Schatten der Zitadelle (German Edition)
liegenden Steinbruchs, wo sie nur wenig Fläche zu verteidigen hatten.
Plötzlich spürte Orth, der er gerade den Weg nach oben beschrieb, eine starke Hand auf der Schulter.
Erstaunt wandte er sich um und blickte direkt in die Augen seines Anführers. Skaald Thyssen, Herrscher über diesen Teil Njornds stand vor ihm in, genau so mitgenommen und verdreckt wie er selbst.
Insgesamt regierten fünf Klans das Land, ohne einheitliche Führung. Die Oberhäupter dieser Klans, Vereinigungen von etwa sechshundert Njorndar, trugen den Titel Skaald, was in der Gemeinsprache „Vater" bedeutete.
„Gute Arbeit, Junge", sagte Thyssen und klopfte dem Krieger mit dem geklauten Streithammer und der abgetragenen Fellkleidung nochmals auf die Schulter. Dir verdanken wir also das Ende dieser Knechtschaft?"
„Wenn man das so sagen will, ehrwürdiger Skaald..."
„Du bist tapfer, mein Sohn. Und schlägst dich wacker.“
„Knie nieder, Orth. Hiermit verleihe ich dir den Rang des Gwynbleid."
Der Skaald zeichnete mit dem Finger Runen auf Orths Haupt und Schultern.
Gwynbleid
, staunte dieser,
oberste Führer der Krieger… das hätte ich nicht zu träumen gewagt!
Er hob seinen Kopf, blieb aber noch auf den Knien. Thyssen setzte gerade zur feierlichen Vereidigung seines neuen Heerführers an, als Orth hinter ihm kleine blaue Lichter bemerkte. Schon öfter hatte er dieses Phänomen beobachtet.
„Skaald! Hinter REuch!", schrie er, stürzte sich auf den Klanführer, um ihn aus dem Weg zu schaffen, doch es gelang ihm nicht rechtzeitig.
Den leblosen Körper Thyssens mit der aufgeschlitzten Kehle in den Armen, lag er am Boden.
Nun trennte ihn ein zweites Heer von Schatten, das Hochlord Grain Darwal anführte, von seinen Leuten. Sie hatten sich in ihren Rücken teleportiert. Kurz erstarrte Orth vor Ehrfurcht vor der unglaublichen Macht der unbekannten Invasoren.
Die neuen Feinde begannen sofort, die unvorbereiteten, überraschten Nordlinge niederzumetzeln, Rinnsale von Blut flossen in den Steinbruch hinab doch sie ignorierten den hilflos am Boden liegenden Orth. Alle, bis auf einen.
Gemessenen Schrittes kam der Hochlord auf ihn zu. Zweifellos ein Schatten aufgrund seiner durchsichtigen, violetten Hautfarbe, doch die klaren, normalen Augen verrieten, dass er sich Ihnen freiwillig angeschlossen hatte und unkontrolliert, frei reagieren konnte.
Zitternd griff Orth nach dem Streithammer, doch die schweren Kettenstiefel nagelten seine Hand sofort auf den felsigen Grund.
"So so. Ein Aufstandsführer. Du weißt, was man mit denen macht? Vierteilen, bei lebendigem Leibe", spottete Darwal.
Die Angst, die Wut und die Verzweiflung trieben dem Nordling die Tränen in die Augen. Vergeblich versuchte er, die Waffe zu erreichen.
Der Hochlord erhob sein Schwert zum Schlag.
Orths Gefühlschaos ließ ihn beben. Plötzlich spürte er, wie eine fremde Kraft sich seiner zu bemächtigen versuchte. Heiß und kalt zugleich, jagte sie ihm einen Schauer über den Rücken.
"Wir können dir Vergeltung geben", flüsterte eine Stimme in seinem Kopf verlockend, schelmisch. "Wir rächen deine Freunde, deine Verwandten. Auch den Skaald. Lass uns herein."
Er hörte auf die Stimme, ließ sie herein.
Erschaudernd, zitternd, bebend, nur noch kurz die vielen blutrot leuchtenden Gestalten wahrnehmend, die den Hochlord und die Schatten attackierten, verlor er schließlich die Besinnung…
***
Broxx, Margha und Lurd saßen auf einer Anhöhe über dem Steinbruch, Valox putzte gemütlich sein weißes Fell. Sie hatten das Schauspiel in der Nacht des Blutmondes beobachtet und jetzt, am nächsten Morgen, diskutierten sie über das Geschehene, doch Broxx entzog sich dem Gespräch.
Er starrte auf das verwüstete Bergwerk, auf all die Toten der letzten Nacht. Rauchschwaden stiegen von den Gräben und den weiter entfernten Hütten des halb zerstörten Dorfes auf.
Immer noch waberten die Bilder lebhaft in seinem Kopf.
Der Steinbruch war grubenförmig angelegt, in mehrere Ebenen unterteilt. Die Njorndar mussten Steine hacken und transportierten gefundenes Obsidium ab.
Das Volk, das er von früheren Besuchen als rau, ungestüm, aber auch stolz und ehrenhaft in Erinnerung hatte, verrichtete Sklavenarbeit in einer Mine. Bei dem Gedanken kam ihm sein Mageninhalt hoch.
Ein Schatten strangulierte ein Mädchen zu Tode, der Nordling neben ihr rastete aus, tötete den Mörder. Seine Kameraden fielen mit ein, eine Revolution entstand.
Der Urheber des Aufstandes wurde
Weitere Kostenlose Bücher