Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
du und ich“, redet Holger auf mich ein, als wäre ich ein kleines Kind, das vom Fahrrad gefallen ist und sich jetzt nicht mehr drauf traut. Wobei mir die Bedeutung seiner Worte, unterstrichen von seinem gönnerhaften Blick, nur langsam so richtig bewusst wird und eine unsagbare Wut in mir aufsteigen lässt.
„Was laberst du hier für eine Scheiße?“, schubse ich ihn daher mit aller Kraft von mir, was ihn sichtlich irritiert und mich noch rasender macht.
„Ben. Es ist doch alles gut. Es muss dir nicht peinlich sein. Manchmal hat man eben einen schwachen Moment und dieser Dreckskerl hat es einfach ausgenutzt. Aber wir kriegen das doch wieder hin. Ich werde dir zeigen, wie schön Liebe sein kann“, redet er, als wäre ich ein durchgeknallter Amokläufer, den es zu beruhigen gilt und kommt dabei langsam wieder auf mich zu, sodass ich ihn mit einer schallenden Ohrfeige, die mich selbst furchtbar erschreckt, ausbremse.
„Du hast sie doch nicht mehr alle. Bildest du dir wirklich ein, ich würde mich einfach so von irgendwem zum Sex überreden lassen? Du bist so erbärmlich. Was bildest du dir eigentlich ein? Ich würde dich in tausend Jahren nicht mehr zurückwollen, selbst wenn Marc nicht wäre. Ich wette, allein bei der Hochzeit wird es mindestens zwanzig andere geben, die ich dir vorziehen würde, selbst wenn der überwiegende Teil davon Heteros sein werden. Alles ist besser als du“, spucke ich ihm außer mir regelrecht vor die Füße, weil mich sein überhebliches Getue wahnsinnig verletzt. Als wäre es eine wohltätige Geste mich jetzt noch zu wollen.
„Hochzeit? Was für eine Hochzeit?“, flüstert Holger überrascht, als wären alle meine anderen Worte uninteressant und nichtssagend, was mich so wütend macht, dass ich schneller rede, als ich darüber nachdenke, was ich hier von mir gebe.
„Marcs Schw… Schwester … richtet eine Hochzeit aus. Für mich … und Marc“, sprudelt es so hastig aus mir raus, dass ich es selber glauben würde, wenn ich dabei nicht so gestammelt hätte, was aber Holger scheinbar gar nicht auffällt und er mich einfach nur ungläubig, irgendwie abwertend, ansieht.
„Du bist so eine billige Schlampe“, haucht er kopfschüttelnd, mit einem eiskalten Blick, der mir eine Gänsehaut bereitet und verschwindet einfach so im nächsten Atemzug, sodass ich nur reglos hier stehe und ihm total durcheinander nachsehe. Mit einer ungeheuren Wut und Enttäuschung im Bauch, wie ich mich eigentlich so wahnsinnig in ihm täuschen konnte. Und gleichzeitig frage ich mich, wie bescheuert ich überhaupt sein kann, ihm so einen Mist aufzutischen, was mich nur sauer auf mich selbst zurück ins Studio laufen lässt. Ohne dabei auch nur eine Sekunde zur Ruhe zu kommen und die Szenerie vor der Boutique noch gefühlte tausend Mal durchlebe. Was sie nicht wirklich erträglicher oder irgendwie angenehmer macht. Im Gegenteil. Mittlerweile fühle ich mich wie ein mieses Arschloch und hasse mich selbst dafür.
Wenigstens lassen sich aber alle Termine verschieben und umplanen, die ich wegen der Hochzeit nicht wahrnehmen kann und den einen Kunden, der von uns noch überzeugt werden will, übernimmt Jan bereitwillig für mich. Also steht der Hochzeit eigentlich nichts mehr im Wege, außer vielleicht meine eigenen Skrupel, die mich plötzlich wieder überkommen und mich an der ganzen Sache wahnsinnig zweifeln lassen. Aber glücklicherweise habe ich auf dem Weg ins Studio auch Robert schon angerufen und gebeten, mich zu begleiten, der ziemlich aus dem Häuschen war und mich jetzt förmlich zwingen wird, zu dieser Hochzeit zu fahren.
Somit gibt es kein Zurück mehr für mich und ich werde mich in mein Schicksal fügen, ohne über mögliche Konsequenzen genauer nachzudenken, weil mich die Unsicherheit sonst ohne Probleme wieder einholen und an der Durchführung hindern würde. Allerdings will ich das unbedingt durchziehen, um meinen eigenen Stolz zu retten, egal was dabei rauskommt und wie dieses Aufeinandertreffen enden wird. Das bin ich mir selber schuldig und verabschiede mich also in eine ungewisse Woche, die mir zugegeben ein gleichermaßen aufregend krib belndes, wie auch beängstigendes Gefühl bereitet. Doch zum Aufgeben ist es jetzt eigentlich schon viel zu spät und so beuge ich mich.
Auf in den Kampf!
Kapitel 16
Mir entwischt ein sanftes Schmunzeln, als wir in das Hotelzimmer kommen und Robert, wie auch schon beim Betreten des Hotels, vor Staunen der Mund offen steht, während er mich
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