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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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schon am nächsten Tag muss ich beweisen, dass ich es diesmal ernst gemeint habe.

In geheimer Mission
    Am Vormittag habe ich Jonas mit den Fröschen geholfen, und als wir ins Camp zurückkehren, sind wir beide ziemlich erledigt. »Heute klettere ich nicht mal mehr da rauf«, sagt Jonas und zeigt mit dem Daumen auf den umgestürzten Urwaldriesen. Es macht uns Sorgen, dass wir auch diesmal nur sehr wenige Arten gefunden haben. Nachdem wir unsere magere Ausbeute an DNA-Proben katalogisiert und verstaut haben, legt sich mein Forscherkollege zu einer Siesta in seine Hängematte, und ich gehe mir ein Sandwich machen, um meinen knurrenden Magen zu beruhigen.
    Falk, Lindy und die anderen sind beim Ausrüstungszelt. Ich geselle mich zu ihnen, kaue an meinem Sandwich und schaue zu, was sie machen. Falk trägt eine Datenbrille und bemerkt mich nicht, als ich herankomme. Mit winzigen, präzisen Bewegungen bedienen seine Hände eine Fernsteuerung, aha, der Quadrocopter ist gerade im Einsatz. Er fliegt ziemlich hoch, das Bild auf dem Monitor zeigt die Brokkoli-Landschaft der Baumkronen. Sonnenlicht flutet mir durch die Linse entgegen. Jetzt gleitet die Kamera weiter, erfasst eine Lücke im Wald, eine Lichtung … nein, es ist keine Lichtung, ich sehe Baumstümpfe, eine Rauchsäule, Menschen. Der Schock fährt mir durch den ganzen Körper. Auch hier. Auch hier! Hat Falk nicht gesagt, das hier in Guyana sei der letzte unberührte Regenwald? Sieht so aus, als sei es damit vorbei. Vielleicht ist der Wald, den wir jetzt erforschen, in ein paar Monaten schon nicht mehr da. Mir ist zum Heulen zumute.
    »Ich glaube, es sind ungefähr zehn Leute«, sagt Lindy nüchtern. »Kannst du näher herangehen, Falk?«
    Falk schüttelt kaum merklich den Kopf. »Nicht, ohne dass sie es merken.«
    »Hat jemand die Abholzung genehmigt oder sind die Typen illegal da?«, mische ich mich ein und Michelle sagt knapp: »Illegal.« Sie streicht sich nachdenklich über das Kinn. »In ein paar Stunden zu Fuß müssten wir sie erreichen können.«
    Der Quadrocopter legt sich in die Kurve, fliegt jetzt so schnell, dass auf dem Bild nur noch verwischte grüne Streifen zu erkennen sind. »Sobald ich ihn am Boden hab, gehen wir los«, sagt Falk. »Lindy? Pancake?«
    Lindy nickt grimmig und Pancake sagt: »Gib mir eine Minute, ich bereite alles vor. Wir ziehen es durch. Now or never.«
    Irgendetwas haben sie vor, sie machen sich nicht mal die Mühe, es zu verbergen. Ich wüsste nur zu gerne, was sie planen. Aber wie hoch ist jetzt noch die Chance, dass sie mir das anvertrauen? »Was wollt ihr denn machen?«, frage ich trotzdem, ganz beiläufig, damit die anderen nicht denken, ich wolle sie wieder auf irgendeine Weise anklagen. Und weil ich Holzfäller – Baummörder! – noch nie ausstehen konnte, füge ich spontan hinzu: »Kann ich mit?«
    Die vier tauschen einen Blick.
    »Meinst du das ernst?«, fragt Lindy, sie klingt positiv überrascht.
    Ich nicke. Alle warten, was Falk dazu sagen wird, ich spüre es – er ist es, den sie anblicken, nicht Michelle, die offizielle Gruppenleiterin. Und Falk wiederum sieht mich an, auf diese forschende und nachdenkliche Art, die ich schon kenne.
    »Keine schlechte Idee«, sagt Falk schließlich, und erst jetzt merke ich, dass ich die ganze Zeit über den Atem angehalten habe.
    Die anderen wirken noch skeptisch. Michelle wendet sich an Falk. »Es ist ein Risiko«, sagt sie. »Bürgst du für sie, Falcon?«
    Ihr Ton ist scharf, doch Falk wirkt nicht im Geringsten eingeschüchtert, er blickt Michelle geradewegs in die Augen. »Ich bürge für sie.«
    »Ist sie denn fit genug?«, fragt Lindy, wippt auf den Zehenspitzen und mustert mich von oben bis unten. »Wir werden uns beeilen müssen, wenn wir noch vor der Dunkelheit zurück sein wollen.«
    Es ist ein seltsames Gefühl, dass hier alle über mich reden, obwohl ich direkt danebenstehe. Gerade habe ich den Mund geöffnet, um selbst zu antworten, da kommt mir Falk schon zuvor. »Sie ist fit. In München hat sie mich in Grund und Boden gerannt.«
    »Na, dann ist ja alles klar«, meine ich, einfach weil ich das Gefühl habe, dass ich gerne auch mal wieder etwas sagen würde.
    Falk dreht sich mir zu, seine Augen wirken dunkel im grünen Dämmerlicht des Regenwaldes. »Pack deinen Rucksack. Nur eine Wasserflasche und ein paar Energieriegel. Sobald der Copter zurück ist, geht es los.«
    Mein Herz pocht wie nach einem Sprint, als ich an einem der Kanister meine Wasserflasche auffülle.

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