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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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du nicht die Wahrheit sagen willst oder kannst, ist Schweigen immer noch besser als eine Lüge.
    Natalya spürte, dass er es ehrlich meinte. Sie wusste nicht, was mit ihr los war, und sie konnte es unmöglich erklären. Sie flüchtete sich in den Versuch, witzig zu sein, um die zerbrechliche Kameradschaft zwischen ihnen wiederherzustellen. Na, toll, du würdest es also wissen, wenn ich mir den einen oder anderen Liebhaber zulege. Das willst du mir doch damit sagen, oder?
    Solltest du beschließen, dir einen Liebhaber zuzulegen, ainaak enyém, dann pass gut auf dass es sich um Männer handelt, die du als Feinde ansiehst und vernichten willst. Er klang ganz ruhig, aber sie konnte spüren, wie er heftig die Zähne zusammenbiss.
    Ich muss wirklich daran arbeiten, das Konzept von Gefährten des Lebens zu begreifen – und wie du es angestellt hast, uns beide aneinanderzubinden. Ich bin ziemlich gut darin, einen Bannstrahl aufzuheben oder umzukehren. Und so etwas in der Art sind diese rituellen Worte doch, oder? Es muss eine Möglichkeit geben, die Sache ungeschehen zu machen. Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass ich dahinterkomme.
    Vikirnoff zuckte innerlich zusammen. Es lag klar auf der Hand, dass Natalya vorhatte, ihn so schnell wie möglich loszuwerden. Sie betrachtete ihn als Feind ihrer Familie. Noch dazu mochte sie ihn nicht. Und das tat weh.
    Diese Erkenntnis machte ihm zu schaffen. Er konnte sich nicht erinnern, dass ihn irgendetwas jemals gefühlsmäßig verletzt hätte. Nicht ein einziger Vorfall. Es musste etwas Derartiges in seiner Kindheit oder Jugend gegeben haben, doch jetzt in diesem Moment schmerzte diese Erkenntnis mehr als alles andere, an das er sich erinnern konnte.
    Was ist los ?
    Sie war also auch auf ihn abgestimmt, ob sie es wollte oder nicht. Natalya rührte nicht an sein Bewusstsein, und trotzdem spürte sie seinen plötzlichen tiefen Schmerz.
    Auch ich kann dich nicht belügen, und ich möchte nicht darüber sprechen. Er sollte lieber tun, was für ihr Überleben notwendig war. Für Natalyas Überleben. Er brauchte sich nicht in einen rührseligen Romantiker zu verwandeln, der erwartete, dass seine Gefährtin des Lebens völlig betört von ihm war. Darauf kam es nicht an. Sie waren vereint, zwei Hälften eines Ganzen. Das war es, was zählte.
    Natalya nagte an ihrer Unterlippe und versuchte zu ergründen, was los war. In der kurzen Zeit, die sie ihn kannte, hatte sie festgestellt, dass Vikirnoff kaum jemals Gefühle verriet, weder in seinem Tonfall noch in seinem Gesichtsausdruck, nicht einmal in seinen Worten. Nur seine Augen waren lebendig und spiegelten unverhohlene Macht, Hunger, Verlangen und eine überwältigende Intensität wider. Natalya war froh, dass sie diese Augen jetzt nicht sehen konnte. Sie wollte keinen Kummer oder Schmerz in ihnen lesen. Schon bei der Vorstellung schnürte sich ihr Magen schmerzhaft zusammen.
    Keiner von uns hat es wirklich drauf Dinge auszusprechen, was?, fragte sie. Ihre Hände strichen über die Federn in seinem Nacken.
    Sieht ganz so aus. Da ich keine Gefühle hatte, hatte ich auch kaum jemals Grund, sie zur Sprache zu bringen. Ich habe mich immer auf mein eigenes Urteilsvermögen verlassen, im Kampf genauso wie bei jeder anderen Entscheidung. Mit wem hätte ich schon sprechen sollen? Und worüber? Falls das eine Entschuldigung war, dann eine schwache, das war ihm klar. Er wusste tatsächlich nicht, worüber Leute sprachen.
    Du bist lange allein gewesen, nicht wahr?
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, und Natalya fürchtete schon, er würde nicht antworten. Sie ertappte sich dabei, mit angehaltenem Atem zu warten.
    Jahrhunderte. Ich war von meiner Heimat und meinem Volk abgeschnitten, vor einer Ewigkeit ausgeschickt, den Vampir zu bekämpfen. Als die Dunkelheit in meinem Inneren immer stärker wurde, fand ich meinen Bruder und blieb bei ihm, um darauf zu achten, dass er nicht aufgab, bevor ich die Wahl traf, mein Leben zu beenden. Das Warten dauerte sehr lange, und die Dunkelheit breitete sich immer mehr aus, bis ich beinahe nicht mehr wusste, wer ich war.
    Es war die schlichte Wahrheit. Sie hörte es an seiner Stimme. Ein Leben treuer Dienste und der Ehre in drei Sätze gefasst. Die düstere Isolation und das völlige Fehlen von Farben und Gefühlen erwähnte er mit keinem Wort, aber sie empfand beides so deutlich, als hätte sie es selbst erlebt, und stellte fest, dass sie um ihn weinte.
    Denk nicht an Dinge, die dich traurig machen, ainaak enyém,

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