„Er hat immer Frauen, aber ich glaube trotzdem, dass er sehr unglücklich ist, “ sagte Ben langsam. Ben hatte Harald einige Sekunden nicht zugehört. Ben wusste es genauer, wenn er an die Beweise in der Schublade dachte.
Harald war erstaunt, woher Ben diese Information hatte. „Ja, das ist er. Hinter all diesem Schein, dem äußerlichen Glanz, steckt ein Junge, den ich am liebsten in die Arme genommen hätte.“
„Oh Harald, du brauchst keine Seelen retten, schon gar keine katholischen!“ rief Benjamin amüsiert aus. Harald lachte auf. „Keine Angst. Der junge Mann würde sich sicher nicht von mir retten lassen!“ Benjamin zog wieder die Schublade auf und sah hinein.
„Kannst du dich an diesen eingebildeten Anwalt erinnern, der mich im Prozess in London als unfähig darstellte?“ fragte Ben plötzlich.
„Ging es da nicht um die Rückgabe der Bilder, die irgendein Lord geerbt hatte, die aber Apfelbaum gehörten?“ konnte sich Harald dunkel erinnern. „Genau, der. Sein Name ist Arthur McKenney. Sein Sohn führt seit kurzem die Anwaltspraxis, Paul McKenney.“
„Aha – und was hat das mit Schönling Philippe zu tun?“ fragte Harald, der keinen Zusammenhang sah.
„Also, der Lord lebt in Argentinien und ist der Cousin von dem Schönling. Der Lord ist verarmt und hochverschuldet und wollte deshalb das Bild über einen Familienfreund veräußern. Der Sohn, Paul McKenney ist - oder sagen wir vielmehr – war der Freund des Schönlings.“
Hätte Paul McKenney das Bild nicht zu Sothebys getragen und es privat veräußert, hätte Benjamin nie davon erfahren. „Aha.“
Harald sah jetzt den Zusammenhang, aber wie kamen die Fotos ins Spiel? Ben klopfte mit seinen Fingern auf den Tisch, stand dann auf und ging zu dem großen Fenster, das einen herrlichen Blick auf den Central Park bot. Harald hasste es, wenn Benjamin lange Pausen zwischen den Sätzen machte, denn es steigerte die Spannung ins Unerträgliche.
„Arthur McKenney verbreitet seit dem Prozess Gerüchte, die ich mir nicht erlauben kann, wenn ich mit meiner Stiftung Erfolg haben möchte. Gestern traf ich einen alten Freund von Wasserstein Perella und der erzählte mir davon.“ Harald runzelte die Stirn. „Was für Gerüchte?“ fragte Harald irritiert. Selbst wenn viele wussten, dass diese Gerüchte nicht wahr sein konnten,
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