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Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fromwald
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Lily kannte solche Leute. Männer lagen ihr ohnehin zu Füßen und lasen ihr die Wünsche von den Augen ab – auch wenn Lily das nicht merkte und nur Augen für ihn hatte. Gut so.
     
    Er sah die einen Kopf kleinere Frau neben sich an. Wie zart und zerbrechlich sie in ihrem schmalen Etuikleid aussah. Am liebsten hätte er ihr den großen schwarzen Hut abgenommen, damit er die weißblonden Haare sehen konnte. Er mochte ihre dicken, blonden Haare. Er liebte es, sein Gesicht darin zu vergraben und diese marokkanischen Rosen zu riechen... Er mochte sie überhaupt - sehr sogar.  Er wusste nicht, ob es Liebe war. Er hatte gedacht, er liebte Ana, aber Ana… Ana war nicht nur seine Halbschwester, sondern sie hatte Eigenschaften, die er damals übersehen hatte und die er überhaupt nicht mochte.
     
    Ob das Baby wirklich seines war? Hoffentlich war es gesund. Er hatte mal gelesen, dass bei Inzucht die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten bei einem Baby höher wären.
     
    Lily hob ihr Gesicht und sah ihn an. Sie sah blasser aus als sonst. Die Arme mochte die Hitze nicht besonders. Sie sah auch müde aus, denn sie hatte sich um alles gekümmert, selbst um das Begräbnis, obwohl das seine und Mamas Aufgabe gewesen wäre. Aber Mama konnte nichts und wollte auch nichts damit zu tun haben. Niemand überraschte das mehr. Lily wuchs in solchen Aufgaben über sich hinaus. Sie konnte Menschenmassen kommandieren, anbrüllen und feilschen, wie ein Araber auf einem Bazar und dabei war sie so jung.
     
    Keine der anwesenden Frauen hatte ihre Klasse und Schönheit, nicht mal seine Mutter.
     
    Er sah zu Antje hin. Auch die nicht, trotz ihres vielen Geldes. Nicht Ana, nein Ana nicht. Und eines hatte Lily noch, ein großes Herz. Sie konnte weder an einem obdachlosen Hund, noch an einem Menschen in Not vorbeigehen. Lily hatte mehr schlaflose Nächte verbracht, seit sie die Fotos gesehen hatte, als seine Mutter.
     
    Seine Mutter... Was würde sie von ihrem toten Ehemann bekommen? Er wollte seine Mutter nicht unterstützen, aber jeder erwartete es von ihm. Seine Mutter hatte ihr gesamtes Leben noch nie gearbeitet. Am besten wäre es, wenn sie schnell einen anderen heiraten würde – nur nicht Alvarez. Aber diese Gefahr bestand nicht, denn für Geraldo war Catarina zu einer Person geworden, die er gleich neben den Teufel stellte... Elena war tausend Mal besser als seine Mutter. Elena liebte sogar seine uneheliche Kinderschar.
     
    Lily atmete tief und hörbar durch.
     
    „Ist dir übel?“ fragte er.
     
    Wahrscheinlich hatte sie morgens nichts gegessen, weil sie sich noch um die Blumen kümmern wollte. Er hätte ihr den Toast aufzwingen sollen, aber Lily mochte keinen Zwang, nirgends – auch nicht im Bett. Sie war eigentlich sehr phantasievoll, wenn man ihr die Oberhand lies. Warum hatte er das jetzt erst bemerkt? Er wollte mit ihr ins Schloss zurück, ihr die verschwitzten Kleider ausziehen und nackt in den Pool springen... Mist, da waren die anderen Gäste und diese Trauerfeier. Also, nichts mit Sex im Pool. Wie schade! 
     
    „Wir haben es bald überstanden“, flüsterte er ihr zu. Sie nickte und lehnte sich ein wenig an ihn. Er legte seinen Arm um ihre Taille.
     
     
     
     
    „Ich bin wirklich froh, wenn es vorbei ist“, sagte Lily zu Philippe einen Tag später, als sie im Lift in den dritten Stock zu einem bekannten Pariser Notar hochfuhren. Catarina und Caroline waren bereits anwesend, nur Philippe hatte ewig benötigt, um seine Haare glatt zu föhnen. Sie war um einiges schneller, wenn es darum ging, ihre Haare hochzustecken. Er brauchte auch länger, um ein passendes Hemd auszuwählen...nun… Sie sah ihn an. Er sah wirklich perfekt aus. Kein Haar verrutscht, seine Krawatte perfekt gebunden, den Anzug ohnehin makellos…und kein Schweißtropfen auf der Stirn.
     
    Das Wetter war so drückend und kein Pariser hielt sich freiwillig um diese Zeit in Paris auf, aber die Ferienzeit war kaum angebrochen und die Stadt quellte über mit Touristen. Sie hatten eine gute halbe Stunde mit dem Taxi von Philippes Wohnung hierher benötigt. Zu Fuß hätten sie fünfzehn Minuten zur Rue Bonaparte gebraucht, aber so jemand wie Philippe ging nicht zu Fuß und sie brauchte mit ihm darüber nicht zu diskutieren.
     
    Nun waren sie hier. Hoffentlich blieb der Lift nicht stecken. Es war einer dieser alten Aufzüge, die zwar optisch wunderschön in das alte Pariser Bürgerhaus passten, aber nicht sehr modern und sicher aussahen.
     
    „Mach

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