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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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übernehmen. Keine der Wunden, die er noch hat, ist lebensgefährlich. Du kannst sie bestimmt kurz begutachten, um dich zu vergewissern, dass keine Keime eingedrungen sind. Auf diese Art schonst du deine Kräfte und kannst ihm geben, was er braucht.«
    Natalya half Slavica, Vikirnoff auf die Seite zu drehen, damit sie seinen Rücken untersuchen konnten. Die Tigerkrallen hatten lange Furchen in sein Fleisch gezogen, die an manchen Stellen einige Zentimeter tief waren. Slavica schaute Natalya an. »Tut mir leid, darum wirst du dich kümmern müssen. Ich müsste die Wunden nähen, die Schnitte sind viel zu tief. Ich reinige sie, damit du dich ein bisschen ausruhen kannst.«
    »Erzähl mir, wie es kommt, dass du etwas über die Karpatianer weißt. Siehst du öfter welche von ihnen?« Natalya wollte nicht daran denken, wie diese Wunden auf Vikirnoffs Rücken gekommen waren.
    Du brauchst keine Schuldgefühle zu haben.
    Schlaf jetzt bitte!
    Slavica lächelte. »Mikhail und Raven Dubrinsky sind regelmäßige Besucher im Dorf. Sie haben hier viele Freunde und helfen, wo sie können. Ich glaube nicht, dass irgendjemand sonst weiß, dass sie etwas anderes als ganz gewöhnliche Menschen sind, die hier in der Gegend leben. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich noch zwei andere Karpatianer kennengelernt. Sie hatten kleine Kinder bei sich, Menschen. Angelina und ich passen oft tagsüber auf die Kinder auf.«
    Während Slavica redete, wusch sie die Wunden und betupfte sie mit einer Flüssigkeit, die offensichtlich stark brannte. Auf Vikirnoffs Stirn traten wieder Blutstropfen hervor, und Natalyas Magen schnürte sich krampfhaft zusammen. »Es geht mir schon besser. Mal sehen, ob ich die restlichen Wunden heilen kann.« Wunden, die sie geschlagen hatte. Natalya schloss kurz die Augen und wünschte, sie könnte diesen einen Augenblick rückgängig machen. Sofort fühlte sie eine Woge der Wärme. Sie kam von Vikirnoff. Natalya erkannte seine Berührung, so leicht, dass sie kaum zu spüren war, und gleichzeitig stark und unglaublich zärtlich.
    Es war nicht fair, dass er diese Wirkung auf sie hatte. Er war so überzeugt von sich selbst. Da er so oft in ihrem Bewusstsein war, erhaschte sie ihrerseits immer wieder kurze Einblicke auf seinen Charakter. Aha, der starke, schweigsame Typ, obwohl du in meiner Gegenwart gar nicht so schweigsam zu sein scheinst. Aber hoffen wird ja erlaubt sein. Sie machte bewusst Scherze, weil sie wünschte, sie könnte seine Schmerzen lindern, sei es auch nur für einen Augenblick.
    Natalya spürte sein schwaches Lächeln, doch er sprach nicht, nicht einmal auf die intime Art, die unter karpatianischen Gefährten üblich war. Natalya ließ ihren Atem entweichen und merkte erst jetzt, dass sie ihn angehalten hatte. Vikirnoff war sehr geschwächt, und die bleierne Müdigkeit, unter der Karpa-tianer tagsüber litten, begann einzusetzen. Obwohl die schweren Vorhänge zugezogen waren, schmerzte das Licht in seinen Augen. Sie spürte das Brennen wie am eigenen Leib.
    »Deck ihm die Augen zu, Slavica, während ich hier weitermache«, stieß Natalya zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Der Gedanke, dass er solche Schmerzen leiden musste, Schmerzen, die sie verursacht hatte, brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht.
    Csitri. Du hast mir keine Schmerzen bereitet.
    Wieder diese Zärtlichkeit, die sie bis ins Herz traf. Wie konnte seine Stimme nur so sanft und weich sein? Wie konnte sie wie seidige Hitze durch ihren Körper gleiten und ihre Knie weich werden lassen? Und wie hatte er sie genannt?
    Slavica hängte zusätzlich dicke Decken über die Vorhänge, sodass kein Lichtstrahl mehr durch die Fenster fallen konnte.
    »Danke«, sagte Natalya. In dem verdunkelten Zimmer fiel es ihr leichter, ihren Körper zu verlassen und sich in rein geistiger Form durch Vikirnoffs Körper zu den langen Kratzwunden zu bewegen, die die Tigerin in seinen Rücken gerissen hatte. Sorgfältig verschloss sie die Wunden, entfernte die Bakterien und überprüfte immer wieder, ob sie auch keinen Muskel und keine Ader übersehen hatte. Wie Vikirnoff es geschafft hatte, in dieser Verfassung ins Gasthaus und auf ihr Zimmer zu gelangen, war ihr unbegreiflich. Sie wollte ihn nicht bewundern, doch sie konnte einfach nicht anders.
    »Ich glaube, ich bin fertig«, verkündete Natalya und lehnte sich schwer an Slavica. Sie war völlig erschöpft. Vikirnoff lag regungslos auf dem Bett. Aufgrund seiner Verletzungen und der Tageszeit war sein Körper

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