Schatten der Zitadelle (German Edition)
Rückengurt befestigten Scheide. Margha war dann schon in die magische Trance verfallen, in die sie vor Kämpfen immer eintrat,
Broxx wartete mit zu Stein erstarrtem Gesicht, die Arme vor dem massigen Brust verschränkt. Reißer spannte sich an zwei gekreuzten Lederriemen über seine Schultern und dürstete - scheinbar gierig leuchtend - nach dem Kampf. In den Himmel blickend schützte Lurd die Augen mit vorgehaltener Hand vor dem gleißenden Licht der Blitze, die aus dem Wolkenmeer zuckten.
Auf einem bläulich silbernen Pfad preschte der Sturmreiter heran. Sein Pferd war von und steter Gestalt, verschwommen und sich ständig verändernd, wie dichter Nebel. Einzig das Zaumzeug und der Sattel bestanden aus richtigem Material – zusammengeflochtene Obsidianketten.
Der Reiter selbst schien ein ganz normaler Mensch zu sein. Das heißt, mit seiner recht geringen Größe, dem dichten, weißen Bart und dem mächtigen Streithammer auf dem Rücken ähnelte er eher einem Zwergen.
Jedoch belehrten die Geschwindigkeit, mit der er noch während dem rasanten Ritt ab sprang, und die Leichtigkeit, die er bei der Landung auf der von schimmernden Kristalladern durchzogenen Erde vorzeigte, jeglichen Skeptiker eines Besseren. Zudem zuckten grelle Blitze über seine starken Arme und den nackten Oberkörper.
Nur eine graue Hose und Fellstiefel bedeckten seine blasse Haut, aber dennoch schien er in der mit seiner Ankunft aufgezogenen Eiseskälte nicht zu frieren.
Entschlossen trat der kleinwüchsige Mann an die Gruppe heran. Er musterte sie wachsamen Blickes aus den tiefblauen Augen.
„Ergebt euch", sprach er selbstbewusst. Seine Bassstimme klang melodisch, geradezu sympathisch. „Dann werde ich euch kein Haar krümmen."
Broxx runzelte die Stirn. "Ergeben? Wem? Wir beide wissen, dass Reiter nur töten. Als Futter für eure grausamen Tiere, fleischfressende Albe. Wem dienst du also?"
„Ich diene niemandem." Die Stimme tönte nun beleidigt und barsch. „Du weißt genau, wer euch will. Und er verspricht genug Fleisch für hundert Jahre im Gegenzug für eure Auslieferung."
"Der Schattenkönig schickt dich?"
Der Reiter nickte.
"Dann kennst du ja unsere Antwort."
"Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest. Lange hatte ich keinen ordentlichen Kampf mehr."
Jegliches Sympathische war nun aus der Stimme gewichen. Filigran dehnte und streckte sich der von statischen Entladungen umgebene Zwerg, ehe er den schweren Hammer zog. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden.
"Na dann können wir ja beginnen!" Er klatschte in die Hände.
Sofort schnellte ein Stromstoß aus diesen hervor, der Margha völlig unvorbereitet gegen die Brust donnerte und sie gegen die Eiche warf. Unter der Wucht des Aufpralls zerbrachen die Kristalle in tausend Splitter, die Mor'grosh lag bewusstlos in den Trümmern.
Entsetzensschreie von Lurd zerrissen die darauf folgende Stille.
"Eine Magierin, was? Blöd gelaufen, von diesen Tricks lasse ich mich nicht besiegen. Das erfordert schon eine ganze Menge Manneskraft und Schweiß." Er blickte zu Lurd. "Und wenn du dich einmischst, dann passiert dir das Gleiche wie eurer kleinen Freundin."
Nur mit Mühe konnte Broxx noch an sich halten, stürzte nicht auf den Gegner zu, das sah der Junge. Der Halbork knirschte mit den Zähnen und zog die Waffe.
"Das bin ich gerne bereit aufzubringen", zischte er und schlug ansatzlos auf den Sturmreiter ein, der jedoch mühelos auswich. Für die Zeit der Bewegung schien er gar gänzlich zu verschwinden.
Broxx deckte dem Feind mit einem wahren Schlaghagel ein, doch keiner der Hiebe traf auch nur auf eine Parade.
Plötzlich blockte der Reiter einen seitlich geführten Schlag so heftig, dass Broxx beinahe den Griff des Krähenschnabels losließ.
Blitzschnell schlug er anschließend dem Mor'grosh die Faust ins Gesicht. Es krachte, Blut schoss aus den Nasenlöchern. Das ohnehin schon angeschlagene Jochbein war gebrochen und Broxx lag benommen am Boden.
Aber der Reiter ließ ihn aufstehen, die neben ihm liegende Waffe aufheben und weiterkämpfen. Lurd stand daneben und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Ein Einmischen war unmöglich und sonst blieb ihm nur, den er Zweikampf zu beobachten. Dennoch hielt er sich, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Margha in Ordnung war, bereit, auf eine winzige Unaufmerksamkeit des Gegners wartend.
Immer langsamer erfolgten Broxx' Angriffe, eine Lache von Blut tränkte bereits den Boden und er kassierte immer mehr harte Faustschläge
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