Schatten der Wahrheit
des BattleMechs. Kurz nachdem sie fertig war und den Fusionsreaktor des Rudeljäger auf volle Leistung hochgefahren hatte, hörte sie die Stimme der Countess über die Funkverbindung.
»Auf drei rücken wir aus. Eins, zwo, drei.«
Die beiden Mechs drehten um und traten aus dem Hangar in die Morgensonne. Kapitänin Bishop schwang die Mecharme, während sie ging, und spürte die Kraft der Metall-und-Myomer-Glieder, die ihr durch lange Erfahrung so vertraut waren, dass sie wie Erweiterungen ihres eigenen Körpers schienen. Wenn sie im Cockpit eines Mechs saß, fühlte sie sich besonders lebendig und beinahe euphorisch. Die Aussicht auf den bevorstehenden Kampf verschaffte ihr einen angenehmen Adrenalinschub.
Sie schaltete das Mikro ein. »Bishop an Campbell, Überprüfung der Funkverbindung, Ende.«
»Höre Sie laut und deutlich«, antwortete die
Stimme der Countess. »Wie ist es bei Ihnen, Ende?«
»Auch bestens. Gehen wir auf Jagd, Mylady?«
Kapitänin Bishop war sich nicht sicher, doch es klang, als lachte die Präfektin. »Das ist das beste Angebot, das ich heute bekommen habe.«
Schon nach wenigen Kilometern wurde deutlich, wo die heftigsten Kämpfe tobten. Dichter Rauch hing über der Nordseite der Stadt. Bishop und die Countess erhöhten das Tempo von einem stetigen Marsch zu einem wogenden Spurt von fünfzig Stundenkilometern. BattleMechs waren nie unauffällig, bei dieser Geschwindigkeit aber brachten sie Fensterscheiben zum Klirren, und der Boden bebte unter ihren Schritten.
»Sie sollen ruhig wissen, dass wir kommen«, erklärte die Countess über die Funkverbindung. »So überraschen wir niemanden. Sich mitten in einem Feuergefecht an jemanden anzuschleichen ist eine gute Methode, wenn man erschossen werden will.«
Bishop spürte, wie ihr der Schweiß von der Stirn perlte, als sich das Cockpit des Rudeljäger erwärmte. Die Ortungsschirme leuchteten, alle Anzeigen waren im grünen Bereich, die Waffensysteme voll geladen und einsatzbereit.
»Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht«, bemerkte sie. »Aber ich will was umbringen.«
»Ich will erst einmal sehen, was los ist«, antwortete die Countess. »Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, dass das, was unser Mann als Angriff beschrieben hat, nicht in Wirklichkeit ein bewaffneter Rückzug ist.«
»Hoffen können wir ja«, meinte Bishop.
Jetzt näherten sie sich den Kämpfen. Ihre eigenen Truppen hatten sich gut verteilt eingegraben und waren bereit. Kerenskys Wölfe würden nicht nur Können, sondern auch Glück und massenhaft Stahl benötigen, um durchzubrechen. Andererseits brauchten die Highlanders Glück, um die Linie zu halten -denn verglichen mit den Truppen Northwinds verfügten die Wölfe über massenhaft Stahl. Und nicht nur das, sie hatten auch einen verheerenden Ruf.
Kapitänin Bishop wünschte, sie hätte dasselbe über die Highlander-Truppen sagen können, die derzeit die Hauptstadt verteidigten. Nach den Gefechten des vergangenen Sommers in den Rockspires und im Tiefland vor Tara verfügten sie über Einheiten mit Kampferfahrung, aber Dank ebendieser Gefechte waren es zu wenig. Jedenfalls für einen Kampf gegen blutgierige Wölfe. Deshalb hatte die Countess überhaupt erst mit Paladin Crow zusammengearbeitet und Farrells Söldner angeworben, um die Lücken zu schließen, bis neu angeworbene Soldaten ausgebildet waren.
Noch ein paar Sekunden, und sie waren durch die Linie und standen mitten im Kampf. Die Countess feuerte auf einen Condor mit Stahlwolf-Insignien, dann wich sie mit einem Satz der Antwortsalve Kurzstreckenraketen aus, die die Hilfstruppen des Panzers auf sie abfeuerten.
»Die Infanterie wird aufmüpfig«, kommentierte Bishop.
»Weil sie nahe heran können«, erklärte die Countess. »Wir sind in der Stadt. Sie können uns von oben und von unten angreifen und außer Sicht bleiben, bis sie dicht genug heran sind, um echten Schaden anzurichten.«
»Heimtückische Bastarde.«
»Da hören Sie von mir keine Widerworte«, bestätigte Tara Campbell. »Haben Sie außer unseren Leuten und den Wölfen schon irgendjemanden gesehen?«
»Negativ. Die GZ meldet keinerlei Nachricht von den Söldnern.«
»In Ordnung.« Die Stimme der Countess war gepresst. »Bishop, gehen Sie ins Lager der Söldner. Suchen Sie Farrell und fragen Sie ihn, wo zum Teufel er bleibt. Sorgen Sie für Bewegung. Und falls Sie unterwegs einen ausgebrannten Schwert-Mech sehen... «
»Weiß ich, was ich zu tun habe«, unterbrach Bishop.
Sie wendete
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