Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
Weshalb ich auch, kaum dass Marc irgendwo auftaucht, keinen einzigen Gedanken mehr an Holger verschwende, was mir zusätzlich einen Stich versetzt. Weil es nur viel zu deutlich macht, dass ich Holger niemals so intensive Gefühle entgegenbringen werde wie Marc und ich schiebe es vorsorglich erst einmal nur auf die etwas konfusen Umstände, dass ich ihn so plötzlich wiedersehen musste und weil er in gewisser Art und Weise meine erste Liebe war, der man ja bekanntlich sein Leben lang irgendwie nachhängt.
Trotzdem reagiert mein Herz meiner Meinung nach viel zu übertrieben auf ihn und ist gerade dabei, ihm direkt in die Arme zu springen, als er sich in einer lässigen Bewegung vom Baum abstößt und langsam auf mich zukommt. Woraufhin ich fast automatisch mit jedem seiner Schritte ebenfalls einen rückwärts gehen will, was mal wieder an der Koordinationsfähigkeit meines Verstandes mit meinen Beinen zu scheitern droht. Bis er schließlich unmittelbar vor mir stoppt und ich furchtbar zusammenzucke, als plötzlich von irgendwoher eine ausgesprochen hübsche junge Frau Marc regelrecht um den Hals fällt und ihre Lippen verlangend auf seine presst. Wodurch seltsamerweise abrupt wieder Leben in mich kommt und ich beinahe überstürzt an ihnen vorbeilaufe, um mich zurück ins Krankenhaus zu retten, weil ich diesen Anblick keine Sekunde länger ertragen könnte.
Und als könnte ich so vor meinen verwirrenden Gefühlen fliehen, hetze ich ziemlich atemlos durchs Treppenhaus. Stelle mich dabei einmal mehr so furchtbar ungeschickt an, wie nur ich es beherrsche und gerate ins Stolpern, weshalb ich mich instinktiv versuche, mit meinen Händen abzufangen, was einen ziemlich unangenehmen Schmerz von meiner rechten Hand aus durch meinen Unterarm jagt und mich unterdrückt aufkeuchen lässt. Wodurch natürlich auch wieder mit aller Deutlichkeit der Schmerz in meiner Hand präsent wird und mir glaubhaft eintrichtert, dass es besser wäre, zurück nach Hause zu fahren und mich für heute einfach im Bett zu verkriechen.
„Haben Sie sich verletzt? Kommen Sie, ich helfe Ihnen auf“, bemerke ich erst viel zu spät, dass mein kleines Missgeschick offenbar nicht unbeobachtet verlief und schäme mich gleich noch mehr für mei ne Schusseligkeit. Was in reines Entsetzen umschlägt, als ich meinen aufopfernden Helfer, der mir bereitwillig seine Hand entgegenstreckt, erkenne.
Dabei weiß ich nicht einmal genau, worüber ich überraschter bin. Dass er so erschreckend freundlich ist, wie ich ihn niemals erlebt habe oder dass er mich schlichtweg nicht erkennt, was zeitgleich ein ziemlich unangenehmes Ziehen in meiner Magengegend verursacht, welches ich zwanghaft versuche wegzuatmen und es eigentlich dadurch nur noch schlimmer mache, weil ich mich unbewusst damit viel zu sehr auf dieses beklemmende Gefühl konzentriere.
Doch lange genug hält diese schmerzende Erkenntnis nicht an, weil es nur Bruchteile von Sekunden dauert, bis ihm scheinbar bewusst wird, wen er hier vor sich hat und beinahe schon abrupt seine angebotene Hand zurückzieht, als hätte er sie sich verbrannt. Was die Enttäuschung in meinem Inneren in Wut umschlagen lässt und ich mich deshalb schwerfällig aufrapple, ohne meine rechte Hand dabei zu belasten. Weil ich es einfach nur erniedrigend finde, hier hilflos vor ihm am Boden zu liegen und seine übertriebene Dominanz zu ertragen, die er jetzt wieder gekonnt darstellt, nachdem er mich als seinen missratenen Sohn identifiziert hat.
Überheblich und auf seine mir so bekannte herablassende Art mustert er mich abfällig, sodass ich jeden Moment einen spöttischen Kommentar von ihm erwarte, den ich mir eigentlich nicht auch noch antun muss und deshalb schnurstracks die Treppen wieder hinunterstürze. Wobei ich natürlich direkt und ungebremst Marc in die Arme laufe und mir schlagartig der Atem stockt, als sein verführerischer Duft, der sich in all den Jahren kaum verändert hat und irgendwie so vertraut wirkt, mir die Sinne vernebelt.
„Wollte sich wieder jemand deine Hand ansehen oder hast du noch einen unliebsamen Geist aus deiner Vergangenheit getroffen? Dabei dachte ich, du würdest nur vor mir panisch weglaufen. Irgendwie beruhigt mich das ja gerade“, trieft Marcs Stimme nur so vor Sarkasmus, weshalb ich mich auch bemühe, wieder etwas Abstand zwischen uns zu bringen, was sich allerdings als äußert schwierig herausstellt, da Marc mich dummerweise bei unserem Zusammenprall im Affekt mit seinen Händen gepackt und
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