Schatten der Zitadelle (German Edition)

merkwürdig schwer. Schon den ganzen Tag wurde ihm beim Anblick von Essbarem übel.
    So auch, als die Gruppe ihr Nachtlager an einem kleinen Fischweiher zwischen zwei Straßen aufschlug, worauf Broxx prompt einige Forellen fing und am offenen Feuer briet.
    Es roch herrlich nach dem Rauch, den frischen Beeren, mit denen sie die Fische eingerieben hatten, und dem saftigen weißen Fleisch. Trotzdem brachte Lurd einfach nichts herunter.
    "Junge, was ist denn los mit dir?", fragte der Mor'grosh, während er an einer fetten Forelle am Spieß nagte. "Iss was, es schmeckt wirklich lecker."
    Lurd senkte den Blick.
    "Ich hab einfach keinen Hunger."
    "Ist irgendwas?" Margha runzelte die Augenbrauen.
    "Ich weiß nicht… irgend so ein mulmiges Gefühl grummelt schon den ganzen Tag in meiner Magengegend. Schaut mal zum Himmel." Dichte Wolken zogen sich am nächtlichen Zelt zusammen. "Genauso wie das fühlt sich mein Bauch an."
    Immer stärker ließ der Wind die Mäntel wehen, das Feuer flammte sachter, tänzelte auf dem Holz. Mit lauten Donner setzte plötzlich Regen ein. Dicke Tropfen prasselten schneller und schneller auf die Erde und das Feuer erlosch. "Oh man! Das Wetter verdirbt uns das ganze Essen!", schimpfte Broxx.
    Lurd begann mit den Zähnen zu klappern, denn die Temperatur sank plötzlich rapide ab.
    Dunkelheit breitete sich über das Lager, sodass einzig Donner und Blitze den Nachthimmel erhellten. Wie auf einen stillen Befehl hin erloschen auch diese und hüllten die Gefährten in einen gespenstischen schwarzen Schleier.
    Nach einigen Minuten, während denen sie ratlos und unruhig um das erloschene Feuer saßen, hellte plötzlich etwas die Umgebung auf. Einige Augenblicke lang sank in der Ferne ein bläulicher Stern auf die Erde hinab, bis er irgendwo hinter dem Horizont verschwand
    Im cyanfarbenen Licht konnte Lurd sehen, wie sich Broxx' Augen vor Entsetzen weiteten. Sein Mund ging auf und zu, er starrte ins Leere.
    "Packt das Wichtigste zusammen! Fliehen, wir müssen fliehen!", ächzte er mit heiserer Stimme.
    "Broxx… was…"
    "Flucht! Schnell!" Der Mor'grosh unterdrückte Lurds Frage und begann im Lager umherzurennen.. Als die Gefährten erkannten, wie ernst es Broxx war, sammelten sie panisch alles, was man verzehren oder als Waffe gebrauchen konnte auf und verstaubten es irgendwie, hauptsache schnell.
    Der Halbork saß als Erster auf Valox' Rücken, die anderen folgten kurz danach.
    Hals über Kopf preschte das ungewöhnliche Reittier los, es spürte die Gefahr.
    "Broxx! Vor was fliehen wir eigentlich?", keuchte der Junge, nachdem sie ein ganzes Stück zurückgelegt hatten.
    Vor einem der grausigsten Ungeheuer, die diese Welt bewohnen…"
    "Schlimmer als Drachen?", fragte Lurd entsetzt, mit lebhafter Erinnerung vor Augen. Seltsamerweise war sein ungutes Bauchgefühl nun verflogen. Das Adrenalin schien ihn wieder fit zu machen.
    "Schlimmer als Drachen", bestätigte Broxx und setzte eine finstere Miene auf.
    Lurd seufzte. "Oh man! Diese Unwissenheit ist schlimmer als alles, was du uns jetzt sagen könntest. Also spuck's schon aus!"
    "Es ist ein Sturmreiter."
    Der junge Mann wurde bleich, denn er hatte schon von diesen Wesen gehört. Man sagte, die Wut treibe sie an, und ließe sie schneller reiten als den Wind. Ihre Opfer nähmen Sie mit in einen Turm im Himmel, wo sie ihn langsam zu einem von ihnen machen würden.
    Schweigen breitete sich in der Gruppe aus, nur die eiligen Tritte des Rakatosch auf dem nassen Grund und das bösartige Fauchen der Gewitterwolken waren zu hören. Jeder lauschte und schaute sich um, ob er nicht den Sturmreiter erblickte. Auch als sie sich den violett leuchtenden Kristallwald in der Ferne näherten, blieben sie still. Die Nerven zum Staunen hatten sie ohnehin nicht. Trotz der gänzlich aus weißem Kristall bestehenden Bäume und der magischen Aura dieses einmaligen Wuchses, saß die Angst einfach zu tief im Nacken.
    Sie war nicht unbegründet.
    Zitternd sah Lurd sich um. Hinter ihnen, etwa eine halbe Meile entfernt, rauschte eine von zuckenden blauen Lichtern umgebene Gestalt auf sie zu. Tatsächlich war sie schneller als der alles, was er jemals gesehen hatte.
    Broxx fluchte.
    "Scheiße! Wir können ihm nicht entkommen. Absitzen und formatieren, Rücken an Rücken!", brüllte er und zügelte Valox Schritt.
    Um eine Kristalleiche mit dickem Stamm herum stellten sie sich auf, der Baum sollte die ungeschützte Hinterseite decken.
    Nervös zog Lurd seinen Bidehänder aus der am