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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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steht er in der Tür, ohne lange anzuklopfen. Oder sie zumindest.
    Anastasia Kerensky konnte noch nicht lange von ihrem Ausflug aufs Festland zurück sein, doch sie hatte bereits die geplünderte Wanderkleidung gegen ihre bevorzugte Lederkluft getauscht. Auch ihr Haar war wieder wie gewohnt glänzend schwarz mit dunkelroten Glanzlichtern. Die Geschwindigkeit der Restauration ließ Murchison schmunzeln. Das Leben als unscheinbare Brünette hatte Kerensky ganz offensichtlich nicht zugesagt.
    »Leibeigener Ian«, sagte sie, als die Bürotür hinter ihr ins Schloss gefallen war.
    Er stand auf. Er war sich nicht sicher, wie die Anstandsregeln für ihren Rangunterschied waren, aber es war nie verkehrt, Vorgesetzten den üblichen Respekt zu erweisen, solange niemand etwas anderes befahl. Außerdem hatte er in Reichweite von Anastasia Kerensky grundsätzlich einen Drang zur Fluchtbereitschaft, und im Stehen fiel es ihm leichter, damit fertig zu werden. »Galaxiscommander«, antwortete er.
    »Ich hoffe, die Gesundheit auf der Station war auch in meiner Abwesenheit gesichert?«
    »Aye. Keine Krankheiten, nur unbedeutende Zwischenfälle, lediglich ein Kampf.« Er zog den Bericht über aggressives Verhalten zwischen den Papieren auf dem Schreibtisch hervor und reichte ihn ihr. »Krieger Jex und Zane.«
    »Der Test war lange überfällig«, stellte sie ohne erkennbare Überraschung fest und überflog den Bericht. »Keine dauerhaften Behinderungen. Gut. Wer hat gewonnen?«
    »Das war für mich nicht von Bedeutung, Ma'am. Also habe ich nicht gefragt.«
    Er hörte etwas, das nach unterdrücktem Gelächter klang, und kämpfte gegen einen kalten Schauder an, der ihm unwillkürlich über den Rücken glitt. Kerens-kys gute Laune war ebenso Angst einjagend wie alles an ihr. Mit funkelnden Augen, von denen Murchison mit aller Kraft hoffte, dass sie ein Zeichen von Belustigung waren, stellte sie fest: »Ein Wolfsclan-MedTech wäre zumindest neugierig gewesen.«
    Belustigt oder nicht, er dachte nicht daran, zu Kreuze zu kriechen. »Wir sind alle, wer wir nun einmal sind, Galaxiscommander. «
    »Stimmt«, bestätigte sie. »Du zum Beispiel bist diskret und pflichtbewusst. Und du bist mein Leibeigener.« Sie deutete auf die beiden Kordelschlaufen um Murchisons Handgelenk. »Verstehst du, was die Kordel bedeutet?«
    »Nicht ganz.«
    »Dann erkläre ich es dir. Die beiden Schlaufen sind ein Symbol deines Bewährungsstatus. Sobald ich beide durchtrenne, bist du nicht länger Isoria -Kriegsbeute -, sondern ein adoptiertes Mitglied des Clans. Früher hättest du weniger Glück gehabt. Damals konnten nur Krieger Abtacha werden. Aber die Stahlwölfe gehen mit der Zeit, also ist dein Bewährungsstatus nicht notwendigerweise von Dauer.«
    Sie musterte ihn auf eine Weise, die darauf hindeutete, dass sie eine Reaktion erwartete. Sein Verstand biss sich an zwei Worten fest, vermutlich an denen, von denen sie es erwartete. »Nicht notwendigerweise?«
    »Erfülle eine Aufgabe, die ich dir stelle, und ich werde eine der Schlaufen durchtrennen.«
    Eine ganze Weile sagte Ian Murchison nichts. Er musste sich daran erinnern, dass Anastasia Kerensky selbst ohne die Rückendeckung der Stahlwölfe äußerst gefährlich war. Sie würde ihn ohne mit der Wimper zu zucken töten, falls es notwendig war, oder auch nur, weil es ihr so gefiel. Aber sie respektierte Furchtlosigkeit und wusste Ehrlichkeit zu schätzen, und es waren diese beiden Eigenschaften, die ihm bisher das Leben gerettet hatten. »Machen Sie mir ein Angebot, Galaxiscommander?«
    »Versuchst du mit mir zu handeln, Leibeigener?«
    Ihr Lächeln hätte jeden anderen eingeschüchtert, aber jetzt konnte er nicht mehr zurückstecken. »Nein, Ma'am. Aber nicht alle Aufgaben sind gleich. Wenn ich wüsste, dass ich eine nicht erfüllen könnte, würde ich sie ablehnen und auf eine andere warten.«
    »Selbst wenn es nie eine andere Gelegenheit geben könnte?«
    »Ja, Ma'am.«
    Sie hob ungläubig eine Augenbraue. »Hast du solche Angst zu scheitern?«
    »Nicht zu scheitern, Galaxisco mm ander.«
    Eine weitere lange Pause folgte, während der Anastasia Kerensky ihn mit einer unbewegten, nachdenklichen Miene musterte, und er fragte sich, ob sie doch zu dem Entschluss gekommen war, ihn einfach zu töten. Aber schließlich verwandelte sich ihr Gesichtsausdruck von Nachdenklichkeit in widerwillige Zustimmung. »Du bist ein sturer und hartnäckiger Bastard, Leibeigener Ian. Falls es mir gelingt, einen Wolfsclanner aus

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