Schatten der Zitadelle (German Edition)
kleines Kind hatte er die Erzählung in abgewandelter Form gehört. Und obwohl es nur eine Legende war, glaubte er fest daran, dass sie wahr war.
Broxx hingegen hatte sich weiterhin der Wegfindung gewidmet. Sich am Bart kratzend begutachtete er die alternativen Straßen. Als er sich entschieden hatte, stieß er ein erfreutes "Ach ja, genau!" aus und lief schnurstracks weiter.
Die Straße war sehr belebt und so musste Lurd immer wieder entgegenkommenden Passanten ausweichen. Allerlei Kreaturen aus allen Ecken Korrhas konnte man hier begegnen. Die meisten von ihnen trugen schmuddelige Kleidung und schienen auch sonst eher aus den unteren Schichten zu stammen.
So ist also Hom Gorok… nichts zu spüren von Reichtum, dem Markt, Handel... Nur zwielichtige Gestalten und merkwürdige Stände überall. Die Stadt der Ganoven und Zigeuner. Ich habe mir das alles glamouröser vorgestellt.
"Wir sind da", bemerkte Broxx und riss Lurd aus seinen Gedanken.
Der junge Mann hob seinen Kopf. Eine kleine hölzerne Tür war in die Wand des ein Hauses vor ihnen eingelassen, der Briefkasten der Wohnung voll gestopft und die Fenster verriegelt.
"Sicher, dass dein Freund hier lebt? Sieht mir nicht danach aus", fragte Margha.
"Das werden wir gleich sehen." Broxx klopfte laut an die Tür.
Nichts geschah.
Erneut klopfte er.
Wieder nichts.
Nach dem dritten, heftigeren Klopfen krächzte eine so quietschige Stimme, dass Lurd lachen musste:
"Hartnäckig, häh? Verschwindet!
Ich kann euch nicht helfen."
"Auch nicht einem alten Freund?"
"Bist du's etwa? Broxx bist du's?", fragte die Stimme ungläubig. Man konnte hören wie die Riegel an der Tür zurückgezogen wurden. Dann sprang sie auf und eine kleine Gestalt mit großer Nase und Ohren winkte sie hastig herein.
"Schnell", zischte sie. "Schnell!" Nachdruck lag in ihrem Ton.
Das einzige Zimmer war spärlich eingerichtet: kein Wandschmuck, kein Teppich. Nur einige wenige Stühle, ein Tisch und eine von der Decke herabhängende Lampe füllten den Raum.
Nachdem sich alle gesetzt hatten, fragte das graue, mit Warzen übersäte Männchen:
"Also, es is' ja schön, dass du dich mal wieder hier blicken lässt, aber wir wissen beide, dass du was von mir willst. Was is' es?“
"Du bist wirklich ganz der Alte geblieben, Ulgatz. Immer noch derselbe Flegel." Broxx lachte.
"Dann hoffe ich nur, du hast immer noch deine langen Goblinlauscher überall in der Stadt."
"Seit Monaten versuchen mich alle möglichen Leute zu erwischen, um Informationen aus mir heraus zu pressen. Deswegen hab' ich ersma alle Kontakte auf Eis gelegt, weisse? Ich sag' dir: Hier is' die Hölle los."
"Wieso? Klär mich auf, was vor sich geht."
"Naja… vor etwa einem Jahr is' unser König plötzlich gestorben. Dabei war er ja noch gar nich' so alt. Egal. Da hat's ihn dahingerafft und 'n Neuer kam. Erst war alles gut, Versprechungen eingehalten, das Geld is' geflossen wie in diesem Land… von Molch und Hose... oder so, blabla. Aber dann auf einmal wurd's still um ihn. Außerdem kam nach einer Weile auch neue Steuern, immer mehr. Ich kenn' 'n Haufen Leute, die 'n ziemlichen Batzen Geld für seinen Tod springen lassen würden. Und vor denen versuch' ich mich gerade zu verstecken. Keine Lust, fürs Abkratzen von dem König verantwortlich zu sein. Wer weiß, was die mit mir anstell'n, wenn die rauskriegen, dass ich's ausgeplaudert hab.“
Das hört sich nicht gut an. Wir brauchen die Unterstützung der Trolle und Riesen. Ein Krieg steht bevor."
"Ach, das Schattendings, was? Schon von gehört. Schlimme Sache. Aber mit der üblichen Bestechung wirst diesmal nicht weiterkommen. Nicht mal mit 'ner Batzillion Münzen. Aber ich kenn' da vielleicht jemanden, der dir helfen kann. Es is'der beliebteste Anwärter auf'n Thron…"
***
"Woher kennst du Ulgatz eigentlich? Kann man ihm auch wirklich vertrauen?", fragte Margha am Abend im Schankraum des Gasthofs „Zum kleinen Südländer“, in dem sich die vier eingerichtet hatten.
"Er ist ein alter Schwätzer", antwortete Broxx, "aber wir haben schon so Einiges miteinander erlebt. Als ich das erste Mal hier war, auf der Suche nach Aufträgen, hat er mir als Informant gedient. Das hat uns durch einige wüste Prügeleien und andere Geschichten geführt. Also ja, man kann ihm vertrauen. Ich zumindest vertraue ihm."
"Gut, dann tue ich es auch."
Die Halborkin setzte den Humpen an die Lippen und nahm einen tiefen Zug des kühlen Bieres.
"Und dieser Mgoz? Wir müssen ihn auf
Weitere Kostenlose Bücher