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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Rücken hinterlassen hatten, bloße Kratzer.
    Natalya machte sich an die heikle Aufgabe, die Schäden von innen zu reparieren. Nach einer Weile wurde ihr bewusst, dass es Vikirnoff war, der sie lenkte, wann immer sie zögerte, und ihr half, zerfetzte Muskeln und zerstörtes Gewebe zu schließen, beschädigte Organe zu operieren und sorgfältig jedes Anzeichen von drohenden Infektionen und an mehreren Stellen auch Spuren von Gift zu beseitigen.
    Der Gesang wurde lauter, als andere Karpatianer, Männer wie Frauen, aus der Ferne in den Gesang einstimmten und gemeinsam ihre Stimmen erhoben, um bei der Heilung eines der Ihren zu helfen, obwohl die Sonne immer höher stieg. Wenn ihre Arbeit nicht ihre ganze Konzentration erfordert hätte, wäre Natalya von all den Stimmen, die miteinander verschmolzen, nervös geworden. Noch nie war sie mit dem Volk der Karpatianer so eng in Berührung gekommen.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber als sie endlich fertig war und sich aus Vikirnoffs Körper zurückzog, schwankte sie vor Müdigkeit. Slavica hielt ihr ein Glas Wasser hin. Natalya nahm es dankbar an und trank es in einem Zug aus.
    »Woher weißt du, wie man das macht?«, fragte sie Vikirnoff. »Ich glaube nicht, dass ein Arzt das schaffen könnte, was du gerade geleistet hast.«
    Falls es überhaupt möglich war, schien Vikirnoff noch blasser zu sein. Seine Haut war erschreckend fahl und aschgrau. Natalya packte Slavica am Arm. »Schau ihn an! Ich habe seinen Zustand verschlechtert!«
    »Das glaube ich nicht«, beruhigte Slavica sie. »Er braucht Blut. Wir müssen eine Möglichkeit finden, ihm Blut zu geben.« Sie holte tief Luft. »Ich habe schon einmal einem Karpatianer Blut gegeben, auch wenn ich mich nicht mehr erinnern kann, wie es war. Ich kann ihm meins geben.«
    Der Protest, der sich sofort in Natalya regte, war vehement, aber sie zwang sich, den hässlichen Impuls zu unterdrücken. Sie wollte sich auf keinen Fall ein zweites Mal lächerlich machen. Und noch weniger wollte sie Slavica erzählen, dass ein Blutaustausch mit Vikirnoff das Erotischste war, was sie je erlebt hatte.
    »Ich gebe ihm Blut«, sagte sie. Der Gedanke, ihn zu berühren und ihm wieder so nahe zu sein, war beängstigend. Je mehr sie sich wünschte, vor ihm wegzulaufen, desto näher schienen sie einander zu kommen.
    »Sie ist zu entkräftet«, wandte Vikirnoff ein.
    Seine Stimme war so schwach, dass Natalya sich vorbeugen musste, um die geflüsterten Worte zu verstehen. Sein warmer Atem streifte ihr Ohr. Sie konnte das leichte Pochen seiner Pulsader sehen. »Schlaf jetzt, damit du wieder zu Kräften kommst«, befahl sie. »Das ist mein Ernst, Jäger. Du wirst mir jetzt nicht sterben und die beste Arbeit, die ich je geleistet habe, vermasseln.«
    Allmählich gefällt mir die Art, wie du mit mir sprichst, und das ist erschreckend. Der Hauch eines Lächelns schwang in seiner Stimme mit.
    Sie war so empfänglich für alles, was von ihm kam. »Wie auch immer, du hältst jetzt Winterschlaf oder stellst dich scheintot oder was immer ihr Typen macht, wenn ihr in der Erde liegt.« Der Blick, den sie Slavica zuwarf, grenzte an Verzweiflung, doch sie konnte einfach nicht anders. »Kannst du nicht irgendetwas tun? Hast du nicht irgendein Mittel, das ihn außer Gefecht setzt, damit wir ihm nicht mehr zuhören müssen? Er ist so scharf drauf, den Boss zu spielen, dass er uns noch wegsterben wird.« Sie hasste es zu verraten, wie besorgt sie um ihn war.
    »Leider hat er recht, was das Blut angeht«, antwortete Slavica. »Du musst noch mehr für ihn tun und brauchst deine Kräfte. Die Stunden vergehen, und bald wirst du zu müde sein, um etwas zu unternehmen. Und wir können ihn unmöglich in die heilende Erde betten, ohne dabei gesehen zu werden.«
    »Ich werde von der Sonne nicht so müde wie Karpatianer«, sagte Natalya. »Ich bin nur zum Teil Karpatianerin.« Eigentlich hatte sie über diese Seite an ihr und die Gaben, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, nie nachgedacht.
    Sie starrte Vikirnoff mit leicht gerunzelter Stirn an. Er brauchte unbedingt mehr Blut, aber sie bezweifelte, dass sie es ertragen könnte, mitanzusehen, wenn er das, was er brauchte, von Slavica nahm. Wie sollte sie das ihrer Freundin erklären, wenn sie es selbst nicht verstand?
    Slavica schien das Problem zu erkennen. »Was hältst du davon, wenn ich seine restlichen Wunden versorge und du ihm Blut gibst? Wenn ich sehe, dass etwas genäht werden muss, kannst du das

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