Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
hauche ich leise, während ich ihm einfach nachlaufe, weil meine Kehle sich plötzlich staubtrocken anfühlt, als mir bewusst wird, dass ich hier mit ihm ganz allein in ihrer Wohnung eingeschlossen bin. Worüber er augenscheinlich noch weniger erfreut zu sein scheint als ich. Immerhin bin ich dreimal in Versuchung, ihm das Messer einfach aus der Hand zu nehmen, mit dem er gerade irgendwelches Gemüse und Fleisch zerstückelt.
„Hat es ein Glück, dass es schon tot ist“, kann ich mir ein Seufzen nicht verkneifen, weil Marc sich meiner Meinung nach ziemlich albern und unreif verhält, als er sich an dem Stück Hühnchen auslässt.
„Meine Schwester wird es auch sein, sobald sie hier wieder auftaucht“, knurrt er daraufhin nur ganz leise, aber immer noch laut genug, dass ich ihn auch ja höre, weil er mir auf diese Weise ziemlich deutlich machen kann, was er von unserem erzwungenen Zusammentreffen hier hält, ohne mich direkt anzusprechen.
„Krieg dich wieder ein, ich kann mir auch was besseres vorstellen, als mit dir hier festzusitzen“, erlaubt mir mein angekratztes Ego es nicht, ihm diese Äußerung einfach so durchgehen zu lassen, weshalb ich mich neben ihn stelle und ein wenig bei Seite schubse.
„Gib schon her“, fahre ich ihn ruppig an und reiße ihm, nicht ganz aus Eigenschutz, dass Messer aus der Hand und bin froh, mich an dem Gemüse ein wenig von seiner Präsenz ablenken zu können. Denn viel zu deutlich dringt sein verführerischer Duft in meine Nase und versucht bereits, meine Sinne zu umnebeln, wofür ich mich und ihn gleichermaßen hasse.
„Das war deine schwachsinnige Idee, stimmts?“, zischt er plötzlich provozierend und steht viel zu dicht neben mir, da er womöglich dem Irrglauben erliegt, mich damit einschüchtern zu können, was er ganz sicher unterlassen würde, wenn er auch nur im Ansatz eine Ahnung hätte, welche Wirkung er tatsächlich damit auf mich hat, was mich nur amüsiert schmunzeln lässt.
„Findest du das etwa auch noch witzig? Das ist Freiheitsberaubung“, redet er sich herrlich in Rage und steht kurz vor einem Tobsuchtsanfall, als sein Handy klingelt und ihn wahnsinnig aus der Fassung bringt, weshalb er nur noch nach Luft schnappt und scheinbar keine passende Beleidigung oder dergleichen mehr für mich aufbringen kann.
„Willst du nicht rangehen, Doktorchen?“, kann ich es einfach nicht lassen, ihn weiter zu provozieren, was schon immer eine meiner schlechten Eigenschaften war. Ich konnte mich nie zurückhalten, ihn bis aufs Blut zu reizen, um mich schlussendlich wieder bei ihm einzukratzen. Freunde eben. Von denen nicht mehr viel übrig geblieben ist, wie mir erneut schmerzlich bewusst wird, als er das Gespräch annimmt und sich sofort aus der Küche bewegt, um ungestört zu telefonieren.
„Bei Lissy … das geht nicht … Weil’s nicht geht, verdammt … nein kann ich nicht …. Verdammt, Jennifer es geht jetzt nicht …“, dringen nur Bruchstücke des Gesprächs zu mir durch und dennoch kann ich es nicht verhindern, dass ich bei der Schärfe seiner letzten Worte ein wenig zusammenzucke, weil sein Gesprächspartner, womit auch immer, ihn wahnsinnig wütend machen muss. Denn in all den Jahren, die ich ihn kenne, ist er niemals wirklich laut geworden und schon gar nicht zu einem Mädchen. Bei dem es sich hier scheinbar auch noch um seine langjährige Freundin handelt, wenn ich eins und eins zusammenzähle.
Und irgendwie packt mich das schlechte Gewissen, dass ich an seiner Laune nicht gerade unschuldig bin, weshalb ich leise in den Flur schleiche und ihm vorsichtig besänftigend meine Hand auf seine Schulter lege, was ihn hastig herumfahren lässt.
„Ich werde heut bei Lissy schlafen. Ich meld mich morgen, bevor ich in die Klinik fahre. Bye …. Ja … ich dich auch“, fixiert er mich, ohne sein Gespräch zu unterbrechen und flüstert die letzten drei Worte nur, als wäre es ihm peinlich vor mir, was mich nur abfällig schnauben lässt, ehe er das Handy wieder in seine Hosentasche schiebt und sich abwendet.
„Ich brauch einen Drink, willst du auch?“, läuft er einfach los und sieht mich über die Schulter fragend an, ehe er in einem anderen Raum verschwindet und ich ihm ganz automatisiert folge. Wo er sich bereits an einigen Flaschen bedient und einen Cocktail zusammenrührt, den er mir einfach kommentarlos entgegenhält und ich ebenso kommentarlos annehme.
„Wo ist Lissy denn eigentlich hin?“, traue ich mich irgendwann dann doch vorsichtig zu
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