Schatten der Zitadelle (German Edition)
Handumdrehen packte er sie an der Kehle, hob sie hoch.
"Ich habe keine Lust zu spielen, Hündchen", presste der Schatten zwischen den Lippen hervor. Gleichgültigkeit glänzte in seinen Augen. "Ich wurde aus meinem Wirtskörper geholt… und… plötzlich… kann ich tun, was ich will." Er drückte die Gurgel des Grauen zu. "Komm heraus, Weißer, oder ich töte euch beide."
Der Wolf gehorchte. Noch hell erleuchtete der Schein die Lichtung. Der Weiße stand auf der Lichtung, während der Schatten dem Schwarzen den Kopf abriss. Ohne zu zögern, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, obwohl das Blut ihm ins Gesicht schoss.
Dann wandte er sich zu Margha.
"Wir sehen uns wieder."
Er verschwand in die sternenlose Nacht.
***
Nachdem der Feind weg war, tat der Weiße Wolf etwas Sonderbares. Langsam trat er auf Broxx zu, beäugte ihn, stupste ihn mit der Schnauze an - und verschwand.
“Ich bin frei! Frei vom Dämon!“ Der Mor'grosh schrie seine Erleichterung heraus.
Margha schwieg. Sie wusste, dass sie nichts zu sagen brauchte. Anschließend pfiff Broxx Valox herbei.
"Na, du Schisser? Hast dir beim Anblick der Wölfe und des Schattens ganz schön ins Fell gemacht." Er strich über die Mähne des Rakatosch, der genießerisch schnurrte, und saß dann auf.
"Du weißt das?" Margha schien verwirrt.
"Ich weiß alles. Der Weiße hat mir gezeigt, wie er und sein Bruder vereint als grauer Wolf gegen diesen sonderbaren Schatten gekämpft haben. Wir er sie mühelos besiegt hat und danach verschwunden ist. Was er gesagt hat."
"'Wir sehen uns wieder'…", murmelte sie. "Ihn will ich nicht zum Feind. Seine bloße Anwesenheit jagt mir Schauer über den Rücken."
"Er ist nicht unser Feind", sagte Broxx und reichte Margha die Hand, um sie auf Valox' Rücken zu ziehen. Sobald sie saß, preschte die große Katze los, der Halbork hatte sie mit den Versen angefeuert.
"Warum reiten wir so schnell?", wunderte sich Margha, leicht erbost über die Schweigsamkeit.
"Der Weiße hat mir gezeigt, dass das Dorf angegriffen wird. Lurd ist schon wieder da."
"Oh…", erwiderte die Mor'grosh nur und begann sofort, jegliche Gedanken darauf zu konzentrieren, die Verbindung mit der Natur herzustellen, die sie brauchte, um die Schamanenkräfte abrufen zu können.
Sie schloss die Augen. Beruhigte den Herzschlag. Das Dunkel erleuchtete sich langsam.
Nach und nach trafen blau schimmernde Strukturen vor ihr inneres Auge. Die Natur stellte sich durch pulsierende Venen dar, sie registrierte den Weg der Mineralien durch die Pflanzen. Ihr Herzschlag passte sich dem natürlichen Puls an.
Schlagartig ging das blaue Leuchten in wieder dunklere Gebilde über. Das hieß, sie verließen den Wald und waren dem Dorf somit sehr nahe. Sie öffnete die Augen.
Ein roter Schein erhellte den Horizont, Rauch stieg auf. Das Dorf brannte.
Mit Valox' Eiltempo - noch angetrieben von Broxx - näherten sie sich den Kämpfenden, die an zwei Stellen, an denen sie die Palisaden hatten zerstören können, in die Ruinen des Dorfes Gjallarond eindrangen.
Noch während der Rakatosch auf die Rechte der beiden Lücken, wo es um die wenigen Nordlingskämpfer in ihren primitiven Plattenrüstungen schlecht stand, zu eilte, stieß der Mor'grosh sich kraftvoll von dessen Rücken ab, landete in einem Haufen Feinde und wirbelte mörderisch um sich. Nach wenigen Sekunden lag ein Leichenhaufen um ihn herum.
Viele waren die Schatten nicht, die Darwal von einigen Metern hinter den Palisaden aus dirigierte, doch im Vergleich zu der Zahl in Njorndar waren sie bei Weitem in der Übermacht.
Für die flüchtigen Sklaven alleine hätte es alle Mal gereicht, aber sie hatten nicht mit Broxx, der sich wie der Sensenmann durch ihre Reihen mähte, Lurd, der eisern einen der Durchgänge beinahe alleine verteidigte, Margha, die die Moral und Kampfeskraft aller mit ihren Kräften stärkte, und Valox, dessen Fänge und Klauen sie reihenweise zerfetzten, gerechnet.
Doch Darwal war kein Feigling. Obwohl sich die vier Derwische durch seine Soldaten metzelten, obwohl sich die Schlacht langsam aber sicher zu Gunsten der Nordlinge wandte, griff er ins Geschehen ein. Furchtsam wichen die ehemaligen Sklaven vor dem rotbärtigen Mann mit stählernen Prinzipien und der unbarmherzigen Miene, der sich freiwillig in die Dienste des Schattenkönigs begeben hatte, zurück.
Mit einigen Streichen seines gewaltigen Bidehänders brachte er gleich drei Njorndar den Tod, noch ehe Broxx ihn in einen Zweikampf
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