Schatten der Zitadelle (German Edition)
Erinnerungen…
Broxx hatte eine Spur, ganz klar. Im schlammigen Boden an einer Stelle, wo weniger Pflanzen wuchsen, hatte er ein paar leichte Fußabdrücke entdeckt.
Die Form entsprach sichtlich der eines Hundes oder eines Wolfes, Luxe oder Pumas waren ausgeschlossen.
Der Mor'grosh schätzte das Alter der Spur auf ein paar Stunden, höchstens einen Tag, also frisch. Sein Herz schlug schneller, als er den Abdrücken folgte, die ihn weiter durchs Gebüsch führten, wo er anhand gebrochener Ästchen und zertretenen Moses und Pilzen den Weg seiner Beute weiterverfolgen konnte.
Einige Stunden folgte er dem vorgegebenen Pfad und schien langsam näher zu kommen, denn der schwarze Wollf legte sich, wurde aktiver. Aber mit aller Macht behielt Broxx die Kontrolle über sich, konzentrierte sich außer dem Fährtenlesen nur darauf, den Dämon zu unterdrücken. Mit der Zeit entwickelte sich jener brennende Schmerz, von dem er sich ganz leicht befreien konnte. Er müsste nur nachgeben...
Doch er tat es nicht. Dieses eine Mal noch und er wäre endgültig ein Schatten. Zu dem Gefühl des im Körper lodernden Feuers gesellte sich noch ein unstillbarer Durst, den seine Feldflasche nicht zu löschen vermochte. Und er schwitzte – seltsam verdicktes Blut. Gegen Abend - es war der letzte vor Ende der Frist - fühlte Broxx plötzlich etwas, das ihm den Sog des Dämons erleichterte. Der Durst linderte sich, er hörte auf zu schwitzen.
Hinter einer Baumreihe bemerkte er ein ein dumpfes Strahlen. Vorsichtig trat er heran, schob mit der einen Hand sachte die Blätter beiseite, während er mit der anderen die Augen gegen das grelle Licht abschirmte. Auf der Lichtung, die vor ihm lag, schien der Schnee selbst zu leuchten, Kiefern und Tannen setzte sich satt von der sonst weißen Landschaft ab. Doch im Zentrum des pflanzenlosen Platzes befand sich ein Lichtpunkt, dessen wahre Gestalt der Mor'grosh nur unter größten Mühen und mit zusammengekniffenen Lidern ausmachen konnte.
Aber nachdem er seinen Blick konzentriert hatte, war es ganz klar: es war der Weiße Wolf.
Leichtfüßig und majestätisch stolzierte er in seiner astralen, halb durchsichtigen Gestalt mit dem tatsächlich weißen Fell über die Lichtung. Vor Aufregung rasenden Herzschlages gab Broxx Valox, der ihm die ganze Zeit auf seinen Befehl hin unauffällig gefolgt war, das Zeichen.
Der Rakatosch schlich sich an und stürzte auf die Lichtung, begrub den Weißen unter seinen Klauen.
Doch im selben Moment durchfuhr Broxx ein unwiderstehlicher Impuls, der sofort den Wolfsdämon in ihm die Kontrolle übergab. Er verwandelte sich. Es war aus, alles war vorbei…
Schon zwei Stunden folgte Margha der Fährte, die sie mit ihren schamanistischen Fähigkeiten entdeckt hatte, jetzt aber auch ohne diese keine Mühe hatte, den Pfad nicht zu verlieren.
Zweierlei Fußspuren hatten sich in den Schlamm gedrückt: tierische, mit vier länglichen Zehen, Krallen und einer dreiecksförmigen Sohle und humanoide, das hieß von Stiefeln.
Wie Margha vermutete, gehörten die tierischen Abdrücke dem Weißen Wolf und die humanoiden einem ihrer Gefährten - der Größe nach zu urteilen Broxx. Sie stapfte weiter durch den Schnee. Nachdem sie unter zwei großen Tannen durchgegangen war, lag plötzlich eine sonderbare Lichtung vor ihr: aus dem unwirklichen Licht heraus stachen vier Elemente scharf hervor.
Zum einen die äußerst gesund aussehenden, grünen Bäume. Zum anderen ein Wesen mit dunkelgrauem Fell und rot glühenden Augen. Ansonsten glich es einem Wolf, nur anderthalbfach so groß.
Dann war da auch noch violettes, durchscheinendes Wesen, das aussah wie ein stattlicher Mor'grosh, nur als Schatten.
Und am Boden lag Broxx. Ohne Zeichen einer Verletzung, mit beigefarbener Haut wie an dem Tag, als sie ihn kennengelernt hatte. Sie stürzte zu ihm, fühlte seinen Puls.
Der Erdenmutter sei Dank! Er atmet!
Beim Versuch, ihn wachzurütteln, betrachtete sie die zwei merkwürdigen Kreaturen vor ihr, die sie gar nicht beachteten, so überrascht waren sie.
"Die Vereinigung beider Wölfe… aber was tue ich hier?", murmelte der Schatten, der näher zu ihr stand, und starrte an sich hinab.
Der Wolf ignorrierte die Frage einfach, heulte auf, rannte angriffslustig auf den Schatten zu, doch der wich mühelos aus, stieß sich vom Boden und dann vom Kopf des Grauen ab und landete hinter ihm.
Wütend drehte sich die Bestie um und wollte erneut attackieren, doch der Unbekannte kam ihm zuvor. Im
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