Schatten der Wahrheit
Krieger in Murchisons Erinnerung hervorhob.
Greers Stimme wurde als erste verständlich. »... länger wollen wir hier noch warten? Wir müssen die Landungsschiffe holen und angreifen.«
»Ich bin der falsche Adressat für diese Frage.«
»Wirklich? Du bist Kerenskys Liebhaber.«
Darwins Stimme war ein wenig tiefer als die Greers und neben einem leichten Unterschied im Akzent von Belustigung gefärbt. »Falls du glaubst, das würde mir irgendeinen Einfluss auf die Entscheidungen des Galaxiscommanders verschaffen, kennst du sie nicht so gut, wie du dir einbildest.«
Greers Stimme wurde beleidigend. »Und du kennst sie besser, als du zugibst. Ich bin nicht blind. Ich habe gesehen, wie du mit ihren Papieren hantiert hast. Hätte sie dir nicht die Schlüssel gegeben...«
Murchison schlich weiter und achtete darauf, im Schatten zu bleiben, bis er die beiden Männer vor der Tür zum Treppenaufgang stehen sah. Über der Tür brannte eine kleine Lampe, deren Licht sie aus der Dunkelheit schälte. Darwin war dunkel und stämmig, Greer groß, fahl und knochig.
Ihre Körpersprache spiegelte die Feindseligkeit wider, die Murchison in den Stimmen der beiden gehört hatte. Greer versuchte, Darwin einzuschüchtern, während der sich auf eine Weise an die Reling lehnte, die offensichtlich einen herablassend entspannten Eindruck vermitteln sollte. Aber die Anspannung der Schulterpartie strafte die Haltung Lügen.
Der MedTech überlegte, ob er sich räuspern oder einen Stift fallen lassen sollte, irgendetwas, um ein Geräusch zu erzeugen und die Spannung zu brechen. Aber dann entschied er sich dagegen. Wenn Anastasia Kerensky ihn schon zum Spion gemacht hatte, dann würde er sich auch wie ein Spion verhalten und nichts weiter tun als zuhören.
Darwin fragte: »Was soll ich ihr denn deiner Meinung nach sagen? Etwa >Falls ich dich einen Augenblick ablenken darf, Galaxiscommander, Sterncap-tain Greer möchte wissen, wann es dir genehm sein wird, die Landungsschiffe zu starten?<« Er lachte. »Und wenn sie antwortet: >Sterncaptain Greer wird erfahren, wann die Landungsschiffe starten, wenn Sterncolonel Darwin es hört und ihm mitteilt<, glaubst du, ich wäre dumm genug, sie weiter zu bedrängen?«
»Ich glaube, du bist ein dreckiges Stück Freigebo-renenabschaum, und das Einzige an dir, was dem Galaxiscommander etwas nutzt, ist dein...«
»Vorsicht.« Jetzt klang Darwins Stimme leise und ganz und gar nicht belustigt. »Du beleidigst Anastasia Kerensky, was ausgesprochen dumm ist. Und du beleidigst mich, was angesichts der Tatsache, dass wir beide allein und ohne irgendwelche Zeugen hier draußen stehen, noch viel dümmer ist.«
Sterncaptain Greer trat einen Schritt vor. »Du drohst mir.«
»Ja, ich drohe dir. Ich wusste, irgendwann wirst du es merken.«
Greer stieß einen unartikulierten Laut des Abscheus aus und schob die rechte Hand unter den linken Unterarm. Als die Hand wieder sichtbar wurde, ragte eine vierundzwanzig Zentimeter lange Dolchklinge aus seiner Faust. Keines der Federmesser, an die Murchison sich hier auf der Plattform längst gewöhnt hatte, sondern eine doppelschneidige, blattförmige Klinge. Ein Messer, das den Namen Waffe verdiente. Das Metall war von mattschwarzer Farbe, die im Licht nicht glänzte oder reflektierte. Nur an den Schneiden, wo die Klinge geschliffen war, glitzerte es.
»Dann werde ich dem Galaxiscommander den Teil von dir schicken, der ihr am besten gefällt«, kündigte Greer an. »In einer winzigen Schachtel.«
»Du darfst es gern versuchen, Sterncaptain.« Darwin stieß sich von der Reling ab und stellte sich breitbeinig hin. Er beugte die Knie und hob die Hände auf Hüfthöhe, die Handflächen offen und leer. Er bewegte die Finger in leichten Winkbewegungen. »Du darfst es nur zu gerne versuchen.«
Greer antwortete nicht. Jedenfalls nicht mit Worten. Er drehte sich so, dass er Darwin die linke Seite zuwandte, dabei die leere Hand erhoben. Die Hand mit dem Messer fuhr hinter seinen Körper, dann fasste er das Messer um, sodass die Spitze nicht mehr abwärts zeigte, sondern aufwärts. Blitzartig sprang er vor. Mit der linken Hand packte er Darwins linken Arm oberhalb des Ellbogens, während er sich drehte und das Messer mit der rechten Hand aufwärts riss und dabei Darwins Arm aufschlitzte.
Unbeeindruckt drehte sich Darwin ebenfalls und fasste Greers linke Hand mit seiner rechten. Gleichzeitig sank er in die Hocke, um sich unter dem ausgestreckten Arm des Gegners hindurch zu
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