Schatten der Vergangenheit (German Edition)
gewesen und es gab auch keine Männer, die sie interessierten – bis auf ihn.
Sie hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber als sie ihn sah, da war es um sie geschehen. Ja, ihre Freundinnen im Internat hatten von ihm geschwärmt – wie jedes Mädchen in dem Alter. So jung wie er war, hatte er den Kultstatus eines Popstars und er sah sogar weit besser als alle Popstars aus.
Sie hatte auch ein Poster von ihm an der Wand hängen, als sie fünfzehn war. Dann hatte es ihre Mutter gesehen und es entrüstet entfernt. Mutter verstand nicht, warum sie einen Goj anziehend fand, der gerade mal ein Jahr älter war als sie selbst? War ihre Mutter blind?!
Ha, was hätte Mama erst dazu gesagt, wenn sie wüsste, dass sie mit ihm in aller Öffentlichkeit Sex hatte? Sie, die jüdische Unternehmertochter aus New York, wohlbehütet, gut erzogen – nicht eine der anderen, vielen Verehrerinnen, die ihm überallhin nachliefen. Hannah sah auf das Foto mit ihm. Sanitäter schleppten ihn an beiden Armen durch die große Halle des Luxushotels in Las Vegas, dort wo sein Halbbruder in der Nacht verstorben war.
Wie sein Kind wohl ausgesehen hätte? Hätte es die Schönheit des Vaters gehabt? Beinahe hätte sie sein Kind bekommen, aber ihre Eltern zwangen sie zu einer Abtreibung und sie war doch erst sechzehn! In aller Stille natürlich, denn eine Familie Goldberg wollte sich keinen Skandal erlauben, schon gar nicht, da einer ihrer beiden Brüder eben Rabbiner geworden war.
Ihrer Familie zuliebe hatte sie ihnen versprochen, Benjamin Lewis zu heiraten, wenn er fragt und sie hatte ihr Versprechen gehalten. Aber ihr Herz würde immer dem einen Mann gehören, der ihr Herz gebrochen hatte, der sich nicht mal mehr an sie erinnern konnte, als sie ihn anrief und ihm sagte, sie sei schwanger. Sie liebte ihn noch immer, Philippe d´ Arthois, der gestern seinen Bruder verloren hatte, achtzehn Jahre jung und der schönste Mann, den sie jemals gesehen hatte.
Sechs Jahre später....
Benjamin Lewis Cohen winkte den Kellner in seiner langen, weißen Schürze heran, der ihn und seinen Gast von weitem ohnehin ständig im Blickwinkel hatte und der damit rechnete, ein außerordentliches Trinkgeld zu bekommen. Ben bezahlte schließlich ein überteuertes Abendessen in einem mit Michelin Sternen überhäuften Restaurant.
Immerhin hatten sie ihm nicht Schweinefleisch serviert. Sein Gegenüber hätte das sicher auch gegessen und es hätte ihn, zu seinem Erstaunen, auch nicht wirklich gestört. Aber dieses dunkelblonde Mädchen mit dem goldenen Teint und den Katzenaugen war nicht nur intelligent, sie war auch sensibel und hatte Rind bestellt. Es mochte auch daran liegen, dass sie Argentinierin war und vielleicht Rindfleisch vermisste. Halbblutig... uh... er konnte nicht mal hinsehen, als sie das Fleisch anschnitt und Blut herauslief.
Er konnte kein Blut mehr sehen, nicht nach den Jahren in der Tzahal, den Jahren als Seren in der Israelischen Armee, wo er mehr als nur einen Toten oder schwer Verwundeten gesehen hatte. Er, der harte Mann, würde niemandem gestehen, dass er auch heute noch Alpträume hatte. Seine Vergangenheit würde er nie loswerden.
Die Fois Gras war einwandfrei, die Austern hatte er ausgelassen, obwohl er es einen Moment bereute, denn es hatte etwas sehr Erotisches, so wie sein Gegenüber sie aß und schlürfte. Er war schon gespannt, was sie zum Dessert wählen würde. Ah... es war so, als könnte sie seine Gedanken lesen. Sie lächelte den Kellner an und bestellte „Dulce de Leche, bitte.“
Kaum hatte sie es getan, griff sie nach seiner Hand, dort wo er die klassische Breguet Armbanduhr trug und drehte seine Hand halb, um die Uhrzeit zu lesen.
„Wow, es ist schon elf Uhr“, stellte sie fest und lächelte ein wenig.
Eine ihrer langen dunkelblonden Strähnen fiel über sein Armgelenk und er stellte sich einen kleinen Moment vor, wie es wäre, ihre langen Haare auf seinem nackten Körper zu spüren, während sie auf ihm saß.
Er hatte wohl schon zu lange keine Frau gehabt, genaugenommen, seit ihm diese Schickse von Antje van Holm den Laufpass gegeben hatte, weil er nie für sie Zeit hatte. Er hatte ihr nicht nachgetrauert, aber der Sex war großartig gewesen und den vermisste er. Er war schließlich auch nur ein Mann und sein junges Gegenüber erinnerte ihn, dass es außer Arbeit auch noch etwas anderes gab.
„Du willst Dulce de Leche?“ fragte er amüsiert und
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