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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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Crow und Tara Campbell in die Neue Kaserne zurück, bis zum Eingangstor in einem Dienstwagen, dann ließen sie Wagen und Fahrer stehen und gingen den Rest des Wegs zu Fuß. Inzwischen neigte sich der Wintertag dem Abend zu. Die Sonne hing tief über den Gipfeln der fernen Rockspires und die Schatten streckten sich weit über den Boden.
    Während sie so über das Gelände wanderten, ging Ezekiel Crow durch den Kopf, dass Einauge Jack Farrell der Countess offensichtlich nicht gefiel. Sie war ihm gegenüber natürlich von unangreifbarer Höflichkeit gewesen, wie es nur jemand sein konnte, der von Geburt an zum Diplomaten erzogen worden war - Farrell hatte wahrscheinlich nicht das Geringste gemerkt -, doch Crow hatte Tara Campbell gesehen, falls ihre Freundlichkeit echt war. Und er bemerkte den Unterschied.
    Er ertappte sich dabei, dass er sie schon minutenlang wortlos anschaute, den Kontrast der dunkel goldfarbenen Augenbrauen und Wimpern zur porzellanweißen Haut bewunderte und die Art, wie sich das kurz geschorene platinweiße Haar in ihrem Nacken kräuselte. Hastig blickte er weg. Er wollte dabei nicht von ihr erwischt werden, wie er sie wie ein besessener Stalker anstarrte - oder schlimmer noch: wie ein verliebter Jüngling.
    Möglicherweise war es schon zu spät. Tara Campbell warf ihm einen schnellen Blick von der Seite zu und fragte, beinahe zögernd: »Essen Sie heute Abend in der Offiziersmesse?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    In Wahrheit wusste er, dass er sich wie üblich eine der Fertigmahlzeiten aufwärmen würde, die er im Laden der Kaserne gekauft und in seiner Kochecke verstaut hatte. Aber das sagte er nicht. Stattdessen wartete er, wie sie reagieren würde. Denn es bestand kein Zweifel mehr für ihn, dass etwas geschehen würde.
    »Wir könnten in meinem Quartier essen, falls Sie möchten.« Tara Campbells Wangen schienen vage gerötet. »Ich koche uns etwas.«
    »Es wäre mir eine Ehre«, erwiderte er.
    Sie war noch immer rot. Das überraschte ihn, denn er hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie irgendetwas in Verlegenheit brachte. »Erwarten Sie aber nichts Besonderes«, warnte sie. »Ich kann genau drei Gerichte zubereiten, und die Köche daheim würden über alle drei lachen.«
    Er begleitete sie in ihr Quartier, wo sie sofort Fleisch und Gemüse aus dem winzigen Kühlschrank der Küche holte; Reis, Öl und Gewürze aus dem Hängeschrank und Töpfe aus dem Schrank unter der Spüle. Mit einer gewissen Erheiterung erkannte er, dass sie ihre spontane Einladung gründlich vorbereitet hatte, wie einen Militärfeldzug.
    Die Kochnische war zu klein, um ihr seine Hilfe anzubieten oder ihr irgendwie zur Hand zu gehen, ohne im Weg zu sein. Also gab er sich damit zufrieden, in der Tür zu stehen und ihr zuzusehen. Sie hatte ein Arbeitsbrett und ein schweres Messer, mit dem sie das Fleisch schnitt. Er war sich nicht sicher, welche Art Fleisch es war, aber es schien nicht von einer der gebräuchlichen terranischen Schlachtviehsorten zu stammen. Hätte er eine Vermutung abgeben müssen, hätte er auf etwas Einheimisches und vermutlich Echsenartiges gesetzt. Er hatte nicht vor nachzufragen. Im Verlauf seiner diplomatischen und militärischen Laufbahn hatte er schon seltsamere Mahlzeiten als Eidechse zu sich genommen.
    Nachdem sie die mysteriösen Fleischwürfel in einer Schale beiseite gestellt hatte, machte sich die Gräfin an das Gemüse: Zwiebeln, Knoblauch, Kürbis und Pfeffer erkannte Crow, und dann war da noch etwas Violettes, Knollenartiges, das ihm fremd war. Sobald alles klein gehackt war, erhitzte sie Öl in einer großen Sautepfanne und setzte in einem separaten Topf den Reis auf.
    »Es wird ein gemischtes Sadalbari-Curry«, antwortete sie auf seine Frage, nach einem lustlosen Gespräch über militärische Angelegenheiten, an dessen
    Ende er nach einem anderen Thema suchte. »Während ich dort stationiert war, habe ich es so oft gegessen, dass ich dachte, ich könnte es nicht mehr sehen. Als ich dann aber wieder hier war, habe ich es vermisst. Also habe ich mir ein paar Rezepte besorgt und daran gearbeitet, bis ich es beinahe richtig hinbekam.«
    Sie unterbrach sich kurz, um die Fleischwürfel in das inzwischen heiße Öl zu schütten, woraufhin lautes Zischen durch die Küche hallte. »Oder wenigstens so sehr fast richtig, wie ich es überhaupt jemals hinbekommen werde. In der Hinsicht hat es viel mit Politik gemein.«
    Ein interessanter Vergleich, dachte er, und ein Einblick in

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