Schatten der Zitadelle (German Edition)
durchbohrt. Er ist vor etwas geflohen. Wahrscheinlich von einem Kampf. Der Blutverlust und die Erschöpfung haben ihn getötet. Wenn wir die Spuren verfolgen, kommen wir zum Schauplatz des Kampfes."
Wieder aus seiner Starre erwacht, antwortete Broxx: "Vielleicht... wollen wir gar nicht dorthin."
"Aber wir sind uns aber alle einig, dass in diesem Land etwas faul ist. Wir müssen herausfinden, was hier los ist“, schaltete sich Lurd ein.
"Na dann bin ich wohl überstimmt“, seufzte der Halbork.
***
Wo vorher noch tiefschwarze Nacht geherrscht hatte, erleuchtete der nunmehr blutrote Mond die Umgebung.
Es war die Nacht des Todesgottes Ramun von der man sagte, die Verbindung zum Totenreich wäre am Stärksten. Alle dreiundzwanzig Jahre zum letzten Neumond wurde sie von den Völkern Korrhas rituell gefeiert.
Doch nicht von den Njorndar. Nicht dieses Jahr.
Sssssst.
Die mit Eisenkügelchen bestückte Peitsche pfiff durch die Luft.
Neben ihm krümmte sich das Mädchen unter den Schmerzen des brutalen Übergriffs auf den Rücken.
„Mach schneller", ertönte es kalt von dem Sklaventreiber, der den Schlag ausgeführt hatte.
Orth stürzte sich zu ihr auf den Boden, nahm sie in den Arm, beschwichtigte die schluchzende, vielleicht vierzehnjährige Kleine.
Trotz des aufgeplatzten Fleisches, trotz der von Striemen überzogenen, blutigen Haut musste sie weiterarbeiten. Er wusste, dass sie sie sonst töten würden.
Sie gingen nicht gerade zimperlich mit den Gefangenen um. Schließlich hatten sie genug Sklaven.
Er wandte den Kopf zu dem Scheusal, dass immer noch darauf wartete, dass die Arbeit wieder aufgenommen wurde.
„Sie kann nicht mehr", flammte er auf.
Keine Reaktion.
Die leeren, türkisblauen Augen starrten noch immer auf die beiden Arbeitsverweigerer, die Peitsche zuckte unmerklich in seiner Hand.
Orth bemerkte es. Er bemerkte vieles, was unbemerkt bleiben sollte. Schließlich war er ein Krieger. Alle Njorndar führten ein Kriegerleben, doch er war einer der Besten gewesen. Und trotzdem waren sie nun besiegt und unterjocht.
In weniger als zehn Tagen hatten die Schatten Njornd einfach mit ihrer schieren Masse überrannt.
Sssssst.
Erneut sauste die Peitsche auf das Mädchen herab.
„Du Hurensohn! Steckt nicht wenigstens noch ein wenig Menschlichkeit in dir, du Rattenschwanz?“, fauchte Orth.
Sssssst.
Noch einmal knallte das Eisen auf die zarte Haut des Mädchens. Ihr Blut bedeckte schonen eine kleine Pfütze den Boden. Sie erschlaffte in seinen Armen und hörte auf zu atmen.
Sachte bettete Orth die Tote auf dem blanken Stein. Vor Wut zitternd stand er auf. Jetzt reichte es.
Die Hand des Schattens erhob sich erneut zum Schlag, doch noch ehe er vollständig ausgeholt hatte, zerbrach Orths Faust ihm den Kiefer. Blitzschnell schob sich der Nordling den Kopf seines Feindes zwischen beide Arme und brach ihm mit einer Drehung das Genick. Die Leiche warf er tiefer in die Mine.
Dann nahm er sich einen schweren Stein und befreite sich damit von der Fußfessel.
Ein zweiter Schatten stürzte auf ihn zu, den er mit einem gezielten Schlag in die Magengegend überwältigte und ihm mit einem brutalen Tritt auf den Hinterkopf den Schädel zertrümmerte.
Er nahm sich dessen Waffe - einen Streithammer - und brüllte:
"Zeit für Vergeltung! Wir holen uns unser Land und unsere Freiheit zurück!"
Den Hammer hoch erhobenen schrie er seinen Frust in einem tiefen Kampfschrei heraus.
Überall in dem Steinbruch überwältigten die Arbeiter nun, neu beflügelt, ihre Aufseher und griffen zu den Waffen, statt weiter Obsidium für den unbekannten Feind abzubauen. Das Kriegervolk der Njorndar war erwacht. Natürlich schonten sich auch die Frauen und Kinder nicht, denn alle Nordlinge genossen ab dem dritten Lebensjahr dieselbe Kampfausbildung.
Als Orth eine Fackel ergriff, erflammte der Zorn in ihm noch heißer.
Sie lassen uns bis in die Nacht hinein schuften, geben uns kaum zu Essen. Sogar heute, beim Blad Muun, unserem wichtigsten Fest, müssen wir arbeiten.
Wutentbrannt stürmte Orth durch das Bergwerk, schlug Schädel ein, zertrümmerte Brustkörbe, schlitzte mit einem frisch gefundenen Dolch durch das Fleisch seiner Feinde.
Das Schlachtenglück war auf der Seite der Njorndar, die Schatten waren völlig überrumpelt, reagierten unorganisiert und träge, die Mine stand bald beinahe gänzlich unter Kontrolle der Nordlinge.
Die rauen Krieger postierten sich vor dem Eingang des zum Himmel hin offen
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