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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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die Möglichkeit, seine Gefährtin zu sein, auch nur in Betracht ziehen konnte. Früher einmal war sie Zeuge geworden, wie eine Frau sich von einem Jäger wie magisch angezogen gefühlt hatte, obwohl sie sich dagegen gesträubt hatte, aber Natalya war weder ganz Karpatianerin noch ganz Mensch. Sie war außerdem ein Abkömmling von Magiern, und das Blut dieser dunklen Rasse floss in ihren Adern. Nur wenige hatten so viel Macht wie sie. Sie glaubte, dass für sie die vollständige Bindung an einen Karpatianer nicht möglich war. Warum sollte Razvan anders denken? Und wie konnte sie Verständnis von ihm erwarten? Sie lebte in der Angst, er könnte sie aus seinem Grab heraus verdammen.
    Sie öffnete die Badezimmertür, betrachtete den schwer verletzten Jäger und fragte sich, warum sie so entschlossen gewesen war, ihn am Leben zu erhalten. Während sie in ein Paar weiche Hosen und ein langärmeliges T-Shirt schlüpfte, beobachtete sie Vikirnoff. Er lag so still und leblos da, als wäre er tot. Sie konnte nicht den leisesten Atemhauch in seinem Körper wahrnehmen, aber sie wollte ihm trotzdem nicht näher kommen. Die Aufgabe, ihm Blut zu geben, lag noch vor ihr.
    Du musst nichts tun, was dir zuwider ist, kislány. Das ist nicht nötig. Ich werde überleben.
    Natalya versteifte sich. War er die ganze Zeit wach gewesen, ein Schatten in ihrem Bewusstsein? Warum merkte sie es nicht, wenn er geistig mit ihr verschmolz?
    »Wie nennst du mich? Was heißt Kisch-la-nie?«
    Die Betonung liegt auf der ersten Silbe. Kislány bedeutet kleines Mädchen.
    Natalya zog scharf den Atem ein. »Und wie hast du mich sonst noch genannt?« Sie war kein kleines Mädchen, kein Baby, und sie hatte verdammt noch mal keine Angst vor ihm. Na ja, das war vielleicht nicht ganz richtig, aber sie weigerte sich, vor einem so schwer verletzten karpatianischen Jäger in die Knie zu gehen. Energisch krempelte sie ihre Ärmel hoch und durchquerte das Zimmer.
    Ich habe zu dir »Kleinchen« und »für immer mein« gesagt.
    Die Müdigkeit in seiner Stimme ließ Natalyas Zorn verrauchen. Er verbrauchte viel zu viel Kraft, obwohl er sich unbedingt schonen sollte. »Ich bin kein kleines Mädchen und schon gar kein Kleinchen«, verkündete sie. »Ich bin eine erwachsene Frau und erwarte, dass du mich mit Respekt behandelst.«
    So wie du mich mit Respekt behandelst?
    Sie ritzte ihr Handgelenk auf und hielt es an seinen Mund. Ein scharfer Schmerz durchbohrte sie wie ein Messer, aber sie reckte entschlossen das Kinn und hielt es aus. Sie würde sich nicht schuldig fühlen. Aber er war ein Jäger, um Himmels willen! Einer ihrer größten Feinde. Sie hatte ihm das Leben gerettet, das hätte genug sein sollen.
    Du bist vielleicht kein Kleinchen, aber du bist ainaak enyém, »für immer mein«. Ich danke dir, dass du dich um mich kümmerst, obwohl du unsicher bist, ob du das Richtige tust.
    »Du brauchst mir nicht zu danken. Ich will deinen Dank nicht. Sieh lieber zu, dass du schnell wieder auf die Beine kommst, damit ich dich rausschmeißen kann. Vielleicht kommt ja dein Prinz, um dich mit nach Hause zu nehmen, und ich bin dich los.«
    In dieser Nacht würde sie nicht ihren Traum von Razvan heraufbeschwören, wie sie es sonst immer tat, wenn sie schlief. Sie liebte es, beim Einschlafen Kindheitserinnerungen an ihren Zwillingsbruder zu wecken, um auf diese Art wieder mit ihm zusammen sein zu können. Sie beide hatten sich immer in ihren Träumen getroffen und ausgetauscht, was ihnen beigebracht worden war. Das war alles, was ihr geblieben war, aber heute nicht. Sie wagte es nicht, ihrem Bruder entgegenzutreten, wenn ein Jäger, in dessen Adern ihr Blut floss, in ihrem Bett lag. Und das, obwohl Razvan tot war.
    Ich gehöre nicht zum Prinzen. Ich gehöre zu dir.
    Natalya seufzte und wartete, bis er behutsam die kleine Wunde an ihrem Handgelenk mit seiner Zunge verschloss. Seine Berührung war samtig und rau zugleich und jagte einen Hitzeschauer an ihrem Arm hinauf. »Ich glaube nicht, dass wir füreinander bestimmt sind. Du magst mich doch nicht mal, Vikir-noff. Meine Großmutter kann für ihren Karpatianer nicht die wahre Gefährtin des Lebens gewesen sein, wenn sie sich später in meinen Großvater verliebt hat. Soweit ich weiß, wirken die bindenden Worte nur bei einem wahren Paar, und ich glaube nicht, dass wir wahre Gefährten sind. Wir passen nicht zusammen.«
    Vikirnoff schlug die Augen auf. Sie hatte vergessen, wie schwarz seine Augen waren, wie eindringlich sein

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