Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
somit vor einem eventuellen Sturz bewahrt hat. Und genau diese Hände scheinen nicht vor zu haben, mich in nächster Zeit wieder loszulassen, sondern brennen sich regelrecht in meine Haut, als wollten sie sich dort verewigen.
Trotzdem versuche ich mich aus seinem festen Griff zu winden und erreiche dabei dummerweise einzig, dass sich unsere Körper viel zu intensiv berühren, was meine gesamte Selbstbeherrschung kostet, um mich nicht völlig kopflos auf ihn zu stürzen und diese sündig verführerischen Lippen zu beanspruchen, die mich so wahnsinnig bezaubernd anlächeln.
Moment mal, wieso lächelt er mich an? Was bildet der sich eigentlich ein, mich hier so unverfroren total aus der Fassung zu bringen und dabei auch noch so unheimlich gut auszusehen, dass man ihm sogar einen Mord ohne weiteres verzeihen würde? Aber dann doch bitte auf die etwas schnellere Tour und nicht auf diese quälende zerstörerische Art und Weise.
„Willst du nicht rangehen, oder ist dass auch jemand, dem du irgendwie entkommen musst?“, bringt Marcs überraschend ruhige Stimme mich komplett aus dem Konzept, sodass ich hastig meine kläglichen Versuche, mich doch irgendwie zu befreien, abbreche und ihn scheinbar ziemlich verstört anblicke, weil ich keinen Plan habe, was er gerade von mir will. Denn mein Gehirn scheint heute allem reichlich hinterher zu hinken oder gänzlich abhanden gekommen zu sein.
„Dein Handy“, deutet er mit seinem Kopf auf meine Hose, wodurch ich das penetrante Klingeln auch endlich wahrnehme und etwas umständlich mein Telefon befreie, um das Gespräch direkt anzunehmen. Was mir geradlinig eine unangenehme Hitze in die Wangen treibt, kaum dass ich den Anrufer ausmache.
„Holger!“, entfährt es mir überrascht, ohne dass ich meinen Blick von Marc lösen kann und spüre unmittelbar mein schlechtes Gewissen wieder über mir hereinbrechen, bin jedoch nicht in der Lage irgendwas zu sagen.
„Ich … ja, hi. Bitte sei nicht sauer, weil ich anrufe … aber … ich musste einfach nur deine Stimme hören … du fehlst mir“, schnürt mir die Sehnsucht in seinen Worten geradewegs die Kehle zu und entlockt mir lediglich ein heiseres Krächzen, was auch durch die Tatsache, dass Marc mich scheinbar durchdringend mustert, nicht unbedingt besser wird.
„Ich … bin ich nicht … ich … ja … ehm … du mir auch“, stotte re ich vor mich hin und habe das Gefühl, dass meine Wangen verräterisch verglühen, was offensichtlich nun auch in Marcs Bewusstsein gedrungen ist, weil er mich schlagartig loslässt und zwei Schritte zurückweicht, um Abstand zwischen uns zu bringen. Womit er mir auch direkt ein Messer hätte in die Brust rammen können und ich hastig seinem undurchdringlichen Blick ausweiche, um meine Enttäuschung nicht zu zeigen.
„Holger … ich … es ist grad etwas ungünstig … ich ruf dich später zurück, ja?“, versuche ich mir wenigstens ihm gegenüber nichts anmerken zu lassen und beende das Gespräch zügiger als ich es angenommen habe, was meinem Gewissen keineswegs gut tut und meine Verzweiflung nur noch stärker antreibt. Und das verbessert sich auch nicht, als Marc viel zu offensichtlich ausweicht, als ich einen Schritt auf ihn zugehe, weshalb ich besser stehenbleibe, um die plötzliche Anspannung zwischen uns irgendwie zu lösen.
„Ich … das … ich …“, scheint mein Wortschatz wie ausgestorben und meine kläglichen Erklärungsversuche scheitern in einem unkontrollierten, nichtssagenden Stottern, was Marc nicht im Geringsten beeindruckt. Denn seine Miene ist wieder ebenso verschlossen und fremd wie noch heute Morgen, was mich schwer seufzen lässt. Doch bevor ich zu einem erneuten Versuch ansetzen kann, geht er mit einem kaum hörbaren „meine Pause ist rum“ an mir vorbei und lässt mich schlichtweg wie den letzten Trottel hier stehen.
„Dann solltest du sie demnächst vielleicht sinnvoller nutzen, als mit irgendwelchen Tussen rumzumachen“, entfährt es mir so schnell und unkontrolliert, dass ich mir beschämt auf die Unterlippe beiße, aus Angst vor Marcs Reaktion, der sich allerdings nur einen winzig kleinen Augenblick sichtbar versteift und stoppt, ehe er sich förmlich zwingt, einfach weiter zu gehen und schließlich im Klinikgebäude verschwindet, was mich noch viel frustrierter macht.
Und eben dieses Gefühl legt sich auch den Rest des Tages nicht, sondern begleitet mich bis in meine Träume. Selbst den versprochenen Besuch bei meiner Mutter habe ich verschoben und
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