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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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falsch gespielt, dachte sie, und wissen es - »und meines gilt ebenfalls. Lassen Sie mich mit der Countess darüber reden.«
    »Beeilen Sie sich. Ich habe gerade einen Koshi im Fadenkreuz.«
    »Fünf Minuten. Höchstens zehn.«
    »Solange kann ich die Karten mischen«, antwortete Farrell. »Danach wird es Zeit abzuheben.«

Februar 3134, Winter
    Kapitänin Tara Bishop stellte schnell fest, dass die Countess of Northwind von Jack Farrells Vorschlag nicht begeistert war.
    »Ah ja«, stellte die Stimme Tara Campbells über die verschlüsselte Funkverbindung fest. »Ich soll also Ihr Leben eintauschen gegen... wogegen genau?«
    »Ganz Northwind«, antwortete Bishop. Jetzt, da sie den Entschluss gefasst hatte, verspürte sie statt ängstlicher Erwartung eine ruhige, wenn auch adrenalingeladene, Entschlossenheit. »Und mein Leben ist für mich nicht wertvoller als das Leben des jüngsten Rekruten des Regiments für ihn. Oder sie. Ich habe es nicht nachgesehen. Jedenfalls ist es nichts anderes als das, was wir alle geschworen haben, als wir uns verpflichteten.«
    »Falls es das ist, was wir alle geschworen haben, als wir uns für die Highlanders verpflichteten, dann sollte ich diejenige sein, die da draußen in einem leichten Mech einen Jupiter herausfordert, und nicht Sie. Und Sie können Verbindung mit Farrell aufnehmen und ihm das sagen. Wenn er ein Duell will, kann er gegen meinen Tomahawk kämpfen.«
    »Tut mir Leid, Ma'am, aber nein.« Bishops Ton war entschieden. »In diesem Gespräch ist nur jeweils ein Todeswunsch gestattet, und ich war schneller.«
    »Verdammt, Kapitän... Haben Sie überhaupt eine Ahnung davon, wie schwer es ist, einen neuen Adjutanten anzulernen? Und Sie sind der Beste, den ich je hatte.«
    »Danke, Ma'am. Mein alter Oberst hat mir vorhergesagt, dass ich viele Kämpfe zu sehen bekäme, falls ich unter Ihnen diene. Wenn dieser Krieg vorüber ist, können Sie ihm von mir ausrichten, dass er Recht hatte.«
    »Ich kann Ihnen das nicht ausreden?«
    »Ich fürchte nicht, Ma'am.«
    Bishop hörte einen Seufzer über die Leitung dringen. »Dann geben Sie ihm das Signal«, kapitulierte die Countess. »Sie haben meine Erlaubnis.«
    »Danke.« Tara Bishop schaltete das Kommgerät zurück auf die Frequenz, über die sie mit Jack Farrell gesprochen hatte. »Einverstanden.«
    »Meine Karten«, erklärte Farrell. »Ich mische. Ich hebe ab.«
    »Ich sagte einverstanden.«
    »Dann treffen wir uns in Sichtweite des Raumhafens. Ich in meinem Jupiter, Sie in Ihr em Rudeljäger, falls Sie sich trauen.«
    »Ich werde da sein«, versprach sie und unterbrach die Verbindung. Jetzt erklang nur noch das leise Gemurmel der allgemeinen Frequenz, während sich die Countess und die Einheiten der Highlanders in der
    Stadt darauf vorbereiteten, die Stadt zu verlassen und nach Westen abzuziehen.
    »Zusammenziehen und abrücken«... »Reihe bilden. Die Kranken und Verletzten«... »Automatische und Robotwaffen an den Raumhafen. Kerensky soll nicht wissen, dass wir fort sind«...
    Als Erstes bemerkte Kapitänin Bishop, dass die Mag-Res-Ortung ein Signal aus Richtung 045° relativ anzeigte, das langsam kräftiger wurde. Etwas Großes und Metallisches näherte sich von schräg rechts voraus. Als Nächstes bemerkte sie die ebenfalls zunehmend stärker werdenden rhythmischen Stöße einer hundert Tonnen schweren Masse, die gemächlich näher kam - sofern man dreißig Stundenkilometer als gemächlich bezeichnen konnte. Ihre Instrumente ver-zeichneten zuerst die Druckwellen, aber es dauerte nicht lange, und sie spürte sie bis ins Cockpit des Rudeljäger.
    Sie kehrte dem Raumhafen und den Stahlwölfen den Rücken zu. Vor ihr lagen die Stellungen von Jack Farrells Söldnern. Und zwischen beiden: die Highlanders. Solange Kapitänin Bishop kämpfte, konnten die Highlanders entkommen. Die Countess of Northwind hatte eine dünne Linie aus kranken und verwundeten Freiwilligen aufgestellt, die mit automatischen und Robotwaffen ausgerüstet waren und die Illusion einer Frontlinie aufrechterhielten. Farrell hatte den anderen einen Fluchtweg versprochen.
    Falls er nicht log. Falls er nicht eine gewaltige
    Kriegslist durchspielte und sie alle an einen Ort lockte, wo er die Verteidiger Northwinds entwaffnen oder töten konnte.
    Es ließ sich nicht ändern. Sie hatte nun einmal den Entschluss gefasst, sich ihm hier zu stellen, hier gegen ihn zu kämpfen und... sie sah den Mech kommen, einen gigantischen, schwerfälligen Koloss. Jack Farrells Jupiter.

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