Schatten der Wahrheit
sie fragend an. »Warum nicht?«
Sie ließ sich einen Moment Zeit mit der Antwort, um ihre Gedanken zu sortieren. »Die Vorstellung verhandelbarer Loyalität... behagt mir nicht. Ich kann mir so etwas für meine Person nicht vorstellen, und ich habe wohl Schwierigkeiten, jemandem zu vertrauen, für den es sehr wohl gilt.«
»Nicht gerade eine vernünftige Position, wenn man die Geschichte Ihrer eigenen Regimenter bedenkt.«
»Touché.« Mit einem ironischen Grinsen gestand sie ihm den Treffer zu. Lange vor der Rückkehr auf ihre Heimatwelt hatten die Northwind Highlanders auf Planeten in der ganzen Inneren Sphäre gegen Bezahlung gekämpft und sich den Ruf zäher und kompetenter Söldner erworben. »Ich schätze, es gehört eine Art Ehre dazu, sich gegen alle Widerstände an die Buchstaben eines Kontrakts zu halten. Aber selbst wenn wir meine persönlichen Vorurteile beiseite lassen - und ich wäre augenblicklich dazu bereit, würde ich glauben, es könnte mir beim Schutz Northwinds helfen -, wird mir das kein bisschen helfen, solange ich vor dem Problem stehe, diese hypothetischen Söldner zu bezahlen. Söldner anzuheuern setzt reichlich flüssige Geldmittel voraus, und beim derzeitigen wackligen Zustand unserer planetaren Wirtschaft weiß ich nicht, ob ich den Rat überreden könnte, dieses Wagnis einzugehen.«
Wieder herrschte Schweigen im Zimmer. Dann stellte er fest: »Es gäbe eine Möglichkeit.«
»Lassen Sie hören.«
»Falls Sie dazu bereit sind«, erklärte er langsam, »kann ich Söldner in meiner Autorität und mit meinen Mitteln als Paladin der Sphäre verpflichten. Und Northwind kann ihre Unterstützung annehmen, ohne direkt mit ihnen verhandeln - oder sie bezahlen - zu müssen.«
»Geht das schnell? Falls nicht, hat es keinen Zweck.« »Falls ich den Aufruf über schnelle Landungsschiffe verbreiten lasse, sollten wir etwa in einem Monat eine Antwort haben, falls überhaupt.«
»Na schön.« Sie stieß einen langen Seufzer aus und kippte den restlichen Whisky. »Tun Sie's.«
Januar 3134, Trockenzeit
Trotz Januar war es an der Oilfieldsküste Kearny s warm. Dieses Gebiet lag so nahe am planetaren Äquator, dass ohnehin wenig Unterschied zwischen den Jahreszeiten bestand. Statt Frühling, Sommer, Herbst und Winter wechselte das Klima nur zwischen nass und trocken. Zur Zeit befand sich die Küste mitten in der Trockenzeit und es hatte seit September nicht mehr geregnet.
Die Mittagssonne knallte aus wolkenlosem Himmel auf die Soldaten und Fahrzeuge, die in der Nähe des Tors von Fort Barrett Aufstellung genommen hatten. Allen, denen jetzt schon heiß war, würde es noch heißer werden, wenn sie mit vollem Gepäck marschierten oder im Cockpit eines Mech saßen.
Brigadegeneral Michael Griffin, der Pilot des fraglichen Mechs, betrachtete die angetretenen Truppen mit kritischem Blick. Griffins Koshi, nach den Kämpfen am Red-Ledge-Pass, bei denen er schwer beschädigt worden war, komplett repariert und neu bewaffnet, würde den Schluss der Kolonne übernehmen, damit der von seinen schweren Schritten aufgewirbelte Staub den anderen Einheiten nicht die
Sicht nahm. Begleiten würde ihn, wie schon am Red-Ledge-Pass, sein Adjutant, Commander Owain Jones, in einem BE701-Turnier-Panzer.
Der Rest der Gruppe war bunt gemischt und aus Einheiten zusammengesetzt, die Griffin mit dem Ziel ausgewählt hatte, eine optimale Kombination aus Schlagkraft und Beweglichkeit zu erzielen: Eine verstärkte Kompanie Infanterie, bewaffnet mit Donner-schlag-Gaussgewehren und Lasergewehren; ein Zug Chevalier-Kröten, ein weiterer Zug Kundschafter und Scharfschützen in Shandra-Scoutwagen und zwei Balac-Kampfhubschrauber.
In mancher Hinsicht stand ihnen ein härterer Einsatz bevor als es die Verteidigung des Passes gewesen war. Dort hatte ihm die Situation seine Truppen vorgeschrieben, eine Mischung aus dem, was bereit und verfügbar war - und seine Mission war zwar schwer auszuführen gewesen, aber einfach genug zu verstehen. Es hatte nur eine Straße gegeben, über die der Feind kommen konnte, und nur eine Möglichkeit, ihn daran zu hindern. Es war eine brutale Mission gewesen, letztlich aber keine, die allzu viel Nachdenken erforderte.
Diesmal war es anders. Eine bewaffnete Erkundung erforderte Mobilität, um den Feind aufzuspüren. Aber da die wahrscheinlichste Methode, den Feind zu finden, darin bestand, ihm vor die Flinte zu laufen, musste er auch genügend Feuerkraft mitnehmen, um sich den Weg freikämpfen zu
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