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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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lassen: In ihren Schwert- und Tomahawk-BattleMechs bildeten sie zusammen mit Kapitänin Tara Bishops Rudeljäger den Abschluss der Parade, hinter den Infanterieeinheiten und Fahrzeugen, den Panzern, der Artillerie und schließlich den umgerüsteten Agro- und Bergbau-Mechs.
    Endlich hatte sich die Parade mühsam durch die Straßen der Stadt gewälzt und war wieder in der Neuen Kaserne angekommen. Tara und Crow nutzten die erste Gelegenheit, die Mechmontur erneut gegen eine Dienstuniform zu tauschen, und hatten die letzten Aufräumarbeiten der Parade Kapitänin Bishop überlassen. Das war einer der Vorteile einer Adjutantin, überlegte Tara. Gelegentlich konnte man die langweiligeren Aufgaben für ein paar Stunden auf jemand anderen abwälzen.
    Sie und Crow gingen in entspannter Stille nebeneinander über das offene Gelände zwischen der Waffenkammer und dem Hauptkasernenkomplex. Nach einer Weile bemerkte der Paladin: »Bitte sagen Sie mir, dass ich auf absehbare Zeit keine Dudelsäcke mehr hören muss.«
    »Sie spotten über unser erhabenes kulturelles Erbe«, lachte Tara. »Ganz Northwind liebt den Klang der Pipes.«
    »Ich nicht. Ich bin nicht einmal sicher, ob man es als Musik bezeichnen kann.«
    »Es ist keine Musik... Jedenfalls nicht nur.« Sie setzte einen übertrieben ernsthaften Gesichtsausdruck auf. »Um meinen alten Lehrer in Kulturanthropologie zu zitieren: >Der Klang der Pipes ist ein akustischer Reiz, der darauf ausgelegt ist, den Hörer in einen anderen Bewusstseinsstand zu begleiten. Damit hat er gemeint, dass er die Kampflust unserer Vorfahren in unseren Adern weckt.«
    »Meine Vorfahren hingegen finden, dass man davon Kopfschmerzen beko mm t.«
    Unter diesem freundlichen wechselseitigen Spott waren sie die Treppe hinaufgestiegen und hatten die Haupt-Junggesellenunterkunft der Kaserne betreten. Tara hatte hier in ihrer Eigenschaft als Präfektin der Präfektur III ebenfalls eine Suite. Sie legte die Hand auf das Schloss und die Tür öffnete sich. Crow folgte ihr, und sie deutete auf einen Gästesessel. Dann trat sie hinüber zur Anrichte, auf der eine schwere Kristallkaraffe mit dem Regimentswappen und passende Gläser standen. Der Inhalt der Karaffe hatte die Farbe dunklen Bernsteins.
    »Es ist Nachmittag«, stellte sie fest, »und ich habe die letzten sechs Stunden damit zugebracht, einen Tomahawk marschieren zu lassen. Allen Ernstes marschieren! Leisten Sie mir Gesellschaft?«
    Crow schüttelte den Kopf. »Danke, nein.«
    »Richtig, ich hatte es vergessen. Sie trinken nicht.« Sie schenkte sich einen Fingerbreit Whisky ein und steckte den Stöpsel wieder in den Hals der Karaffe. Dann setzte sie sich in den Crow gegenüberstehenden Sessel, streckte die Beine aus und betrachtete ihre Stiefelspitzen. Ihre Stimmung änderte sich: Das Hochgefühl der Parade und der Dudelsackmusik wich plötzlicher Nüchternheit - es war eine harte Landung. »Und Northwind wäre entsetzt, wenn man herausfände, dass ich es tue. Lassen Sie nie zu, dass man Sie zum Volksliebling ausruft, mein lieber Paladin. Es frisst einen auf.«
    »Sie machen es sehr gut.«
    »Ich hatte Übung, seit ich laufen konnte.« Sie nippte am Whisky. Crow antwortete nicht. Sie setzte hinzu: »Sie verlassen sich auf mich, und ich mache mir die ganze Zeit Sorgen, dass es nicht reichen könnte.«
    »Letzten So mm er... «
    »War nur das erste Mal. Sie werden wieder kommen. Wenn es nicht Anastasia Der-Teufel-soll-sie-holen Kerensky ist, wird der Schwertschwur hier auftauchen oder Des Drachen Zorn oder irgendeine andere Gruppe bis an die Zähne bewaffneter Opportunisten.« Sie nahm einen weiteren Schluck Whisky. Der Alkoholdunst stieg ihr in die Nase und kratzte in der Kehle. »Und es spielt überhaupt keine Rolle, wie beeindruckend unsere Paraden sind. Wir haben zu wenig Männer und Frauen unter Waffen, um sie auf Dauer abzuwehren.«
    »Falls Sie wegen der Größe der Northwind-Garnison besorgt sind, könnten Sie die HighlanderEinheiten von Planeten wie Small World und Addicks jederzeit abziehen.«
    »Und die schutzlos lassen? Nein.«
    Er zuckte die Achseln. »War ja nur ein Gedanke. Falls Sie nicht bereit sind, im All stationierte Kräfte zurückzurufen, müssen Sie vor Ort neue Truppen rekrutieren.«
    »Das tun wir. Aber es dauert. Und ich weiß nicht, wie viel Zeit wir haben.«
    »Haben Sie überlegt, Söldner anzuheuern?«, fragte
    er.
    »Nicht wirklich.«
    Der Widerwille musste ihr deutlich in Gesicht und Stimme gestanden haben, denn er schaute

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