Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
Berührung mehr bei mir an und mein Körper fühlt sich wie gelähmt. Alles in mir schlägt Alarm und ich versuche mit aller Kraft, Marc von mir zu drängen, was ihn sichtlich verwirrt.
„Geh runter von mir. Verschwinde. Sofort“, kostet es mich alles an Überwindung nicht loszuheulen, weil ich den Schmerz in meiner Brust kaum ertrage, den seine geflüsterten Worte in mir auslösen. Die mir so beängstigend bewusst machen, was für ein blöder Idiot ich war, damals einfach ohne ein Wort abzuhauen, wo es vielleicht eine klitzekleine Chance gegeben hätte, dass Marc ähnlich empfand wie ich. Mit aller Macht schubse ich ihn von mir herunter, was ihn deutlich irritiert. Zumindest seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, kommt er gerade mit meinem akuten Stimmungswechsel nicht zurecht.
„Kannst du mir mal sagen, was auf einmal in dich gefahren ist?“, sieht man ihm das Unverständnis viel zu deutlich an, auch wenn er sich bemüht, seine Stimme noch immer sanft und einfühlend klingen zu lassen, was mich aber keineswegs beeindruckt, sondern eher noch viel enttäuschter und wütender macht.
„Ich will, dass du verschwindest, Marc. Geh nach Hause zu deiner Jennifer, wo du hingehörst“, kommen die Worte nur geflüstert über meine Lippen und brennen sich dennoch wie spitze kleine Pfeile in mein Herz, womit ich mir mal wieder selber den Gnadenstoß verpasse, bevor er es tut, wenn ihm früher oder später, wahrscheinlich aber unmittelbar nachdem er hatte, was er hier offensichtlich wollte, bewusst wird, dass irgendwo sein kleines Weibchen auf ihn wartet und schon sehnsüchtig seine Nummer in ihr Handy eintippt.
Fast schon vorwurfsvoll trifft mich sein Blick, den ich unmöglich deuten oder einschätzen kann, weil meine Gefühle mich gerade so wahnsinnig durcheinander bringen, dass ich wahrscheinlich nicht mal verstehen würde, was er mir damit sagen will, wenn er es in Worte fassen würde. Denn mein Verstand versucht noch immer mit der unterschwelligen Botschaft klar zu kommen, dass Marc mich scheinbar vor sechs Jahren nicht nur als besten Freund interessant fand. Zumindest rede ich mir das selber ein, je länger ich über die Vergangenheit und unseren Umgang miteinander nachdenke. Viel zu deutlich tauchen Bilder von ihm und mir vor meinem inneren Auge auf, deren deutbare Anzeichen ich nicht erkannt habe und ich denke erneut nur an Flucht. Vor Marc, diesem erdrückenden Verlustgefühl und in erster Linie vor mir selbst. Doch bevor ich mich aufrappeln und verschwinden kann, hat Marc sich schon mein Handgelenk gegriffen und bremst mich erbarmungslos aus, indem er ebenfalls vom Bett aufsteht und mir den Weg versperrt.
Kapitel 12
Seine Finger brennen sich wie glühende Metallschellen in mein Handgelenk und sein Blick trifft mich so offen und direkt, dass mir fast schon wieder schwindelig wird, allein davon, dass ich auf einen Schlag wieder in seinen Augen lesen kann wie in einem Buch, dass ich schon seit Kindertagen kenne, aber auf dem Dachboden in einer alten Holzkiste verstauben ließ. Und viel zu deutlich erkenne ich den unausge sprochenen Vorwurf, der mich härter trifft, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.
„Verdammt, Ben. Lauf doch nicht immer einfach weg. Vor mir“, haucht er wahnsinnig flehend und ernüchternd, dass ich mich auf der Stelle wie das allerletzte Arschloch fühle und nur ganz leicht abwehrend meinen Kopf schüttle, weil ich ihm doch niemals so wehtun wollte. Ich kann ihm seinen inneren Kampf erschreckend deutlich ansehen, was mir den Hals zuschnürt und mir unaufhaltsam Tränen in die Augen treibt, für die ich mich ausnahmsweise einmal nicht schäme, weil sie absolut aufrichtig und ehrlich sind.
Meiner Kehle entweicht unmittelbar ein unterdrücktes Schluchzen, als Marc seine Hand ganz unerwartet behutsam an meine Wange legt und die feuchte Spur verwischt, wobei sich eine wohlige Wärme in mir ausbreitet, weil ich mich endlich angekommen fühle, auch wenn ich leider viel zu genau weiß, dass er mir niemals gehören wird, da ich einfach nicht in sein kleines perfektes Leben passe. Woran ich zu meinem Bedauern selbst schuld bin, weil ich damals einfach kopflos die Flucht ergriffen und somit jegliche Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft verhindert habe. Weshalb ich auch nicht wirklich begreifen kann, warum er ausgerechnet jetzt, nach sechs Jahren, hier auftaucht und alles erbarmungslos durcheinander bringt. Wobei sich mir natürlich zwangsläufig eine quälende Frage aufdrängt, deren
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