Schatten der Vergangenheit (German Edition)
Alessandro und unterhielt sich leise, als Lily und Philippe kamen. Catarina stand am Fenster und wippte nervös mit einem Fuß auf und ab.
„Na, endlich, wir warten bereits auf euch!“ rief sie aus, als sie Philippe und Lily sah.
Philippe rollte die Augen. Hatte es seine Mutter so eilig, Papas Geld durchzubringen? Er erwiderte nichts, sondern ging auf den alten Notar zu. Er war ein kleiner Mann mit einer sehr markanten großen Nase und einem perfekt sitzenden dunkelblauen Anzug. Seine Krawatte passte farblich nicht zum Hemd und war auch ein wenig verrutscht und Philippe musste sich sehr beherrschen, dass er nicht danach fasste und sie richtig band.
„Guten Morgen“, begrüßte er den Mann und gab ihm die Hand.
Niemand sollte sagen, er hätte kein Benehmen.
„Es tut mir leid, wir steckten in einem Stau“, entschuldigte er sich.
„Kein Problem. Wir warten noch auf zwei Personen, dann beginnen wir mit dem offiziellen Teil.“
Lily reichte ihm auch die Hand, die der alte Herr küsste.
„Ich bin ein großer Bewunderer Ihres Vaters, Madame. Ich hörte über Sie auch nur Gutes.“
„Oh, danke“, murmelte Lily.
Wieder so ein Perverser, der sich Papas Nackte ins Schlafzimmer hing. Dabei sah der alte Herr richtig nett aus. Ja, ja, oft waren die die Schlimmsten. Philippe schleppte keine Bilder von Nackten an, der nahm die Nackten lebend mit...
Der Butler Thomas und die Haushälterin Roza kamen ebenfalls. Catarina runzelte die Stirn. Ihre Unzufriedenheit sah man ihr an. Philippe und Lily begrüßten die beiden und dann nahmen alle in einem kleinen Sitzungsraum Platz.
Der Notar öffnete seine Mappe und schob sich eine goldene Metallbrille auf seine Nase.
„Der Verstorbene hat insgesamt dreimal das Testament geändert. Einmal nach dem Tod seiner ersten Frau, dann nach dem Tod seines Sohnes und dann an dem Tag seines eigenen Todes.“
Philippe sah Lily fragend an. Wie konnte das sein?
„Er rief mich dafür nach London, wo er mich kurzfristig traf, aber zuerst möchte ich einige Worte sagen.“
Lily warf kurz einen Blick auf die Uhr. Der Notar sprach zehn Minuten über den Verstorbenen, ohne das Testament auch nur annähernd zu erwähnen.
Philippe zeigte dabei keine Regung, aber drückte seine Fingernägel in den Handballen. Ihn nahm der Tod seines Vaters sehr mit, dachte Alessandro, der diese Reaktion bemerkte. Alessandro sah zu Lily. Lily saß kerzengerade auf dem Stuhl, die Beine nebeneinander und sah auf Philippes linke Hand, wo er den mattgoldenen Ehering trug.
Dass die Zwei noch immer zusammen waren, war erstaunlich, wo Philippe doch so untreu war. Komische Ehe, angeblich hatten sie sich wieder versöhnt, obwohl Philippe immer noch andere Weiber hatte und daraus auch kein Geheimnis machte. Wie konnte Lily so etwas akzeptieren? Hätte er so eine Frau wie Lily, würde er nicht fremdgehen. Jetzt konnte er auch nicht fremdgehen, denn Antje würde ihm den Geldhahn zudrehen und er brauchte ihr Geld...
Warum war er eigentlich hier? Was hatte ihm Onkel Henry vermacht? Earl hätte ihm doch schon gereicht und der gehörte ihm, denn er hatte die Besitzurkunde des Pferdes. Hengst war eine Leihgabe von Philippe und dafür war er ihm dankbar. Der Hengst war großartig. Sean McArney war ein Naturtalent und in ein oder zwei Jahren konnte er auch zu großen Turnieren mit Hengst. Er mochte auch den Jungen, der ein Kämpfer und harter Arbeiter war. Er erinnerte ihn an ihn selbst, als er jung war.
Na endlich, der alte Mann war fertig mit seiner persönlichen Trauerrede.
„Nun kommen wir zum Testament.“
Der Notar verlas das Datum, einige Höflichkeitsfloskeln und begann.
„Meinem treuen Butler Thomas Harten vermache ich mein Sommerhaus in Essex, dass ich ohnehin nie nützte. Es ist momentan vermietet – und die Mieteinnahmen gehören ab dem Tag meines Todes Thomas Harten.“
Dem Butler traten Tränen in die Augen und er schluckte.
„Meine langjährige Haushälterin Roza Wasilvsky erhält neben 100 000 Euro die Wohnung in Notting Hill.“
Der Notar verlas die genaue Adresse des Hauses. Philippe sah seine Mutter an, die mit den Schultern zuckte. Von der Wohnung hatte sie auch nichts gewusst. Interessant. Wozu brauchte sein Vater eine Wohnung in Notting Hill? War das eine Art Zweitwohnsitz für diverse Frauenbekanntschaften gewesen?
Roza strahlte. Sie hatte es verdient, dachte Philippe und lächelte
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