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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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dir zu machen, wirst du dich gut einfügen.«
    Er vermutete, dass das als Kompliment gemeint war. »Wenn Sie es sagen, Ma'am.«
    »Ich sage es.« Er war sich nicht sicher, ob das leise Geräusch, das auf die Worte folgte, ein stilles Kichern oder ein resignierter Seufzer war. »Na schön, Leibeigener Ian. Ich werde dir sagen, welche Aufgabe ich für dich habe, und du wirst mit Ja oder Nein antworten. Aber...« Sie hob die rechte Hand, und jetzt hielt sie ein Messer. »Falls die Antwort Nein lautet, wirst du dieses Gespräch niemand anderem gegenüber erwähnen, oder du stirbst. Ist das klar?«
    »Absolut klar, Ma'am.« Er sah das Messer wieder verschwinden. »Was soll ich für Sie tun?«
    »Ich möchte, dass du jemanden für mich suchst.« Sie wanderte ruhelos die wenigen Schritte von einer Seitenwand des kleinen Büros zur anderen und zurück. Offenbar beunruhigte sie die Angelegenheit mehr, als sie bereit war zuzugeben. »Ich weiß nicht, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Aber diese... Per-son... falls sie existiert... steht in Kontakt mit Jacob Bannson.«
    »Bannson Universal Unlimited? Der B ann son?«
    »Ja.«
    »Ich dachte, die Republik hätte ihm vor einer Weile die Flügel gestutzt. Ihm gesagt, er soll in Präfektur IV bleiben und sich betragen.«
    Anastasia Kerensky verzog den Mund. »Und es ist dir möglicherweise aufgefallen, dass sich nicht mehr alle an die Regeln der Republik halten. Ich bin ein Beispiel dafür. Jacob Bannson ist ein anderes. Aber das macht uns nicht zu natürlichen Verbündeten, ganz gleich, was er glauben mag.«
    »Das sehe ich, Galaxiscommander.«
    »Wirklich? Ausgezeichnet. Dann siehst du auch, warum ich nicht will, dass er einen meiner Wölfe beschäftigt. Eine geteilte Loyalität ist nichts wert.«
    »Nein, Ma'am«, stimmte Murchison trocken zu. Dann fragte er sich, ob er möglicherweise zu weit gegangen war. Anastasia Kerensky war durchaus in der Lage, Ironie zu verstehen.
    Zu seiner Erleichterung lachte sie. »Du solltest es wissen, Leibeigener. Also, ich frage dich: Kannst du diese Aufgabe annehmen?«
    »Wäre ich ein Soldat«, antwortete er langsam und dachte dabei laut nach, »müsste ich mit Nein antworten. Ich hätte Eide geschworen und Verpflichtungen übernommen, die Vorrang hätten. Aber ich bin kein Soldat. Ich bin ein MedTech, und die einzigen Eide, die ich je geleistet habe, haben damit nichts zu tun.
    Und Sie verlangen nicht von mir, einen davon zu brechen.«
    Anastasia Kerensky sagte nichts und ließ ihm die Zeit, zu einer Entscheidung zu finden.
    Er sprach weiter. »Würden Sie von mir verlangen, jemanden aufzuspüren, der für Northwind spioniert, müsste ich ebenfalls ablehnen. Dies ist meine Heimatwelt, und ich habe ihr gegenüber eine Pflicht zu erfüllen, selbst wenn ich kein Soldat bin, sondern ein MedTech. Und dann müssten Sie mich wirklich umbringen, also ist es ganz gut, dass Sie nichts dergleichen von mir verlangen.«
    »Ganz gut so«, bestätigte sie. Sie klang eher belustigt als wütend. »Sprich weiter, Leibeigener.«
    »Aber Jacob Bannson hat sich meines Wissens nie als Freund Northwinds hervorgetan, und ich habe nie irgendwelche Eide auf Bannson Universal Unlimited geleistet. Ich werde den Spion für Sie jagen, Galaxiscommander.«
    Dezember 3133, Trockenzeit
    Als die Stahlwölfe die Bohrplattform übernommen hatten, hatte Anastasia Kerensky das Quartier des Stationsmanagers für sich beansprucht. Da er tot war, hatte er keinen Widerstand geleistet. Die Entfernung zu den Landungsschiffen behagte ihr nicht, aber die Wölfe brauchten ein Operationshauptquartier, das näher am Festland lag.
    Die neue Unterkunft hatte noch andere Vorzüge. Der Manager hatte eine Neigung zum Luxus gehabt, zumindest soweit das an Bord einer Ölplattform möglich war. Die Kabine verfügte über ein extrabreites Bett statt einer schmalen Koje, und eine Badewanne, die fast so groß war wie das Bett. Hier brauchte sich niemand Sorgen um einen Mangel an Trink- oder Badewasser zu machen. Der Bohrturm stand mitten in einem Ozean, aus dem er alles Wasser aufbereiten konnte, das an Bord gebraucht wurde. Am Ende eines langen Arbeitstages
    - und auf diesen Tag traf das eindeutig zu - genoss sie die Möglichkeit, die riesige Wanne mit heißem Wasser zu füllen und im Schaum der Badelotion zu
    spüren, wie sich die Anspannung auflöste.
    Anastasia lag in der Wanne und entspannte. Sie dachte an ihre Vereinbarung mit Ian Murchison. Sie hatte nicht gelogen, als sie festgestellt hatte,

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