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Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)

Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: c. Griethe
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äußerst selten schlecht drauf ist. Genaugenommen hab ich sie vielleicht dreimal in den sechs Jahren, die ich sie kenne, deprimiert erlebt und selbst dabei versucht sie zumindest fröhlich zu wirken, um die Menschen in ihrem Umfeld nicht damit zu belasten. Obwohl das großer Quatsch ist, weil ich für meinen Teil sehr gerne einfach mal für sie da wäre, anstatt immer nur ihre Hilfe zu beanspruchen. Ich habe mittlerweile schon ein schlechtes Gewissen dabei, was aber in letzter Zeit ganz offensichtlich ohnehin zu meiner Standardausrüstung gehört.
    Hier hätten wir Modell Ben, mit integriertem schlechten Gewissen und standardisiertem Gefühlschaos. Nicht ganz pflegeleicht und eher was für Liebhaber.
    Wobei ich befürchte, dass sich für mich kein Liebhaber finden wird. Wer will sich schon mit so einem Sondermodell rumschlagen, außer Holger vielleicht. Aber auch der wird noch drauf kommen, dass sich hinter meiner vielleicht ganz ansehnlichen Fassade ein ziemlich baufälliges Objekt verbirgt, das eigentlich nur noch auf seinen Verfall wartet.
    „Schatzi, was ist denn passiert? Geht’s deiner Oma schlechter? Oder hast du Stress mit deinem Vater? Sag doch mal was und mach mich hier nicht ganz kirre. Und bitte … bitte hör auf zu weinen, sonst heul ich gleich mit. Und das kannst du nicht verantworten, weil ich mich gleich noch mit Chris treffe. Wie soll ich dem bitte erklären, wenn ich verquollene Augen habe? Kann ihm schlecht was von einer Allergie erzählen, dann hält der mich gleich für völlig beschränkt. Also sei lieb mit deinem Bealein und lächle für mich ins Telefon. Komm schon, ich weiß, dass du das kannst“, rappelt sie munter drauflos, und schafft es tatsächlich, dass ich ein wenig kichern muss.
    „Ach, Süße. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn ich dich nicht hätte“, seufze ich schwer auf und sehe bildlich vor mir, wie sie unter Garantie gerade ihre Augen verdreht, dabei aber eine total niedliche Schnute zieht und ihren Kopf in den Nacken wirft.
    „Also, wenn du mich nicht hättest, nä, weil du mich nicht kennen würdest, weil du mich ja sonst sowieso hättest, dann würdest du jetzt garantiert irgendwo mit meinem Chris rummachen, weil du dann keine Skrupel hättest, ihn mir auszuspannen, weil du mich ja nicht kennen würdest, was du aber nun mal tust und somit schön deine Fingerchen von ihm lassen wirst. Hach, ist das Leben nicht wunderbar?“, flötet sie völlig wirres Zeug in mein Ohr, dass ich einfach nur lächelnd über sie den Kopf schütteln kann und mich frage, ob sie heimlich irgendwelche Medikamente nimmt.
    „Danke, Süße“, flüstere ich jedoch nur und fühle mich gleich ein wenig besser, selbst wenn sich durch das Gespräch an meinen Problemen rein gar nichts geändert hat.
    „Wofür denn das? Hab doch gar nichts gemacht“, erwidert sie gespielt unwissend, woraufhin ich ein scheues „für die Ablenkung“ einwerfe.
    „Ihr fehlt mir alle ganz schön. Meiner Oma geht’s nach wie vor unverändert. Sie ist halt nur sehr geschwächt. Ich werd jetzt auch mal wieder reingehen. Ich meld mich später noch mal, ja?“, versuche ich mich selber von jeglichen Gedanken an Marc abzulenken und weiß, dass ich es doch nicht kann, wenn ich gleich wieder in das Gebäude treten und ihm eventuell erneut über den Weg laufen werde.
    „Du fehlst uns auch, Schatzi. Grüß deine Omi ganz lieb von mir, ja? Auch wenn sie mich nicht kennt. Hab dich lieb“, fällt es mir wirklich schwer, dass sie sich verabschiedet, weil ich viel lieber noch hier stehen würde, bis zumindest Marcs Schicht irgendwann vorbei ist, als wieder in diese Klinik hineinzugehen.
    „Ich dich auch. Bye“, beende ich das Gespräch dennoch schweren Herzens, welches im nächsten Augenblick abrupt stehenbleibt, nur um sofort den verlorenen Takt wieder einzufangen. Weil keine fünf Meter entfernt Marc lässig abwartend gegen einen Baum gelehnt steht und mich fixiert, als ich mich in Richtung Haupteingang umdrehe.

Kapitel 5
    Und wieder verfluche ich meinen Körper für seine Reaktion auf diesen Mann, weil es mir einfach nicht möglich ist, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen und stattdessen wie festgewachsen hier stehen bleibe, was wahrscheinlich absolut dümmlich auf ihn wirken muss. Dennoch bin ich nicht in der Lage, die Informationen zu einer eventuellen Flucht von meinem Gehirn an meinen Bewegungsapparat weiterzuleiten. Als würde sein eindringlich forschender Blick meinen eigenen Willen blockieren.

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