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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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Verbindungen zu seinem früheren Leben gekappt, als er seinen Namen geändert und Chang-An verlassen hatte. Er hatte nie zurückgeblickt. Es dürfte nirgends in der Republik noch irgendetwas existieren, das Ezekiel Crow, Paladin der Sphäre, in Verbindung mit dem berüchtigten und nie identifizierten Verräter Liaos brachte.
    Dürfte nicht existieren, bemerkte sein Verstand, ist nicht dasselbe wie existiert nicht. Du kannst genauso gut nachsehen. Es noch länger vor dir herzuschieben hilft auch nichts.
    Zögernd öffnete er den Umschlag und zog den Inhalt heraus. Das Erste, was seine tastenden Finger fanden, war ein versiegelter Brief. Er legte ihn beiseite. Er würde noch reichlich Zeit haben, die Forderung des Erpressers zu lesen. Neben dem Brief enthielt der Umschlag Beweise: Bilder, medizinische Unterlagen, Kopien alter Dateien und Nachrichtenberichte, und ein dünnes Taschenbuch.
    Das letzte Objekt verwirrte ihn, bis er es näher betrachtete. Es war ein Sachbuch, eine Autobiographie aus einem Verlag in der Konföderation Capella. Dem Umschlagtext nach zu urteilen war der Autor, jetzt ein beliebter Romanschriftsteller von gewissem Bekanntheitsgrad in den capellanischen Systemen, während der Konflikte zwischen der Konföderation und der Republik in den vergangenen Jahrzehnten, einschließlich der Zeit des Liao-Massakers, ein niederer Geheimdienstoffizier gewesen. Wie viele alte Soldaten hatte er die Gelegenheit, die sich durch die Lok-kerung der Geheimhaltungsstufen für die Kriege seiner Jugend bot, ergriffen, um über das damalige Geschehen zu schreiben.
    Es fiel ihm nicht schwer, den für ihn relevanten Teil der Memoiren zu finden. Schließlich war Crow bestens mit dem Ablauf der Ereignisse vertraut. Ja, da stand es: »... für eine angemessene Vergütung die Kooperation eines unzufriedenen niederen Offiziers der planetaren Miliz sichern, eines gewissen Daniel Peterson, der dem ersten Landungsschiff gestattete, auf Liao aufzusetzen.«
    Kurz wusch eine Woge der Verärgerung über Crow hinweg und verdrängte seine Angst. Ich war nicht verärgert. Ich hatte einen Plan.
    Einen Plan, der nicht funktionierte.
    Er hätte funktionieren müssen. Die Republik hatte die Aktivitäten capellanischer Terroristen auf Liao seit Jahren ignoriert. »Zu unbedeutend, um eine Destabilisierung der örtlichen Lage zu riskieren«, hatte man argumentiert. Ein militärischer Überfall wäre ein Zwischenfall von einer Größenordnung gewesen, den man nicht unter den Teppich kehren und ignorieren konnte. Hätten die Capellaner das erste Landungsschiff nicht dreifach überladen, hätten Liaos planetare Streitkräfte die Angreifer auf dem Raumhafen e ink esseln kö nn en.
    Du hast ihr Geld angenommen, meldete sich sein Verstand wieder, und nicht erwartet, dass sie betrügen? Du hast verdient, dass dir dein Plan gleich am ersten Tag um die Ohren flog.
    Crow befahl den Stimmen in seinem Kopf, Ruhe zu geben. Seine damalige Dummheit - und er gestand sich ein, er war in jungen Jahren wirklich erstaunlich dumm gewesen - spielte jetzt keine Rolle mehr. Nun war klar, wie es zu seiner Entlarvung gekommen war. Der Feind, wer immer es war, hatte zufällig dieses Buch gelesen und war auf die beiläufige Erwähnung Daniel Petersons gestoßen. Und dann hatte er an diesem Fädchen gezogen, bis er das komplette Gewebe aufgelöst hatte.
    Er verspürte einen gewaltigen Drang, den Inhalt des Umschlags zu vernichten, aber er wusste genau, dass damit nichts erreicht worden wäre. Natürlich war alles, was man ihm geschickt hatte, Kopie oder Duplikat. Die Originale befanden sich irgendwo anders sicher unter Verschluss.
    Stattdessen zwang er sich, das Problem so nüchtern wie möglich zu betrachten. Anschuldigungen -es war immer besser, von Anschuldigungen zu sprechen statt von Tatsachen - konnte man bestreiten. Drohungen konnte man neutralisieren. Aber nicht von hier auf Northwind aus. Dazu benötigte er Zugang zum Senat
    und zum Exarchen und zu den einflussreichen Medien. Kurz gesagt, er musste nach Terra.
    Ich werde sofort abreisen, dachte er. Wenn ich erst an Ort und Stelle bin, sollte sich das in ein paar Monaten aus dem Weg räumen lassen. Und sobald es erledigt ist, kann ich wiederko mm en.
    Aber tatsächlich nach Terra zu kommen war gar nicht so einfach. Er brauchte ein Landungsschiff, und wenn möglich ein ziviles. Hielt sich auf dem Raumhafen eines auf? Er versuchte sich an den Flugplan der Linie zu erinnern, die nach dem HPG-Kollaps den heiß

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