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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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andere, drängendere Sorgen.
    Anastasia Kerensky schaute von der Karte auf, als er die Zentrale betrat. »Leibeigener Ian. Solltest du nicht auf der Krankenstation sein?«
    »Ich habe die Unfall- und Verlustmeldungen, die Sie verlangt haben, Galaxiscommander«, antwortete er und reichte ihr den Compblock.
    Sie hob eine Augenbraue. »Das war schnelle Arbeit.«
    »Es ist nichts Endgültiges. Mir fehlen die Möglichkeiten, eine Menge der Dinge näher zu beleuchten, die ich aufgeführt habe. Aber ein Teil der Daten könnte es wert sein, genauer überprüft zu werden.«
    »Ich weiß deine Arbeit zu schätzen, Leibeigener Ian.« Sie nahm den Compblock an. »Ich werde mir das persönlich ansehen. Durch Sorglosigkeit verursachte Unfälle könnten unsere operative Effizienz schmälern. Die Verantwortlichen werden eine entsprechende Strafe erhalten.«
    Diese Bemerkung, sagte sich Murchison, war sein Zeichen zu verschwinden. Er nickte mit einer Geste, von der er hoffte, dass sie angemessen respektvoll, aber nicht unterwürfig wirkte, und verließ den Kont-rollraum schnell und lautlos. Er wollte möglichst weit aus der Schusslinie sein, wenn Anastasia Kerensky den Bericht las. Nur für den Fall, dass der Galaxiscommander zu der Sorte Mensch zählte, die Überbringer unangenehmer Nachrichten zu erschießen pflegte.
    Januar 3134, Winter
    Paladin Ezekiel Crow wohnte in der Neuen Kaserne, in einem Gebäude, das für langfristig bleibende Besucher von Rang reserviert war. Dort hatte er eine Suite, die weitgehend der ähnelte, die für Aufenthalte der Präfektin auf Northwind freigehalten wurde, und die Tara Campbell derzeit benutzte: ein Schlafzimmer im hinteren Teil und ein Wohn- und Arbeitszimmer im vorderen, mit Toilette und Bad im Anschluss an den Schlafraum sowie einer Küche mit Esstisch neben dem Wohnraum. Alles in neutrallangweiligem Dekor eingerichtet.
    Crow kannte diesen Stil zur Genüge. Er hatte den überwiegenden Teil seiner diplomatischen und militärischen Laufbahn in seinen verschiedenen Ausprägungen verbracht. Manchmal war das unaufdringliche Standardmobiliar aus poliertem Hartholz, manchmal aus mattschwarzem Kunststoff, manchmal auch aus Chrom. Auf manchen Welten kam der lokale Geschmack in einer Neigung zu dunklem Rot, hellem Grün und Königsblau zum Ausdruck, auf anderen als Beige, Grau und Elfenbein. Guter Geschmack verlangte auf Northwind echtes Holz sowie Farben und Stoffe in gedämpften, aber nicht eintönigen Farben am kühlen Ende des Spektrums. Das offizielle Quartier der Präfektin war eine Variation desselben Themas.
    Der einzige Unterschied bestand darin, dass Tara Campbell ihre Unterkunft mit einer Reihe persönlicher Gegenstände gestaltet hatte: einem Bild ihrer Eltern im Silberrahmen, einer verzierten Messinglaterne von Sadalbari, mehreren Sesseln und anderen Möbelstücken, die nicht im generellen Stil des Quartiers gehalten waren, sondern der Einrichtung auf Castle Northwind ähnelten. Crow hatte seinem Quartier keine individuelle Note verliehen. Seit dem Brand von Chang-An hatte er auf dergleichen verzichtet. Irgendwie erschien es ihm illoyal, einer ihm zugeteilten Unterkunft einen Hauch von Zuhause zu verleihen, als hätte er damit ausdrücken wollen, irgendetwas könnte den Platz dessen einnehmen, was er verloren hatte. Das würde er nicht zulassen. Wenn er sein altes Zuhause schon nicht zurückbekommen konnte, konnte er doch zumindest dafür sorgen, dass er es nicht vergaß.
    Man hatte Crow auch ein Büro zugeteilt, nicht in der zweihundert Jahre alten Neuen Kaserne, sondern im gewaltigen, weit älteren Fort. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, den Besucher dort zu empfangen, aber schließlich hatte er entschieden, dass das Fort ein zu offizieller Ort für das Gespräch gewesen wäre, da er nicht als Vertreter Northwinds auftrat.
    Sein Quartier war in dieser Hinsicht nicht viel besser, doch er wollte die Verhandlungen auch nicht in einer Bar führen. Derartige Treffpunkte wählten Personen, die zwar über Geld verfügten, nicht aber über eine Autorität - oder die etwas zu verbergen suchten. Er war ein legitimer Gast auf Northwind und ein Paladin der Sphäre. Er hatte nichts zu verbergen.
    Die Kommkonsole fiepte zweimal. Das war das Rufsignal des Postens am Gebäudeeingang. Er nahm den Hörer ab. »Crow.«
    »Hier ist der Eingang, Sir. Jemand namens Jack Farrell ist hier am Informationsschalter und sagt, Sie erwarten ihn.«
    »Er ist geschäftlich hier«, teilte Crow dem Soldaten am anderen

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