Schatten Der Versuchung

etwas auf diesem Gebiet. Lass dir was einfallen, ermahnte sie sich.
    Er gewinnt mit der Energie an Kraft. Spürst du es?
    Irgendwie muss man sie schlagen können. Ich weigere mich zu glauben, dass sie unbesiegbar sind. Sie wollte es nicht glauben.
    Es musste eine Möglichkeit geben. Tatsächlich hatte sie die wachsende Macht des Kriegers nicht gespürt, weil sie zu sehr damit beschäftigt gewesen war, Vikirnoff zu schützen. Der Schattenkrieger versuchte nicht, sie zu töten. Für ihn war sie lediglich ein Hindernis. Immer wieder fing sie die tödlichen Schwerthiebe des Kriegers ab, um zu verhindern, dass er Vikirnoff tötete. Aber der Jäger hatte recht. Als die Schwerter aufeinanderprallten, waren ihr Arm und ihr Körper von der Wucht seines Hiebs beinahe taub.
    Du kannst nicht töten, was bereits tot ist.
    Was erzählt die Legende noch, Vikirnoff? Wieder trat Natalya vor das Bett und parierte einen Schlag. Als diesmal die Klingen aufeinandertrafen, taumelte sie unter der Wucht, mit der das Schwert des Kriegers geführt wurde.
    Vermeide jede Bewegung.
    Wenn ich das tue, wird dich dieser Vater aller Freddies umbringen. Das ist inakzeptabel. Und bevor du in Hochstimmung kommst, weil du denkst, dass ich dich nicht tot sehen will – ich hasse es ganz einfach zu verlieren.
    Es sind noch zu viele Stunden bis Sonnenuntergang. Bei einem körperlichen Kampf kann ich dir nicht helfen.
    Wieder parierte Natalya einen Schlag und hieb mehrmals auf den gerüsteten Krieger ein. Ihre Klinge glitt durch den Rauch. Ein körperlicher Kampf. Die Worte gingen ihr unaufhörlich durch den Kopf. Es war unmöglich, gegen einen Schattenkrieger zu kämpfen und zu gewinnen.
    Woraus bestehen sie? Los, Vikirnoff, mach schon! Woraus sind sie gemacht ?
    Sie haben keine Substanz. Sie sind wie Karpatianer, wenn wir zu feinem Dunst werden. Kleinste Moleküle, Dampf Luft. Sogar Wasser. Staub. Alles, was um uns herum zur Verfügung steht, um die benötigten Partikel zu bilden, wird benutzt. Aber er ist tot, Natalya. Er ist schon längst tot. Du kannst ihn nicht töten.
    Es muss mehr als das sein. Es hat Leben und Inhalt. Ein geistiges Bewusstsein. Wieder wehrte Natalya einen Schwerthieb ab und zog ihre Klinge wirkungslos durch grauen und schwarzen Rauch.
    Der Geist eines gefallenen Kriegers, ohne Erlaubnis aus seinem Grab geholt und zu ständigem Gehorsam gezwungen. Das ist ein Schattenkrieger, oder?, fragte sie.
    Vikirnoff versuchte erneut, die Aufmerksamkeit des Kriegers auf sich zu lenken. Verhalte dich absolut still, falls er mich erschlägt. Er wird dich ignorieren und gehen.
    Natalya schlug die Klinge des Schattenkriegers von Vikirnoffs Kehle, zog ihr Schwert noch einmal durch den durchsichtigen Körper und wirbelte dabei vom Bett weg, sodass der Krieger sie quer durchs Zimmer verfolgte. Hör bloß auf, den Edelmütigen zu spielen! Das bringt mich echt auf die Palme. Und dieses Ding macht mich wirklich wütend. Das ist nicht gut, glaub mir. Sie sind schon tot... Denk nach, Natalya! Zeig, was du draufhast! Während sie sich selbst ins Gebet nahm, ließ sie den Krieger nicht eine Sekunde aus den Augen.
    Ich sage dir doch, es nährt sich von Energie. Je mehr du dich bewegst und je mehr Emotionen du auf ihn richtest, desto stärker wird dieses Ding. Es wächst ständig.
    Ich habe einen Plan. Schließ die Augen und lass sie zu. Du musst mir vertrauen.
    Vikirnoff ließ sofort sein Bewusstsein mit ihrem verschmelzen, als sie sich mit einer fließenden Bewegung blitzschnell im Kreis drehte und damit die Aufmerksamkeit des Schattenkriegers vollständig auf sich lenkte. Auch in dieser mehr als bedrohlichen Situation fiel Vikirnoff auf, was für eine wunderschöne und tödliche Kombination Natalya darstellte. Kraftvoll und doch anmutig bewegte sie sich mit atemberaubender Geschwindigkeit durch das Zimmer, bis sie die Balkontür erreichte. Ihr Blick flog kurz zu ihm, während sie gleichzeitig einen neuerlichen Hieb des Kriegers parierte. Vikirnoff sah, wie ihr Körper unter der Wucht des Schlags erzitterte.
    Deine Augen! Es war die einzige Warnung, die er von ihr bekommen würde. Wenn Vikirnoff nicht einmal in einer lebensgefährlichen Situation auf sie hören wollte, war das sein Problem. Sie biss die Zähne zusammen und riss den schweren Vorhang von der Balkontür. Grelles Licht ergoss sich durch die Glasscheiben in das Zimmer.
    Ein jäher Schmerz befiel sie. Trotzdem wehrte sie noch einen Schlag ab, während ihre Füße nach einem uralten magischen