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Schatten Der Versuchung

Titel: Schatten Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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solltest deinen Gefährten nie unterschätzen.
    Ihre Füße berührten den Boden des Balkons direkt vor ihrem Zimmer im Gasthof, aber Vikirnoff ließ sie nicht los. Seine Arme hielten sie fest, und sein Knie war immer noch zwischen ihre Beine geschoben. Natalya sah sich zwischen seinem Körper und der Wand gefangen. Vikirnoffs Augen glitzerten gefährlich, und sie erkannte das Raubtier in ihm. Sie spürte, wie sie auf seine plötzliche Aggressivität reagierte, fühlte die Hitze, die sich rasend schnell in ihr ausbreitete, ihren Puls, der schneller schlug. Er war so sanft mit ihr umgegangen, dass sie beinahe vergessen hatte, wie gefährlich er sein konnte. Trotz aller Behutsamkeit besaß er immer noch dieselben animalischen Instinkte, dasselbe besitzergreifende und dominante Wesen.
    Ihr Herz klopfte, und ihr Körper pulsierte vor Hunger. Vikirnoff konnte jeden ihrer Dämonen vertreiben und durch Lust ersetzen. Er kannte keine Schwäche, und indem sie ihn provozierte, rief sie all seine Raubtierinstinkte wach. Sie wünschte sich, nicht mehr denken zu müssen, alles zu vergessen und nur noch zu fühlen.
    Vikirnoff nahm ihr Gesicht in beide Hände und strich mit den Kuppen seiner Daumen über ihre weiche Haut, während er ihr Gesicht betrachtete, die Tränen, die ihr in den Augen standen, die Erschöpfung. Ein kleiner Seufzer entschlüpfte ihr, und seine Züge wurden weicher. »Du hast ein schweres Trauma erlitten, als du die Ereignisse der Vergangenheit mitansehen musstest. Tatsächlich hast du all das selbst gelebt. In dir sind Kummer und Wut, und deine Gefühle sind so durcheinandergeraten, dass du sie nicht mehr voneinander unterscheiden kannst. Eines Tages werde ich deine Herausforderung annehmen, wenn du nicht so verstört bist und ich weiß, dass jede deiner Entscheidungen echt ist und nicht getroffen wurde, weil du verletzlich bist. Ich habe dir schon einmal die Entscheidung abgenommen, als ich uns beide aneinandergebunden habe. Ich werde es kein zweites Mal tun.«
    Natalya starrte ihn an. Es schockierte sie, dass sie den Tränen so nah war. Noch nie im Leben hatte sie sich so verwundbar gefühlt. Vikirnoff nahm sie in seine Arme und zog sie an sich, diesmal ohne das kleinste Anzeichen von Aggression. Seine Stärke wirkte tröstlich, als er liebevoll über ihr Haar strich.
    »Es tut mir leid wegen deiner Eltern, Natalya. Es ist besonders schlimm, von Familienangehörigen verraten zu werden. Früher glaubte ich, karpatianische Jäger dürften deshalb nichts mehr fühlen, weil sie imstande sein müssen, Freunde und Verwandte zu jagen, die zu Untoten geworden sind.«
    Vikirnoff hätte den Tod ihrer Eltern nicht mit ihr zusammen ansehen müssen, aber er hatte sich bewusst dafür entschieden. Er war die ganze Zeit über bei ihr gewesen, hatte diese tragischen Augenblicke mit ihr durchlebt und Zorn und Schmerz mit ihr geteilt. Er hatte an ihrer Seite gekämpft, sie geheilt, sie zum Lachen gebracht und ihr Nähe vermittelt, wenn sie einen Halt gebraucht hatte. Und noch immer schenkte er ihr Trost, obwohl er ernsthaft verwundet war und seine Augen und seine Haut im Morgenlicht brannten.
    Sie legte ihre Lippen an seine Brust und richtete sich auf. »Wir müssen reingehen, damit du dich hinlegen kannst.« Sie spürte sein Zögern, und sofort befielen sie düstere Vorahnungen. Beunruhigt hob sie den Blick zu ihm. »Was ist los, Vikirnoff?«
    »Meine Verletzungen sind sehr schwer, Natalya. Du bist nach wie vor gezwungen, dich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und deine Aufgabe, worin sie auch bestehen mag, zu vollenden. Prinz Mikhail und Falcon sind beide verwundet. Hier in der Gegend hält sich ein Meistervampir auf und ich muss wieder ganz zu Kräften kommen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich unter die Erde zu begeben, um vollständig zu genesen.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Natalyas Finger schlangen sich fester um sein Haar. Sie konnte nicht atmen, bekam keine Luft mehr. Der Gedanke, von Vikirnoff getrennt zu sein, war beängstigend. Ihre Emotionen wirbelten wild durcheinander, chaotisch und unzusammenhängend, und das so unvermittelt, dass sie es nicht vor Vikirnoff verbergen konnte. »Warum kannst du nicht hierbleiben? Ich kann aufpassen, während du schläfst. Du weißt, dass ich das kann.« War das wirklich Natalya Shonski, die einen Mann bat, bei ihr zu bleiben? Und zwar nicht irgendeinen Mann, sondern einen Jäger, der sie durch irgendeinen uralten Zauber an sich gebunden hatte? Der

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