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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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aufgewachsen war) vor dem Haus sitzenden alten Leuten und spielenden Kindern ein Bild von Anastasia Kerensky zu zeigen. Bis jetzt hatten ihre Fragen keine nützlichen Ergebnisse zu Tage gefördert, auch wenn die Kinder und vor allem die alten Leute alles über das Treiben ihrer Nachbarn wussten.
    »Das liegt daran, dass sie sich nicht den ganzen Tag Gedanken über die Arbeit machen müssen«, erklärte er Jock Gordon und Lexa Mclntosh in der Mittagspause über den Feldrationen. Heute dinierten sie Gersten-und-Lammfleischsuppe aus selbsttätig erhitzenden Dosen, genau das Richtige für die Hitze der Trockenzeit. »Deshalb sehen sie Dinge, die den meisten Leuten entgehen.«
    »Falls man sie dazu bringen kann zu reden«, warf Lexa ein. Ein abwesender Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Über die Hälfte von dem, was in Barra Station passiert ist, als ich ein Kind war, hat keiner von uns je mit den Erwachsenen geredet.«
    »Deswegen warst du auch eine Gefahr für die Gesellschaft«, stellte Jock fest.
    »Bin ich immer noch«, gab sie zurück. »Bloß hat das Regiment mir jetzt ein hübsches neues Lasergewehr gegeben, mit dem ich gefährlich sein kann.«
    »Dann bist du wohl die Expertin«, bemerkte Will. »Und wie bringen wir die Kids dazu, über das zu reden, was sie den Erwachsenen nicht sagen?«
    »Hast du schon mal an Bestechung gedacht?«
    »Für den Fall, dass es dir nicht aufgefallen sein sollte: Wir sind nicht gerade Millionäre«, wehrte Jock ab.
    Lexa schnaufte verächtlich. »Geld ist nicht alles.« Nach einer nachdenklichen Pause setzte sie hinzu: »Andererseits funktioniert Geld natürlich fast immer.«
    Wie sich herausstellte, war es jedoch nicht nötig, zu Bestechung zu greifen. Am Abend erreichten sie den bisher kleinsten Ort auf ihrem Weg. Benderville bestand nur aus ein paar verfallenen Häusern um einen Laden mit Tankstelle. Ein halbes Dutzend Kinder fuhr jeden Tag mit dem Distrikts-Schwebebus zur Schule fünf Dörfer weiter die Straße hinauf. Die Einsatzgruppe machte hier zum Abendessen Halt, als der Schulbus gerade seine Fahrgäste ablud und zur Heimfahrt wieder nach Norden drehte.
    Das Abendessen bestand erneut aus selbst erhitzender Suppe, diesmal Hühnersuppe mit Reis. Wie schon am Mittag hockten sich Will, Jock und Lexa gemeinsam in den Windschatten des TurnierPanzers. Nach ein paar Minuten bemerkte Will einen schlaksigen blonden Jungen, der seine Schulbücher zusammengebunden über der Schulter trug. Er stand ein paar Schritte entfernt und verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, während er den Soldaten beim Essen zusah.
    Als Will ihn anschaute, wurde der Junge rot und nahm sichtlich allen Mut zusammen, um ihn anzusprechen. »Seid ihr aus Fort Barrett?«
    »Aye«, antwortete Will.
    »Was macht'n ihr hier drauß'n?«
    Will schaute sich zu Jock und Lexa um. Lexa nickte. Nur zu, sagte ihr Gesichtsausdruck. Das ist einer, der redet. »Wir suchen jemanden.«
    »Ha'm die sich verirrt?«
    Will schüttelte den Kopf. »Sie wissen genau, wo sie sind. Aber wir wissen nicht, wo wir sie suchen müssen.«
    Die Augen des blonden Jungen wurden groß. »Sin' die böse?«
    »Böser geht's nicht«, antwortete Lexa mit einem Grinsen, dem man ansah, dass sie sich auf diesem Gebiet bestens auskannte.
    »Oh«, stieß der Knabe leiser aus.
    »Keine Bange«, sagte sie. »Letztes Mal haben wir ihnen gehörig in den Arsch getreten. Habe ich Recht, Lance Sergeant Elliott?«
    »Absolut, Lance Sergeant Mclntosh«, bestätigte Will. Zu dem Jungen gewandt, fügte er hinzu: »Wir müssen wissen, ob sie zurück sind, damit wir ihnen noch mal einen Tritt versetzen können.« Er zog das Blatt mit der Fotomanipulation hervor, die Anastasia Kerenskys momentanes Aussehen zeigte, faltete es auf und hielt es
    dem Jungen hin. »Einer von den Leuten, die wir jagen, sieht so aus. Eine Frau. Hast du sie irgendwo gesehen?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht hast du auch nur ihr Fahrzeug gesehen.«
    Wieder schüttelte der Junge den Kopf. »Hier ist niemand vorbeigekommen - außer euch.« Er stockte und auf seiner Stirn erschienen Falten. Will konnte ihn fast nachdenken hören. »Zählt ein Flugzeug auch? Ich hab nämlich ein paar Mal eins gesehen.«
    Will stellte seine Suppendose beiseite und stand auf. »Ich denke, der General möchte sich mit dir unterhalten.«
    »Ich weiß nich'... Vielleicht geh ich jetzt besser nach... «
    Lexas Arm zuckte vor und sie packte den Knaben, bevor er davonlaufen konnte. »O

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